Coop, Migros und Co. im Umweltvergleich
Wie nachhaltig wirtschaften die grössten Schweizer Detailhändler? Das zeigt ein neues Ranking des WWF.
Sind die Schweizer Supermärkte wirklich so nachhaltig und ökologisch, wie sie in ihren Werbungen immer behaupten? Dieser Frage ist die Naturschutzorganisation WWF nachgegangen. Sie hat die neun grössten Detailhändler des Landes unter die Lupe genommen und mit ihrer Idealvorstellung eines verantwortungsvollen Unternehmens verglichen. Dieses ist auf Umweltverträglichkeit ausgerichtet, hat ein ökologisches Sortiment und transparente Lieferketten.
Am ehesten erfüllen diese Vision heute die beiden Schwergewichte Coop und Migros. Der WWF bezeichnet sie als «Vorreiter» auf hohem Niveau. Doch die Discounter holen auf: Aldi, Denner und Lidl sorgen für die grösste positive Veränderung gegenüber der letzten Bewertung im Jahr 2015 und schaffen den Sprung von der Ratingkategorie «Oberes Mittelfeld» in die Kategorie «Verfolger». Bei Manor und Globus verschlechterte sich hingegen die Umweltperformance. Spar und Volg werden vom WWF sogar als «intransparent» eingestuft.
Im Vergleich zu 2015 wirtschafte die Branche heute ökologischer, schreibt der WWF in seinem Bericht. Aber es gebe noch viel Handlungsbedarf, vor allem beim Sortiment. Laut der Umweltorganisation fehlt es immer noch an der Verbreitung von glaubwürdigen Labels wie Bio Suisse, MSC, ASC oder FSC. Das Produktangebot ist nach wie vor zu wenig ökologisch ausgestaltet. Auch die Transparenz in den Lieferketten ist häufig noch gering.
Viele Unternehmen haben gemäss WWF zwar ambitionierte Ziele, doch es mangelt an konkreten Projekten und Prozessen, damit die Umweltbelastung tatsächlich reduziert wird. «Damit wir nicht auf Kosten der künftigen Generationen wirtschaften, braucht es dringend weitere Taten und neue Formen der Zusammenarbeit», sagt Thomas Vellacott, Geschäftsführer WWF Schweiz.
«Ohne Detailhändler lassen sich die Nachhaltigkeitsprobleme nicht lösen.»
Dieser Meinung ist auch Thomas Dyllick, ehemaliger Professor für Nachhaltigkeitsmanagement an der Universität St. Gallen. Es sei zwar nicht die Hauptaufgabe von Unternehmen, Lösungen für die globalen Nachhaltigkeitsprobleme zu entwickeln, wird er im Bericht zitiert. «Doch ihnen kommt schon allein aufgrund von Faktoren wie Grösse, Know-how, Ressourcen und Einfluss hierbei eine bedeutende Rolle und eine nicht minder grosse Verantwortung zu.» Ohne die Detailhändler liessen sich die Nachhaltigkeitsprobleme schlicht und einfach nicht lösen.
Der Bericht «Umwelt Schweiz 2018» des Bundes zeigt, dass Ernährung von allen Konsumbereichen die grösste Umweltbelastung verursacht. 28 Prozent des ökologischen Fussabdrucks gehen auf unsere Essgewohnheiten zurück. Danach folgen das Wohnen mit 24 Prozent und die private Mobilität mit 12 Prozent.
Aus Sicht des WWF ist der Schweizer Detailhandel als Beschaffer und Anbieter von Lebensmitteln eine umweltrelevante Branche und nimmt eine wichtige Scharnierfunktion ein. Er kann sein Angebot umweltfreundlicher gestalten und auch massgeblich die Art und Weise beeinflussen, wie Lebensmittel hierzulande produziert, transportiert und letztlich konsumiert werden.
Und nicht zuletzt haben die Detailhändler auch ein Eigeninteresse an der schonenden Nutzung und dem langfristigen Erhalt von Ressourcen. Ihr wirtschaftliches Bestehen ist davon abhängig, wie intakt die Natur ist. Nur so ist die langfristige Verfügbarkeit der Rohstoffe für ihre Produkte garantiert.
Der Kreislauf von Umwelt und Handel
Grafik: WWF
Ökologisches Wirtschaften wird deshalb immer wichtiger – nicht nur für die Detailhändler, sondern auch für Unternehmen aus anderen Branchen. Das verdeutlicht eine aktuelle Erhebung der UBS. Die Grossbank befragte 2500 Schweizer Firmen zum Thema ökologische Nachhaltigkeit. Für 77 Prozent von ihnen ist der Umweltgedanke wichtig oder sehr wichtig.
Die meisten Firmen engagieren sich gemäss der Umfrage aus unternehmerischen Gründen für mehr Nachhaltigkeit. Sie erhoffen sich Kosteneinsparungen und eine bessere Reputation. Zudem fühlen sie sich primär wegen ihrer Mitarbeitenden und Kunden zu mehr Ökologie verpflichtet und nicht wegen staatlicher Anordnungen.
Dass immer noch 23 Prozent der Unternehmen ökologisches Wirtschaften nicht für wichtig befinden, zeigt aber: In der Schweiz besteht noch Handlungsbedarf, vor allem in der Finanzbranche, wo Umweltthemen laut der Erhebung am wenigsten bewegen. Am stärksten wird ökologische Nachhaltigkeit von Firmen in den Bereichen Wasser- und Energiegewinnung gewichtet, gefolgt vom Immobiliensektor.
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