Musik an US-ParteitagenCountry ist jetzt links
The Chicks treten an den Parteitagen der US-Demokraten auf. Die Band spielt Musik, die im republikanischen Milieu deutlich beliebter ist als im demokratischen: Country. Geht das zusammen?
Musik ist ein wichtiger Teil von US-Parteitagen. Stundenlang Reden anzuhören, erträgt niemand, schon gar nicht, wenn die Parteitage wie dieses Jahr im Internet stattfinden. Das Musikprogramm der Demokraten war bisher nicht sehr originell. Etwas Folk, Pop und Soul, dazu der ewige Bruce Springsteen.
An diesem Donnerstag aber wird es interessant. Dann tritt eine Band auf, die früher The Dixie Chicks hiess, die sich seit Kurzem aber nur noch The Chicks nennt und Musik spielt, die, um es vorsichtig auszudrücken, im republikanischen Milieu deutlich beliebter ist als im demokratischen: Country.
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Nun sind die Chicks ein Ausnahmefall. Die Band, die, wie der Name sagt, aus drei Frauen besteht, hat sich schon 2003 den Zorn der Konservativen zugezogen. Bei einem Konzert kritisierte die Leadsängerin Natalie Maines damals den Irakkrieg, die Patrioten unter ihren Fans waren wütend. In diesem Sommer strich die Band dann wegen der «Black Lives Matter»-Demonstrationen das Wort Dixie aus ihrem Namen, eine Referenz an den alten, sklavenhaltenden Süden der USA. Und es ist auch nicht so, als seien alle anderen Country-Sänger Republikaner oder gar Anhänger von Donald Trump. Es gibt grosse Namen in der Branche, die keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für die Demokraten machen, von Kris Kristofferson und Willie Nelson bis Rosanne Cash oder Billy Ray Cyrus.
Musik als Trennlinie zwischen den Parteilagern
Aber das ändert nichts daran, dass zumindest die Country-Musik, die kommerziell erfolgreich ist und im Radio läuft, überwiegend für jene Amerikaner gemacht wird, die Trump zuneigen. Ob jemand Pop oder Country hört, ist für Politikwissenschaftler inzwischen ein verlässliches Indiz dafür, ob diese Person die Demokraten oder Republikaner wählt. Es ist auch kein Zufall, dass es keine wirklich grossen schwarzen Country-Stars gibt.
Das hört man der Musik an. Die meisten Texte bestehen aus immer gleichen Versatzstücken, die zusammen ein nostalgisches, kitschig-patriotisches Bild von einem weissen, konservativen, christlichen Dorf-Amerika ergeben: Bier und Pick-up-Trucks, harte Arbeit, Waffen und selbsterlegte Rehe, Amerikas Flagge und Amerikas Helden, Highschool-Football am Freitag, ein Besäufnis am Samstag, Kirche am Sonntag. Frauen sind in diesen Liedern meist «pretty little things», hübsche Dinger. Insgesamt klingt Country wie der Soundtrack zu Trumps Präsidentschaft.
Trump hat ihr Leben nicht verbessert
Die Wirklichkeit sieht natürlich anders aus. Die meisten Amerikaner in den Kleinstädten oder auf dem Land kommen gerade so über die Runden, oft genug auch nicht. Trump hat ihr Leben nicht besser gemacht. Davon, wie es ist, sich durchschlagen zu müssen und am Ende «nicht einmal genug Seil zu haben, um sich erhängen zu können», erzählt zum Beispiel der Sänger Chris Knight. Doch der wird nicht im Country-Radio gespielt.
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Aber vielleicht verschiebt sich da gerade etwas in der Idylle des Country. Etliche Bands und Sänger haben im Sommer die «Black Lives Matter»-Proteste unterstützt und sich damit gegen Trump gestellt, der sie zu nutzen versucht, um seinen weissen Anhängern Angst zu machen. Und vor einigen Tagen solidarisierte sich sogar Dolly Parton, die Königin des Country, mit der Bewegung. «Wir sollten nicht glauben, dass nur unsere kleinen weissen Hintern zählen», sagte sie.
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