Credit-Suisse-Chef Thiam verdient 30 Prozent mehr
Das Salär für 2018 erreicht 12,65 Millionen Franken. Der Bonus steigt um fast 50 Prozent, während die Aktie im selben Jahr um über 30 Prozent verlor.
Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, wirkte richtig mitgenommen: «Wir wollen keinen Vergütungsbericht, der nur knapp mit 58 Prozent angenommen wird», rief er auf der Hauptversammlung der Grossbank. Das war 2017. Beim diesjährigen Aktionärstreffen könnte es wieder heiss hergehen.
Grund ist der Vergütungsbericht, den die Bank heute veröffentlichte. Denn die Bezüge von CEO Tidjane Thiam und der Geschäftsleitung steigen kräftig. Thiams Salär für das vergangene Jahr legt um 30 Prozent zu und erreicht 12,65 Millionen Franken. Haupttreiber ist sein Bonus, der um fast 50 Prozent zulegt. Effektiv ausbezahlt bekommt der Credit-Suisse-Chef für das vergangene Jahr 5,82 Millionen Franken. Der grösste Teil der variablen Vergütung wird aufgeschoben und über die kommenden Jahre verteilt ausgeschüttet.
Bonus legt um 57 Prozent zu
Der 12-köpfigen Geschäftsleitung insgesamt wird reichlich gegeben, ihre Vergütung steigt um 33 Prozent auf fast 94 Millionen Franken. Auch hier ist das Plus beim Bonus von 57 Prozent der Haupttreiber.
Kai Nargolwala, der Vorsitzende des Vergütungsausschusses, kommt im Bericht dagegen auf ganz andere Zuwachszahlen. Dem zufolge legt das Salär von Thiam nur um 13 Prozent zu, bei der Geschäftsleitung sind es 17 Prozent.
Grund für die Differenz: Nargolwala geht bei seinem Gehaltsvergleich von den ungekürzten Bezügen für das Jahr 2017 aus und rechnet so heraus, dass nach der Aktionärsrevolte Thiam und Co. einer Kürzung ihres langfristigen Bonus um 40 Prozent zugestimmt hatten.
Ende der Bescheidenheit
Nun ist Schluss mit der Bescheidenheit: «Für das Jahr 2018 betrachtete der Vergütungsausschuss nicht nur die Leistung des Jahres, sondern die Zielerreichung des dreijährigen Restrukturierungsplans für die Jahre 2016, 2017 und 2018», begründet Nargolwala die hohe Steigerungen.
Thiam & Co. werden also dafür entlohnt, dass sie den 2015 aufgegleisten Umbau der Grossbank erfolgreich umgesetzt hätten. Nargolwala zählt im Vergütungsbericht die Erfolge auf: So seien die Kosten um 4,6 Milliarden Franken dauerhaft gesenkt worden. Das habe geholfen, dass die Bank im vergangenen Jahr erstmals seit 2014 wieder einen Vorsteuergewinn von 2,02 Milliarden Franken habe ausweisen können.
Aktionäre machen Minus
Daher beträgt Thiams Kurzfristbonus mit 4,94 Millionen Franken 90 Prozent des maximalmöglichen Betrags. Besonders stark legt aber auch sein Langfristbonus zu. Und der basiert weniger auf dem Erreichten, sondern soll eher die zukünftige Wertschöpfung der Aktionäre widerspiegeln.
Dieser Wert scheint viel Hoffnung zu beinhalten, denn die bisherige Performance rechtfertigt solche Bonuszuwächse nicht. Addiert man zur Wertentwicklung der Aktie im Jahr 2018 die Dividende hinzu, so haben die Credit-Suisse-Eigner im vergangenen Jahr ein Minus von rund 37 Prozent eingefahren. Bei der UBS lag der Verlust bei 29 Prozent.
Ermottis Salär ging zurück
UBS-Chef Sergio Ermotti hat 2018 mit 14,12 Millionen Franken zwar mehr verdient als sein Amtskollege Thiam. Aber dafür verdiente die UBS mit einem Jahresgewinn von umgerechnet rund 4,5 Milliarden Franken auch mehr als doppelt so viel wie die Credit Suisse. Und Ermottis Bezüge gingen im vergangenen Jahr sogar ganz leicht zurück.
Doch von solchen Vergleichen will man bei der Credit Suisse nichts wissen und verweist auf die Umbaudynamik bei der Bank.
Die Refokussierung weg vom Investmentbanking hin zur Vermögensverwaltung scheint die Bankspitze ganz allein hinbekommen zu haben. Denn die unteren Managementstufen mussten sinkende Löhne hinnehmen. Diesen Schluss lassen die Zahlen im Vergütungsbericht zu.
So stagniert der Bonuspool bei knapp 3,2 Milliarden Franken. Dennoch sanken die Ausgaben für Löhne und Boni im Gesamtjahr 2018 um 7 Prozent auf 9,6 Milliarden Franken. Dabei ging die Zahl der Mitarbeitenden nur um gut 2 Prozent auf zuletzt 45'680 zurück.
Verglichen mit der Geschäftsleitung zeigt sich der Verwaltungsrat der Credit Suisse schon fast bescheiden: Die Gesamtvergütung steigt um knapp 2 Prozent auf 11,7 Millionen Franken, davon bekommt Bankpräsident Urs Rohner 4,7 Millionen Franken für die Periode bis zur Generalversammlung 2019 und damit rund 9 Prozent mehr.
Ob ihm das eine hitzige Generalversammlung erspart, die für den 26. April angesetzt ist, darf bezweifelt werden.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch