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Jagd durch ganz Europa
Russischer Spionagering plante Mord an Investigativ­journalist Christo Grozev

Der bulgarische Journalist Christo Grozev posiert für eine Fotosession am Institut für Politische Studien in Paris, 5. September 2022.
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In Kürze:
  • Russische Spione planten mehrfach, den Journalisten Christo Grozev zu ermorden.
  • Ein Spionagering verfolgte Grozev europaweit – nun spricht er über die geplanten Mordversuche.
  • Britische Behörden verhafteten Mitglieder der Spionagezelle im Februar 2023. Jetzt wurden sie verurteilt.

Ein russischer Spionagering verfolgte den Journalisten Christo Grozev über Jahre. Sie planten mehrfach, ihn umzubringen. Zur BBC sagt Grozev: «Die Methoden, mit denen sie planten, mich umzubringen, übersteigen jede Vorstellungskraft.» Drei Personen, die dem Spionagering angehörten, wurden nun vor Gericht für schuldig befunden. 

Christo Grozev ist Investigativjournalist, hat in der Vergangenheit viele russische Spione auffliegen lassen – auch solche, die in der Schweiz operierten. Der Bulgare beschäftigt sich mit verdeckten Geheimdienstoperationen. Gearbeitet hat er beim Recherchenetzwerk Bellingcat und aktuell bei der Plattform «The Insider». 

Auch durch seine Mitarbeit an dem Oscar-prämierten Dokumentarfilm «Nawalny» wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Dort überführte er zusammen mit dem russischen Oppositionsführer Alexei Nawalny jene Agenten aus Russland, die Nawalny vergiftet hatten. Seither habe Russlands Präsident Wladimir Putin ihn «gehasst». Das geht aus Nachrichten der Spione hervor, die den Behörden vorliegen.

Wie formte sich der Spionagering?

Jan Marsalek, Ex-Wirecard-Vorstand und nach Auffassung britischer Geheimdienste ein Agent Wladimir Putins, engagierte Ende 2020 den Spion Orlin Roussev. Der lebte in London und liess fortan Christo Grozev verfolgen. Roussev rekrutierte seinen Kollegen Biser Dzhambazov.

Der wiederum liess sich von den bulgarischen Staatsbürgern Vanya Gaberova, Katrin Ivanova und Tihomir Ivanchev unterstützen. Sie verfolgten den Journalisten durch ganz Europa. 

In Österreich und Bulgarien überwachten sie Immobilien, die mit Christo Grozev in Verbindung standen. Ausserdem versuchten sie offenbar mehrfach, in Hotelzimmer oder Wohnungen, in denen der Journalist lebte, einzudringen. 

Vor Gericht wurde bekannt, dass Agenten des Spionagerings im Jahr 2022 in Grozevs Wohnung in Wien einbrachen. Dies, «als mein Sohn in seinem Zimmer ein Computerspiel spielte», so der Journalist. «Ich will gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn mein Sohn sich entschlossen hätte, während des Einbruchs aus seinem Zimmer zu gehen», sagte Grozev während des Prozesses. 

Christo Grozev bei der Premiere von "Navalny" im Walter Reade Theater in New York am 6. April 2022.

Doch es blieb nicht bei Verfolgung und Einbruch. Die Spionagezelle diskutierte laut Chat-Nachrichten, die der Polizei vorliegen, mehrfach darüber, ihn zu töten. Dazu sagt Grozev gegenüber BBC, dass «eine der Möglichkeiten ist das Anheuern eines Selbstmordattentäters der Gruppe Islamischer Staat gewesen, der sich neben mir auf der Strasse in die Luft sprengen sollte».

Der Journalist sagt auch, dass es auch einen Plan gab, ihn zu entführen und «mich in ein Folterlager in Syrien zu schicken». Derweil sollte ein anderer Mann, der eine ihm ähnelnde Latexmaske tragen sollte, nach Russland fliegen. Dieser Mann sollte dann verhaftet werden. «Ein anderer Vorschlag war, mich mit einem Vorschlaghammer zu Tode zu prügeln», sagt Grozev.

Strafmass noch unbekannt

Am 8. Februar 2023 verhafteten britische Behörden Orlin Roussev. Er und Biser Dzhambazov haben gestanden. In der Folge flog die gesamte Zelle auf: Vanya Gaberova, Katrin Ivanova und Tihomir Ivanchev wurden nun vor Gericht für schuldig befunden. Das Strafmass ist noch nicht bekannt.

Einzig Jan Marsalek, der wegen nicht gelöschter Chat-Nachrichten mit der Zelle in Verbindung gebracht wurde, befindet sich weiterhin auf freiem Fuss. Er ist seit Jahren untergetaucht und wird in Russland vermutet.