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Meinung

Kommentar zum Zürcher Heli-Streit
Bund, übernehmen Sie!

Die Rega kämpft um ihre Position in der Luftrettung. In der Vergangenheit gab es deswegen immer wieder Streit.
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Der Vorwurf hat es in sich: Die Rega beschuldigt Schutz und Rettung Zürich, im Ernstfall ihre Konkurrentin aufzubieten – auch wenn die Rega schneller beim Patienten gewesen sein soll. In über hundert Fällen soll die Behörde nach Berechnungen der Rega die gelben Helis der Alpine Air Ambulance (AAA) bevorzugt haben. Sowohl die AAA wie auch Schutz und Rettung weisen die Vorwürfe zurück. Die AAA bezeichnet sich als «David im Kampf gegen Goliath». Die Gesundheitsdirektion muss jetzt versuchen zu schlichten (lesen Sie hier die Recherche).

Die Beschwerde ist eine von vielen. Im Hintergrund schwelt ein Machtkampf um die Vorherrschaft am Zürcher Rettungshimmel. Die Rega hat nach jahrzehntelangem Quasimonopol ihre Lufthoheit im Kanton Zürich verloren und mobilisiert seither sämtliche Kräfte, um ihre Positionen durchzusetzen.

Klar, Wettbewerb belebt den Markt und bringt vielfach Verbesserungen in eine Dienstleistung. Aber der Machtkampf, wie er momentan in Zürich geführt wird, bringt niemandem etwas.

Nicht den Heli-Retterinnen, denen damit wertvolle Ressourcen für die Weiterentwicklung der Luftrettung fehlen. Nicht den Patientinnen und Patienten, die sich nicht mehr sicher sein können, im Notfall die beste Rettung zu erhalten.

Es braucht einheitliche Regeln

Dass es wenig Hoffnung gibt, auf kantonaler Ebene zu einer Lösung zu kommen, zeigt die Vergangenheit: Im Aargau schwelt zwischen der Rega und der AAA ein Streit, seit Letztere dort ins Rettungsbusiness eingestiegen ist. Der Regierungsrat entschied, die AAA bevorzugt aufzubieten. Die Rega verlor damit Einsätze. 2013 verkrachten sich die Rega und Air Glaciers im Kanton Bern, die Gesundheitsdirektorenkonferenz musste später zu Schlichtungsgesprächen einladen.

Nun muss der Bund ran. Er soll einheitliche, schweizweite Regeln schaffen für die Luftrettung. Das ist im Interesse der Patientinnen und Patienten.

Im nationalen Parlament kam dieser Gedanke bereits nach den Streitereien zwischen der Rega und Air Glaciers auf. Der Bund schrieb damals in der Antwort auf eine Interpellation, die Organisation sei Sache der Kantone.

Die Schweiz ist zu klein für kantonale Lösungen

Aber in einem kleinen Land wie der Schweiz macht eine kantonale Regelung keinen Sinn. Ein Helikopter aus Zürich ist in weniger als 30 Minuten in Basel. Wenn jeder Kanton über eine eigene Zentrale disponiert, ist das nicht nur ineffizient und teuer, sondern auch unübersichtlich. Es braucht eine Einsatzzentrale, die schweizweit den nächsten Luftretter aufbietet – egal, ob Rega-rot oder AAA-gelb.

Ein klarer Auftrag sichert zudem, dass keine Region Gefahr läuft, bei der Luftrettung unterversorgt zu sein – und dass eine Grundversorgung gesetzlich garantiert ist. Denn das Heli-Business ist teuer, die Fixkosten sind hoch. Je nach Region oder Jahreszeit variiert die Auslastung stark. Im dicht besiedelten und bevölkerungsreichen Kanton Zürich mag eine Einsatzbasis wirtschaftlich Sinn ergeben, in abgelegenen Bergtälern weniger.

Können die Luftretterinnen ihr Angebot so wie heute nicht mehr finanzieren, drohen Versorgungslücken. Die Folgen: Es vergehen zu viele wertvolle Minuten, bis Menschen gerettet werden.

Nicht zuletzt kann der Bund auch vorgeben und sicherstellen, dass alle Rettungshelikopter einheitliche Vorgaben erfüllen – das ist nicht nur fair für alle Anbieter, sondern auch am sichersten für die Patientinnen und Patienten. Damit es statt um Macht und Prestige zuerst wieder um Menschenleben geht.