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SRF-Show «Wie tickt die Schweiz?»
Selbst Jacqueline Badran hat manchmal Lust, die Polizei zu rufen

Wie tickt die Schweiz? – Erste Sendung
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Die erste Frage tönte fast wie eine Warnung: «Wer schläft regelmässig vor dem laufenden Fernseher ein?» 46 Prozent der Anwesenden im Studio sagten, dass das bei ihnen der Fall sei. «Ich kann das gut, wenn ich SRF schaue», witzelte Influencer Aditotoro. Wie viele der Zuschauer zu Hause bereits eingeschlafen waren, ist nicht bekannt.

Am Samstag lief erstmals «die ehrlichste Show der Schweiz», wie SRF seine neue Unterhaltungskiste ankündigte. 100 Frauen und Männer zwischen 18 und 79 Jahren waren als Repräsentanten des Volks im Studio. Sie stimmten über wichtige und weniger wichtige Fragen des Lebens ab, vom Lohn bis zum Fremdgehen – sechs prominente Gäste mussten raten, wie die Mehrheit denkt.

46 von 100 sind schon fremdgegangen

Der Start verlief eher zäh, nach 15 Minuten waren erst zwei Fragen beantwortet, doch wer wach blieb, wurde belohnt. «Wer hat schon mal die Polizei benachrichtigt, weil die Nachbarn zu laut waren?», lautete eine der Fragen, die direkt ins Herz des Schweizer Bünzlitums abzielte. «Ich nehme nicht an, dass ihr das macht», meinte Moderator Claudio Zuccolini. «Doch!», widersprach ausgerechnet Entertainerin Gülsha Adilji. Sie habe einmal direkt unter einer WG gewohnt, die ständig unter der Woche Party machte. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran gab zu: «Ich habe noch nie angerufen – aber ich hatte schon oft Lust dazu.» Und zwar wegen ihres Nachbarn, der im Sommer mit offenem Fenster in voller Lautstärke Ethnobeats erschallen lasse. Vom Publikum haben es erst 10 Prozent bereits einmal getan: Das normale Volk ist offenbar weniger bünzlig als die sich aufgeschlossen gebenden Promis – oder es lügt einfach besser.

Wie tickt die Schweiz?
Moderator Claudio Zuccolini 
2024

Copyright: SRF/Gian Vaitl

Auch sonst lieferte das Publikum einige überraschende Resultate. Von den 71 Berufstätigen im Studio gaben 30 an, jene Arbeit auszuüben, von der sie schon als Kind geträumt hatten – von der Pflegefachfrau über den Lokomotivführer bis hin zum Polizisten. Und fast alle schwärmen noch immer von ihrem Job. 60 Prozent würden offen in die Kamera sagen, wie viel sie verdienen. 35 haben schon einmal ungefragt das Handy des Partners durchsucht, 46 sind schon einmal fremdgegangen – wobei Letzteres anonym abgefragt wurde.

Gleitmittel zur Haarpflege

Am besten ist Zuccolini dann, wenn er mit dem Publikum plaudert. Sein fröhliches Bündnerdeutsch brachte die Menschen dazu, dem versammelten TV-Publikum viel Privates zu offenbaren: Eine ältere Dame erzählte, wie sie ihre grosse Liebe fand, ein Hauswart, dass er netto 6200 Franken verdient, und eine junge Frau, dass sie zur Lockenpflege Gleitmittel ins Haar streicht. Sie kaufe immer mehrere Tuben – ein Fremder habe ihr an der Kasse deswegen prompt einmal «ein schönes Wochenende» gewünscht. Solche Einblicke, oft kombiniert mit privaten Fotos, machten die Sendung erst richtig interessant. Dass eine Psychologin ständig das Verhalten der Schweizerinnen und Schweizer erklärte, wirkte hingegen eher schulmeisterlich und bemüht.

Die Prominenten an den Ratepulten zeigten sich mehrheitlich deutlich verschlossener. Immerhin gab Jacqueline Badran preis, wie sie ihren Ehemann kennen gelernt hatte: Am Coca-Cola-Automaten der Uni – sie sprach ihn an, weil sie einen Jasspartner suchte. Und Single Gülsha Adilji zeigte, welche Männer im Publikum sie «hot» fand – wobei einer gleich klarstellte, dass er dem anderen Geschlecht zugeneigt sei. 

Wer pinkelt beim Duschen?

«Wie tickt die Schweiz» ist klassisches Lagerfeuer-Fernsehen: Alle können mitraten und mitdiskutieren. Besonders geeignet sind dafür Fragen, die Zuccolini als «ganz heikel» ankündigt. Zum Beispiel: «Wer uriniert gelegentlich beim Duschen?» – «Alle», meinte Gülsha Adilji wie aus der Pistole geschossen, «so spart man Wasser.» Rainer Maria Salzgeber pflichtete bei, wenn auch nur zögerlich: «Es ist logisch, dass das gemacht wird.» Das Team Badran und Florian Ast schätzte, dass dies 96 Prozent tun, das Team Gülsha Adilji und Nadia Goedhart 95, Rainer Maria Salzgeber und Influencer Aditotoro tippten auf 80. Tatsächlich waren es: 74 (die es zugaben).

Salzgeber und Aditotoro zeigten sich am Ende als beste Volksversteher und gingen als Sieger hervor. Die gewählte Volksvertreterin Jacqueline Badran schaffte es zusammen mit Florian Ast immerhin auf Rang zwei.