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Spurensuche in Bankarchiven
CS-Untersuchung zu Nazi-Geldern: Milei sichert Amerikanern Hilfe zu

Argentiniens Präsident Javier Milei verlässt das Holocaust-Museum nach einer Veranstaltung zum Jahrestag des Internationalen Holocaust-Gedenktages in Buenos Aires am 27. Januar 2025, umgeben von Sicherheitsleuten.
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In Kürze:
  • Javier Milei unterstützt die US-Untersuchung zu Nazi-Konten der Credit Suisse.
  • Die Ermittlungen konzentrieren sich auf CS-Archive mit nicht ausgewerteten Dokumenten.
  • Die USA loben die Zusammenarbeit mit der UBS für die historische Aufarbeitung, die CS hatte sich dagegen gesträubt.
  • 2026 wird der Abschlussbericht zur Untersuchung erwartet.

Die Vergangenheit der CS ist mit ihrem Untergang noch nicht abgeschlossen. Nun hat der argentinische Präsident Javier Milei zugesagt, die Amerikaner bei der Untersuchung von angeblichen oder vermuteten Nazi-Konten der damaligen Credit Suisse zu unterstützen.

Konkret hat Milei Einsicht versprochen in Dokumente über die Finanzierung von geheimen Fluchtrouten für Nazis, wie US-Senator Chuck Grassley kürzlich mitteilte. Als Vorsitzender des Rechtsausschusses im US-Senat leitet er die Untersuchung zu möglichen bisher nicht aufgedeckten Nazi-Kunden der CS.

Morgen Mittwoch stehen die Nazi-Verbindungen des Schweizer Finanzplatzes um den Zweiten Weltkrieg im Zentrum einer Senatsanhörung.

Die Vorwürfe des US-Senats, bei den Untersuchungen zu Nazi-Bankkonten in den 1990er-Jahren-Informationen zurückgehalten zu haben, hat die damalige Credit Suisse stets zurückgewiesen. Dennoch liess sie 2020 die erneute Untersuchung ihrer Geschichte im Zweiten Weltkrieg zu. Sie beauftragte den ehemaligen US-Staatsanwalt Neil Barofsky 2021 als unabhängigen Ombudsmann, möglichen bisher nicht aufgedeckten Nazi-Kunden nachzugehen.

UBS unterstützt Erfassung alter Konten mit Nazi-Bezug

Die damalige Grossbank entliess Barofsky zwar ein Jahr später, doch die UBS stellte ihn 2023 nach der Übernahme der Credit Suisse wieder ein. In einem Zwischenbericht der Amerikaner von diesem Januar kommt die CS schlecht weg: «Die Credit Suisse hat über Jahre hinweg weitere Beweise für Verbindungen zu den Nazis verborgen und sogar versucht, Informationen vor unserer Kongressuntersuchung zu verheimlichen.» Die UBS betonte darauf, Neil Barofsky vollumfänglich zu unterstützen und zur Erfassung alter Konten mit Nazi-Bezug beitragen zu wollen, die zuvor bei den Vorgängerbanken der Credit Suisse gehalten wurden.

Argentinien spielt bei der Untersuchung, die die dunkle Vergangenheit des Schweizer Finanzplatzes erneut ins Licht rückt, eine wichtige Rolle. Denn es war ein argentinischer Ermittler, der die neue Untersuchung ausgelöst hat, nachdem er dem Simon Wiesenthal Center eine Liste mit rund 12'000 Namen von deutschen Nazis aus Argentinien übergab. Davon sollen viele Kunden der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) gewesen sein, die 1997 in der Credit Suisse aufging und dann 2023 in der UBS.

Laut der jüdischen Nichtregierungsorganisation versprachen schon einige frühere argentinische Staatsoberhäupter volle Kooperation. Doch gilt Milei als der Erste, der schnell handelt, um Licht in die Angelegenheit zu bringen. 

Barofsky sieht Verbindung zwischen Fluchthelfern und CS

Der Fokus der derzeitigen US-Untersuchung ist das Archiv der Credit Suisse. Darin enthalten sind Unterlagen, welche die CS durch die Übernahme verschiedener Vorgängerbanken erhalten hat, sowie Dokumente, die die Bank in der Vergangenheit nicht systematisch geprüft hat.

Es soll sich um 300’000 Meter Archivregale sowie eine grosse Anzahl digitaler Dokumente handeln, viele aus den 1930er- und 1940er-Jahren. Nicht nur in Zürich, auch an weiteren Standorten in Europa, Südamerika und den USA finden nun Nachforschungen statt. 

Im Zwischenbericht der US-Untersuchung vom Januar ist von neuen Details über die Betreuung von Nazi-Kunden und deren Helfern durch die Credit Suisse die Rede. Zudem soll Barofsky eine «bedeutende Verbindung» zwischen Credit Suisse und zahlreichen Personen aufgedeckt haben, die den Nazis bei der Flucht aus Europa und der Umgehung der Justiz geholfen hätten.

Mehrere Länder nahmen nach dem Krieg Nazis auf, darunter Kanada, die USA, Mexiko und auch Argentinien. Bis zu 5000 sollen sich in Argentinien niedergelassen haben, darunter Adolf Eichmann, einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, und Josef Mengele, einer der bekanntesten und meistgesuchten Nazis.

Keine finanziellen Forderungen an CS-Nachfolgerin

Das von Grassley geleitete US-Senatskomitee scheut nach eigenen Angaben «keine Mühe, um Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Verbrechen wiederherzustellen». Nächstes Jahr soll ein Schlussbericht vorliegen. Während die CS anscheinend kein grosses Interesse an der Aufarbeitung hatte, loben die Amerikaner diesmal die fruchtbare Zusammenarbeit mit der UBS.

Offenbar geht es ihnen dieses Mal nicht um finanzielle Wiedergutmachungen. 1998 hatten Schweizer Banken in den USA einen Vergleich um die nachrichtenlosen Vermögen abgeschlossen und bezahlten 1,25 Milliarden Dollar an Holocaust-Überlebende.

Die erneute Aufarbeitung soll Licht in die dunkelsten Ecken der Credit-Suisse-Geschichte bringen. Es sei seine Hoffnung, so Grassley, dass die Aufzeichnungen in einem Archiv bewahrt werden – für die Forschung und damit zukünftige Generationen daraus lernen können.

Film-Vorpremiere: Ticketverlosung! Ende März kommt der Dokumentarfilm «Game Over – Der Fall der Credit Suisse» in die Schweizer Kinos. Er basiert auf Recherchen von Arthur Rutishauser, Chefredaktor der SonntagsZeitung. Für unsere Leserinnen und Leser verlosen wir 400 Tickets für die beiden Vorpremieren am 24. März 2025 in Zürich und am 26. März 2025 in Bern. Teilnahmeschluss: 12. März 2025. Hier können Sie teilnehmen.

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