Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Cannabis-Versuch im Kanton Zürich
Ab Mai wird in Horgen Cannabis verkauft

Cannabis-Social-Clubs - MANY'S, Cannabis-Produkte, Brandschenkestrasse 7, Zürich, 12.3.2024, Foto Dominique Meienberg
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Vor einem Jahr startete in der Stadt Zürich der erste wissenschaftlich begleitete Versuch im Kanton zum kontrollierten Cannabis-Verkauf. Nun hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine weitere Studie abgesegnet. Mit 5000 Teilnehmenden ist sie mehr als doppelt so gross wie «Züri Can» und die schweizweit grösste Studie dieser Art. Die Bewilligung des Versuchs läuft bis Ende 2028 – länger als die Stadtzürcher Studie, die im Oktober 2026 endet.

Am 2. Mai werden Verkaufsstellen unter dem Namen «Swiss Cannabis Centers» beim Zürcher und beim Winterthurer Hauptbahnhof sowie in Schlieren aufgehen. Dies kündigte der Verein Swiss Cannabis Research am Montag in einer Medienkonferenz im Volkshaus Zürich an. Zudem wird in Horgen der Verkauf in einer Apotheke starten. Weitere Apotheken in Uster, Wädenswil und Adliswil sollen später mit dem Cannabis-Verkauf starten.

Stadtpolitik steht hinter Versuch

In Winterthur wird die Verkaufsstelle an der Technikumstrasse 92 unterkommen, gleich gegenüber der Archhöfe. Das Projekt ist zwar privat, die Stadt musste dafür aber ihr Einverständnis geben. «Der Stadtrat steht Pilotprojekten zur kontrollierten Abgabe von Cannabis grundsätzlich positiv gegenüber», sagt Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP). Das Stadtparlament hatte sich bereits 2019 für die Teilnahme an einer solchen Studie ausgesprochen. «Die Pilotversuche haben das Potenzial, Konsumierende vom Schwarzmarkt zu lösen und dank kontrolliertem Cannabis und medizinischer Begleitung einen sicheren Konsum zu ermöglichen», so Galladé weiter. Zudem könne auch die Polizei entlastet werden.

Die Studie wird begleitet von einem Forschungsteam der Universität Zürich sowie der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Neben den 5000 Personen, die in den Verkaufsstellen legal Cannabis kaufen können, sollen auch 2500 Konsumierende ohne legalen Zugang als Vergleichsgruppe untersucht werden. In welche Gruppe man fällt, wird unter denen, die sich angemeldet haben, ausgelost. Teilnehmen können Einwohner aus 34 Gemeinden. In der Region Winterthur ist neben der Stadt selbst nur Illnau-Effretikon dabei.

Grundsätzlich kann sich ab jetzt jede volljährige Person, die in einer der Gemeinden lebt und bereits Cannabis konsumiert, für die Studie anmelden. Schwangere sowie Menschen mit Vorerkrankungen, die bei Cannabis-Konsum problematisch sein können, sind ausgeschlossen. Am Montagmorgen befanden sich gemäss dem Verein rund 3000 Personen auf der Warteliste.

Auch Produkte mit wenig THC gefragt

Verkauft werden sechs verschiedene Sorten von Hanfblüten, zwei Sorten Hanfharze (Haschisch), THC-Öle sowie Extrakte zum Vapen. Die Produkte entsprechen Schweizer Biostandards und stammen von Produzenten aus den Kantonen Freiburg und Schwyz.

Der THC-Gehalt beträgt gemäss Verein zwischen 5 und 20 Prozent. Die bisherigen Erfahrungen aus der Stadtzürcher Studie zeigen, dass vor allem starke Varianten gefragt sind. «Wir sehen aus den anderen Pilotprojekten aber, dass auch eine Nachfrage nach schwächeren Produkten da ist», sagt Paul-Lukas Good, Gründer und Vereinspräsident von Swiss Cannabis Research. Er zieht einen Vergleich zum Alkohol: «Nicht jeder will immer einen Schnaps trinken, sondern auch mal ein Bier.»

Pro Monat dürfen die Studienteilnehmer bis zu 50 Gramm Blüten à 20 Prozent THC-Gehalt kaufen. Pro Einkauf liegt die Grenze bei 10 Gramm Blüten. Konsum vor Ort ist, im Gegensatz zu den Stadtzürcher Social Clubs, nicht geplant.

Zürcher Canabis-Studie: Wie läuft es nach einem Jahr?

Seit Ende Februar steht fest, welche Social Clubs weiterhin im Rennen sind. Wie läuft es bei den drei SC, die wir zu Beginn der Studie portraitiert haben? Wie sieht die Bilanz der Stadt aus?

Laut Good haben die Verkaufsstellen keinen Anreiz, möglichst viel zu verkaufen. «Unser Konzept soll die Teilnehmenden der Studie vielmehr unterstützen, massvoll und möglichst ohne Tabak zu konsumieren.» Ein Teil der Einnahmen werde für die Suchtprävention verwendet. Für die Studienteilnehmer wurde zudem eine App entwickelt, auf der sie ihren Konsum im Überblick haben. «Die Teilnehmer werden freundlich angestupst, problematische Muster zu erkennen», sagt Good. Der Datenschutz erfülle «die höchsten Standards».

Daten für Regulierung fehlen

Der Fokus der Studie liegt auf den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Cannabis-Legalisierung. Andreas Beerli von der KOF sagt, man wolle die Auswirkungen auf Bildung, Arbeitssituation und Kriminalität untersuchen. So sei zum Beispiel denkbar, dass sich der wegfallende Kontakt zum Schwarzmarkt gesundheitlich und sozial positiv auswirke, weil die Konsumenten weniger mit anderen Drogen in Berührung kämen. Es könne sich aber auch zeigen, dass der einfachere und geregelte Zugang dazu führe, dass mehr Cannabis konsumiert werde. «Wir sind offen für Hinweise auf jegliche Effekte, ob im Guten oder Schlechten», sagt Beerli.

Arzt Thilo Beck vom Zentrum für Suchtmedizin Arud begleitet den Versuch. «Ich bin beeindruckt vom Design dieser Studie», sagt er. Sie ermögliche, Daten zu erheben, die für eine verantwortungsvolle Regulierung wichtig seien und die aufgrund der Verbotspolitik fehlten. «Mehr als ein Drittel der Schweizer haben schon Cannabis konsumiert. Der Konsum findet statt, auch wenn er verboten ist.»

Möglich geworden sind die Versuche zum kontrollierten Verkauf durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 2021. Gegenwärtig sind neben der neuen Studie schweizweit sechs Versuche in den Städten Zürich, Basel, Bern, Biel, Luzern, Lausanne, Vernier GE, Liestal und Allschwil BL vom BAG bewilligt. Good kündigt an, dass weitere Projekte des Vereins in Bern und St. Gallen geplant seien.

Mehr Informationen und Anmeldung zur Studie unter swisscannabis-center.ch.

Newsletter
Zürichsee heute
Erhalten Sie die wichtigsten News aus der Region, kuratiert von unserer Redaktion.

Weitere Newsletter