Geopolitische SpannungenKanadisches Militär probt die Verteidigung der Arktis
Kanadas Streitkräfte haben eine relativ grosse Arktisübung durchgeführt. Daran nahmen, trotz Trump-Verstimmung, auch US-Vertreter teil.

- Kanada verstärkt die militärische Präsenz in der Arktis aufgrund geopolitischer Spannungen.
- Die diesjährige Nanook-Übung war die grösste seit Beginn im Jahr 2007.
- Internationale Verbündete nahmen an den Arktisübungen im kanadischen Norden teil – darunter die USA.
- Der kanadische Verteidigungsminister kündigt 1,5 Milliarden Franken für den Ausbau von Operationsbasen an.
Während Donald Trump nicht von der Idee ablässt, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu degradieren, baut die kanadische Armee ihre Präsenz in der Arktis aus: Bei der Militärübung Nanook wurden in den letzten Wochen 450 kanadische Militärangehörige mit den harschen Konditionen im Norden von Kanadas Yukon- und Nordwest-Territorien vertraut gemacht.
Eingeladen waren auch über hundert Militärs alliierter Länder wie Grossbritannien, Dänemark, Belgien. Und Vertreter der USA.
Die Operation Nanook wird in Armeekreisen so verstanden, dass die diplomatischen Spannungen zwischen den beiden benachbarten Ländern zwar zugenommen haben, in Sicherheitsfragen jedoch «Business as usual» gilt. «Wir arbeiten mit unseren Verbündeten wie gewohnt zusammen. Wir lassen nicht zu, dass Politik unserer Professionalität im Weg steht», sagte der kanadische Oberstleutnant Darren Turner, der Kommandeur der Landstreitkräfte der Einsatzgruppe, dem «Guardian». «Wir sind professionelle Soldaten, die ihre Aufgabe erfüllen. Die Politiker sollen sich um den Rest kümmern.»
Das Nanook-Programm wird seit 2007 alljährlich durchgeführt, war aber noch nie so umfangreich wie in diesem Jahr. Grund ist das gestiegene Interesse Russlands und Chinas an der Arktis: Durch den Klimawandel wird die Nordwestpassage besser schiffbar und für den Handel noch interessanter. Riesige Rohstoffvorräte warten unter dem Eis.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Der kanadische Nachrichtendienst CSIS warnte kürzlich, dass fremde Mächte mit Rohstoffprojekten, der Schifffahrt und der Militarisierung der Region in Gebiete vordringen könnten, die bereits von Kanada beansprucht werden.
Daher will man Präsenz markieren. «Wir sind hier draussen. Wir demonstrieren unsere Souveränität sowie unsere Fähigkeit, unter extremen arktischen Bedingungen zu operieren», wird Oberstleutnant Turner vom «Guardian» zitiert.

Die diesjährigen Übungen fanden grossteils bei der Stadt Inuvik, über 200 Kilometer nördlich des Polarkreises, statt. In einem Szenario wurden die Soldaten damit beauftragt, eine besetzte Schlüsselinfrastruktur zurückzuerobern. Dabei mussten sie in einer lebensfeindlichen Umgebung mit bis zu minus 45 Grad Celsius klarkommen.
Armee übt auch Taucheinsätze im Eisloch
Die Fahrt mit dem Schneemobil in den schier endlosen eisigen Weiten will geübt sein; lange Nächte und Nebel erschweren die Orientierung zusätzlich. Die kanadische Armee stellt dafür Hightechgeräte zur Verfügung beziehungsweise lässt diese von den Soldaten testen. Vor allem aber zählt man auf die Ortskenntnisse lokaler Ranger, die in die Übungen eingebunden werden. Auch Taucheinsätze im Eisloch gehören dazu.

Der Ranger Jackie Jacobson zeigt sich gegenüber der Plattform cabinradio.ca begeistert vom Austausch: Bei einer Schneemobilfahrt von Inuvik nach Old Crow habe er selbst einiges lernen können. So zum Beispiel, was man im Übergang vom flachen, baumlosen Gelände in bewaldete Berglandschaften beachten müsse.
Laut «Guardian» kamen in den vergangenen Wochen auch Defizite zum Vorschein: Als die Teams tonnenweise Ausrüstung zu einem abgelegenen, zugefrorenen See transportieren wollten, musste ein Transportheli wegen eines Defekts am Boden bleiben. Es habe drei Tage gedauert, bis das erforderliche Ersatzteil aus dem fernen Ottawa habe beschafft werden können.

Anfang Monat stellte Kanadas Verteidigungsminister Bill Blair umgerechnet 1,5 Milliarden Franken in Aussicht, um Operationsstützpunkte in der Arktis auszubauen. Das entspricht in etwa einer Verzehnfachung der bisherigen Ausgaben in dem Bereich.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Was die Erschliessung neuer Öl- und Gasvorkommen angeht, ist Kanada zurückhaltend. Grundsätzlich dürfen keine Lizenzen zur Offshore-Gewinnung in arktischen Gewässern vergeben werden.
Allerdings wurde kürzlich eine Vereinbarung zwischen der Bundesregierung, den Regierungen der Nordwest-Territorien und Yukons sowie indigenen Gemeinschaften getroffen, die Letzteren mehr Autonomie bei der Entwicklung solcher Projekt gewährt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.