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Peking bekämpft Geburtenrückgang
Chinesinnen sollen «jetzt schwanger werden und im Jahr des Goldenen Drachen gebären»

TOPSHOT - A woman stands next to a dragon figure at a new year's fair in Beijing on February 4, 2024. (Photo by Pedro PARDO / AFP)
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Wer jetzt noch kein Ticket hat, muss befürchten, nicht mehr nach Hause zu kommen: Vom nächsten Samstag an feiern die Chinesen das Neujahrsfest, und die jährlich grösste Völkerwanderung hat bereits begonnen. Rund 480 Millionen verkaufte Zugtickets, 80 Millionen Flüge und 7,2 Milliarden Autofahrten erwarten Chinas Transportbehörden in den kommenden Wochen – ein neuer Rekord. Gefeiert wird 15 Tage lang, die Chinesen kaufen erst viel, dann wenig. Fabriken stehen still, Häfen leeren sich. Der Februar ist traditionell ein schlechter Monat für den Welthandel.

2024 steht im Zeichen des Drachen. Anders als im Westen ist der chinesische Drache kein Feuer speiendes Biest, das erlegt werden muss, sondern eine wohlwollende Kreatur. Sie bringt Glück, Intelligenz, Güte und Reichtum, einst war sie Symbol des Kaiserthrons. «Kinder des Drachen» nennen sich die Chinesen.

Geburtenzahlen sinken unaufhörlich

Während die einen zügig nach Hause reisen, werden Schwangere es jetzt langsam angehen. Das Jahr des Drachen verspricht nicht nur Glück bei der Unternehmensgründung und der Eheschliessung, sondern gerade auch bei der Geburt. «Hoffentlich wird das Kind ein Drache» ist ein klassischer Geburtsgruss und bewirkt alle zwölf Jahre unter der chinesischstämmigen Bevölkerung in China, Taiwan, Singapur und Malaysia einen Babyboom. «Jetzt schwanger werden und im Jahr des Goldenen Drachens gebären», so werben Kinderwunschkliniken.

Travelers with their luggage and Lunar New Year goodies arrive at a departure hall to catch their trains at the West Railway Station in Beijing, Saturday, Feb. 3, 2024. Millions of Chinese are expected to travel during the Lunar New Year holiday period. (AP Photo/Andy Wong)

Für Peking wären das gute Nachrichten. Chinas Geburtenzahlen sinken unaufhörlich, erst vor ein paar Tagen schockierte das Statistikamt mit neuen Zahlen: Demnach schrumpfte China das zweite Jahr in Folge, dieses Jahr sogar um zwei Millionen. Die Zahl der registrierten Sterbefälle lag bei elf Millionen, die Zahl der Geburten bei neun Millionen. 2016 waren es noch doppelt so viele. Bevölkerungsreichstes Land ist nicht mehr China, sondern Indien. Ein Problem für einen Staat, der seine Machtansprüche auch aus seiner Grösse zieht.

Kinder haben bedeutet hohe Kosten

Noch ist unklar, ob das Jahr des Drachen ausreicht, um den Trend umzukehren. Chinas Wirtschaft steckt in der Krise, der Immobilienmarkt schwächelt, die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten ist auf einem Rekordhoch. Derweil gilt China hinter Südkorea als das teuerste Land, um Kinder zu bekommen. Hohe Kosten für Wohnraum, Bildung und die Gesundheit belasten Paare. Nach jahrzehntelanger Einkindpolitik, die auch vor Zwangsabtreibungen nicht zurückschreckte, haben sich Familien daran gewöhnt, dass sich das Leben nur um einen «kleinen König» dreht – wie Chinas Einzelkinder genannt werden.

Am Neujahrsfest kann sich der Nachwuchs auf rote Umschläge freuen. Geldgeschenke, die Ältere der jungen Generation machen, bis diese heiraten. Traditionell versammeln sich Familienmitglieder am letzten Abend des alten Jahres, essen Teigtaschen und verlassen vor Mitternacht das Haus, um die Spuren des alten Jahres mitzunehmen.

Die Fenster werden geöffnet, damit das neue Glück hereinkomme. Früher folgte Feuerwerk, inzwischen ist es in vielen Städten verboten, Raketen und Knallkörper abzubrennen. Ersetzt werden sie von umweltfreundlichen Drohnenshows. Am Himmel formieren sich die Fluggeräte dann, natürlich, zu tanzenden Drachen.