TV-Kritik: «Champion der Champions»«Grosse Schnurre, schwache Arme»: Das ist die neue SRF-Show
In einem neuen Format quält SRF Schweizer Sportlegenden unter der Sonne Andalusiens. Am Freitagabend war Premiere. Wir haben hingesehen.
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- «Champion der Champions» heisst eine neue Show beim Schweizer Fernsehen.
- Sieben ehemalige Schweizer Sportgrössen kämpfen um den Titel und erzählen aus ihrem Leben.
- Jede Woche scheidet ein ehemaliger Sportprofi in Nacht-Duellen aus.
Die Bilder sind schwer verdaulich. Auch Jahre danach noch. Sie zeigen Daniel Albrecht, wie er hart auf den Schnee von Kitzbühel prallt. Wie er reglos auf der Piste liegen bleibt. Sie zeigen ihn im Spitalbett und wie er, der einstige Spitzensportler, vermeintlich einfache Bewegungen neu erlernen muss. Sie zeigen ihn bei den ersten Schritten in seinem zweiten Leben.
Albrecht sitzt auf der Couch und erzählt in seiner ruhigen Art von diesen dunklen Stunden, die bald sechzehn Jahre zurückliegen.
Dann geht der 41-jährige Walliser hinaus in die Sonne Südspaniens und wuchtet einen fast 90 Kilogramm schweren Lastwagenreifen 1,2 Kilometer den Berg hoch.
Schluchzen und schwitzen. Staunen und strampeln: Das Schweizer Fernsehen geht mit einer neuen Show in die Adventszeit, die eine Mischung ist zwischen «Big Brother» und Superzehnkampf. Zwischen Seelenstriptease und Höchstleistung. Am Freitagabend feierte sie mit der ersten Folge Premiere. Sechs weitere werden in den nächsten Wochen folgen. Dann steht er fest: der Champion der Champions.
Um den Titel kämpfen die sieben ehemaligen Schweizer Sportgrössen Patty Schnyder (Tennis), Selina Gasparin (Biathlon), Franco Marvulli (Rad), Donghua Li (Kunstturnen), Stefan Angehrn (Boxen), Daniel Albrecht (Ski alpin) und Beat Hefti (Bob).
Die sieben einstigen Spitzensportler haben in ihrer Karriere nicht nur viel gewonnen, sondern aus ihrem Leben auch einiges zu erzählen. Die Idee der Sendung ist, dass jeder und jede einmal zu einem dieser «Sofagespräche» bittet und vor seinen Mitstreitern tief blicken lässt. Dass Albrecht den Auftakt macht, ist kaum Zufall: Wenige Schweizer Sportler haben ein grösseres Drama erlebt als er. Eindrücklich wird nachgezeichnet, wie ihn der schwere Unfall schliesslich zwang, die Karriere früh, 2013 und mit 29, zu beenden.
Demgegenüber hat Beat Hefti mit seiner nachträglich erhaltenen Goldmedaille lange nach den Olympischen Spielen 2014 sehr viel Profaneres zu bieten. Dafür ist er nach Folge 1 der erste Favorit auf den Titel. Er hat beide Challenges gewonnen. Aber in Folge 2 kommt es zu den Nacht-Duellen: Dann fliegt jede Woche ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin raus und heim.
Lukas Studer verteilt Gelbe Karten
Das illustre Septett verbringt die Zeit in den Doppelzimmern einer Villa im andalusischen Örtchen Agua Amarga in der Nähe von Almería. Den Gastgeber und Anchorman gibt SRF-Moderator Lukas Studer. Und manchmal auch den Quälgeist.
Denn die sportlichen Aufgaben in der Sendung haben es durchaus in sich. In der ersten Folge haben die Sportlerinnen nicht nur Pneus den Berg hochzutreiben, als seien sie Sisyphus. Im zweiten Wettkampf müssen sie eine Kralle mit Nägeln mit ausgestreckten Armen so lange über zwei Luftballons halten, bis die Kraft nachlässt. Ein lauter Knall stoppt die persönliche Zeit. Donghua Li wird wegen Regelverstosses verwarnt.
Die Auftaktfolge zeigt: Das Format hat Potenzial. Es steht und fällt aber mit den Teilnehmenden und deren Geschichten. Ex-Turner Donghua Li etwa wird später in der Serie über den Tod seines Sohnes Janis reden und die Kandidatinnen und Kandidaten zu Tränen rühren. Patty Schnyder spricht mit wässrigen Augen über das einst schwierige Verhältnis zu ihren Eltern. Emotionale und schwere Kost.
Gut also, ist auch noch Franco Marvulli da, der Zürcher mit dem Flair für flotte Sprüche. Ein Müsterchen: «Schon als Velofahrer war mein Credo: Wenn du sitzen kannst, sitze. Wenn du liegen kannst, liege. Aber stehe nie.»
Oder als er erklären muss, warum er bei der Luftballon-Challenge früh aufgeben musste: «Ich bin wie ein Dino», sagt er und ahmt einen Tyrannosaurus Rex nach: «Grosse Schnurre, schwache Arme.»
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