Bündnis der KlimasünderChina und USA vereinbaren überraschend Zusammenarbeit
Politisch haben die beiden Länder derzeit grossen Ärger. Doch bei der Klimakonferenz schmieden die zwei grössten Klimasünder der Welt ein Bündnis. Was steckt dahinter?
Monatelang müssen die Verhandlungen gelaufen sein, 30-mal schalteten sich die Unterhändler beider Seiten zusammen – für diesen einen Augenblick kurz vor dem Ende des Klimagipfels von Glasgow: China und die USA wollen beim Klimaschutz künftig enger kooperieren. «Wir sehen beide, dass die Gefahr des Klimawandels existenziell und ernst ist», sagte Chinas Chefunterhändler Xie Zhenhua am Mittwochabend in Glasgow. «Kooperation ist die einzige Chance für unsere beiden Länder.» Ausserdem gebe es «in der Ära des Klimawandels mehr Einigkeit als Unterschiede».
Das ist zwischen den beiden Supermächten derzeit eher selten der Fall, denn rund um Handelsfragen, Menschenrechte, um Taiwan und Hongkong gibt es reichlich Konfliktstoff. «Wir haben keinen Mangel an abweichenden Positionen», sagt auch John Kerry, der Klima-Sondergesandte von US-Präsident Joe Biden. «Aber beim Klima müssen wir zusammenarbeiten.» Es gebe einen «Imperativ der Zusammenarbeit».
«Schnellere Schritte ergreifen»
In weiten Teilen ist die dreiseitige Erklärung wenig konkret, aber schon ihr Zustandekommen ist wichtig für den Erfolg der Konferenz. Lange Zeit hatten sich die USA und China im Klimaschutz gegenseitig gelähmt – jede Seite verwies auf die Untätigkeit der jeweils anderen, um ihre eigene Untätigkeit zu begründen. Eine erste Einigung zwischen den Präsidenten Barack Obama und Xi Jinping hatte 2014 erst den Weg zum Pariser Klimaabkommen ein Jahr später freigemacht.
Beide Seiten wollten sich bemühen, den Abschied von fossiler Energie zu beschleunigen, heisst es in der Erklärung, und das möglichst rasch. «Wir haben verabredet, schnellere Schritte in den Zwanzigerjahren zu ergreifen», sagte Xie. Auch werde China daran arbeiten, die Emissionen des besonders klimaschädlichen Methans zu vermindern. Dafür hatten sich zuletzt vor allem die USA und die EU gemeinsam starkgemacht. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll zudem die Klimapolitik beider Staaten enger koordinieren. Auch wollen beide schon 2025 neue Klimapläne vorlegen.
Allerdings hat die Vereinbarung auch Kehrseiten: Dem Ziel, künftig eine Erderwärmung um höchstens 1,5 Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit festzuschreiben, könnte die Erklärung im Wege stehen. Auf die 1,5 Grad pochen Inselstaaten, viele Entwicklungsländer und die EU. Doch die Erklärung bedient sich lediglich des 2-Grad-Ziels aus dem Klimaabkommen von Paris. Man wolle sich aber anstrengen, die 1,5 Grad zu erreichen – so ähnlich klingt das auch im Pariser Abkommen. Die Verhandlungen in Glasgow, die am Freitag offiziell enden sollen, dürfte das eher belasten.
EU-Kommissionsvize Frans Timmermans begrüsste die Vereinbarung, schob aber noch einen Satz nach. «Jetzt müssen wir einen globalen Weg finden, die 1,5 Grad am Leben zu halten», schrieb er auf Twitter.
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