Bund sucht nicht mehr alle Corona-Infizierten
Patienten mit milden Krankheitssymptomen werden nicht mehr getestet und sollen sich zu Hause auskurieren. Die Behörden begründen dies mit der Überlastung der Spitäler.
Das Coronavirus breitet sich auch in der Schweiz rasant aus. Am Freitag stieg die Zahl der bestätigten Infektionen auf über 200. Die Schweiz stehe vor einer epidemischen Welle, sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag vor den Medien. Und zunehmend wird man auch die Kontrolle über die Zahl der Infizierten verlieren. Denn die rund 80 Prozent der Patienten, bei denen die Krankheit einen milden Verlauf nimmt, werden künftig kaum mehr getestet. Wer Symptome einer Grippe oder einer Erkältung hat, auch Husten oder Fieber, soll sich nicht mehr in den Spitälern melden, sondern zu Hause bleiben, sagte Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im BAG.
Gesundheitsminister Alain Berset und Koch appellierten an die Bevölkerung, am Wochenende bei leichten Krankheitssymptomen nicht die Notfallaufnahmen zu stürmen. «Wegen der steigenden Zahl der Fälle stehen die Gesundheitseinrichtungen unter grossem Druck», sagte Berset. Ziel müsse nun sein, die Spitalkapazitäten freizuhalten für Personen mit schwerem Krankheitsverlauf. Zurzeit gibt es laut Koch noch Corona-Patienten in den Spitälern, die zur Isolation hospitalisiert wurden, aber keine Spitalpflege brauchen. Aus Kapazitätsgründen könnten die Spitäler solche Patienten nicht mehr aufnehmen.
Labors ausgelastet
Die Praxisänderung entlastet die Spitäler, führt aber dazu, dass die Schweiz zunehmend die Kontrolle über die Verbreitung der Krankheit verliert. Denn die Patienten, die mit grippeähnlichen Symptomen zu Hause bleiben, werden in der Regel nicht mehr auf das Coronavirus getestet. Flächendeckende Tests seien wegen der Laborkapazitäten nicht möglich. Auch wer aus einem Risikogebiet in Italien zurückkehrt und danach nur milde Symptome zeigt, soll zu Hause bleiben, ohne sich testen zu lassen.
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Wenn jedoch Corona-Patienten mit mildem Verlauf nicht mehr als solche identifiziert werden, drohen sich Angehörige zu infizieren. «Die meisten Übertragungen finden schon jetzt zu Hause statt», sagt dazu Koch. Es steckten sich aber auch nicht alle an, die Kontakt zu Corona-Patienten hätten. Dennoch steigt das Risiko, dass Angehörige von Erkrankten das Virus weiterverbreiten, wenn sie etwa zur Arbeit gehen. Und dies sollen sie laut Koch tun, solange sie keine Krankheitssymptome zeigen. Das Ansteckungsrisiko sei in diesen Fällen relativ klein.
Arztzeugnis nach fünf Tagen
Eine gewisse Kontrolle über die Verbreitung in der Schweiz versucht das BAG weiterhin zu behalten. Corona-Infektionen werden neu im Sentinella-Meldesystem erfasst, mit dem die die saisonale Grippe erfasst wird. Bei diesem System handelt es sich um eine Hochrechnung aus getesteten Fällen.
Um das Gesundheitssystem zu entlasten, sollen Arbeitgeber ein Arztzeugnis erst ab dem fünften Abwesenheitstag verlangen. Und Firmen sollen ihren Angestellten flexible Arbeitszeiten gewähren, damit sie nicht mehr zu Stosszeiten den öffentlichen Verkehr benutzen müssen. Weniger dicht besetzte Züge verringerten das Ansteckungsrisiko.
Der Bund konzentriert sich nun vor allem auf den Schutz der vulnerablen Bevölkerung: auf Menschen über 65 und generell auf solche mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Atemwegsbeschwerden, Immunschwäche, Diabetes oder Bluthochdruck. Denn bei ihnen drohen schwere oder kritische Krankheitsverläufe, die Spitalpflege oder gar eine Einweisung auf die Intensivstation bedingen. Berset und Koch appellierten zur Solidarität mit den Risikogruppen. Deshalb sollten Hygieneregeln eingehalten und das Social Distancing praktiziert werden. «Wir müssen die verletzlichen Gruppen besonders schützen», sagte Berset. Denn es gebe bei einem neuen Virus wie dem Sars-CoV-2 keine Immunität und noch keinen Impfstoff.
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