Diagnose von Covid-19Bund sieht keinen Engpass mehr bei Corona-Tests
Epidemiologen fordern mehr Tests, um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus abzuschätzen. Bisher scheiterte dies an Materialknappheit. Nun meldet der Bund überraschend, es stünden genügend Tests zur Verfügung.
Es wurde mit der Ausbreitung des Virus zum Politikum der Nation: Stehen in der Schweiz genügend Tests zur Verfügung für Patienten mit Verdacht auf Covid-19? Unvermittelt verkündete Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch: «Bei den Tests gibt es im Moment keinen Engpass mehr.» Seit Dienstag seien 16’000 Tests durchgeführt worden, erläuterte Koch an der Medienkonferenz des Bundesrats. Zu dieser Aussage passt, dass in neu eröffneten regionalen Einrichtungen die Kapazitäten nicht ausgeschöpft wurden, zum Beispiel in einem Drive-in-Center in Winterthur.
Kochs Aussage bedeutet indes nicht, dass die Tests nunmehr frei verfügbar sind. Vielmehr reichen sie inzwischen aus, um sämtliche Verdachtsfälle gemäss Richtlinien des BAG abzuklären. In den aktuellen Unterlagen, die vom 24. März datieren, empfiehlt das Amt einen Virusnachweis nur bei Einlieferung ins Spital oder für Patienten mit einer schweren Lungenentzündung, ferner für Gesundheitspersonal und Personen aus einer Risikogruppe, die an Fieber oder einer akuten Atemwegserkrankung leiden.
Nun erwägt das BAG eine Lockerung dieser eng gefassten Bestimmungen. «Man wird selbstverständlich schauen, ob man die Kriterien ausweitet, um noch mehr Tests auszuführen», sagte Koch. «Das machen wir aber sicher nur, wenn es auch sinnvoll ist.»
Austausch mit Wissenschaft
Die Vorsicht des BAG dürfte mitunter damit zu erklären sein, dass eine belastbare Übersicht der Diagnostikkapazität in der Schweiz bisher fehlt. Bis jetzt kaufen Spitäler und Labors die knappen Testkits und teilweise schwer verfügbaren Verbrauchsmaterialen auf eigene Faust ein. In den nächsten Tagen dürfte der Bund aber per Verordnung das Labor Spiez damit beauftragen, die entsprechenden Zahlen zu erheben und die Zuteilung der Tests auf die Regionen und die einzelnen Labors via den Koordinierten Sanitätsdienst der Armee zu regeln.
Die enge Überwachung ist eine Voraussetzung für die schrittweise Lockerung der derzeitigen Präventionsmassnahme.
Forscher drängen darauf, den Virusnachweis rasch auf viel breiterer Front anzuwenden als bisher, jüngst etwa ETH-Professor Marcel Salathé in der NZZ. Dies würde es erlauben, Angesteckte rasch zu erkennen und sie mitsamt ihren engen Kontakten in Quarantäne zu nehmen. Die enge Überwachung wiederum ist eine Voraussetzung für die schrittweise Lockerung der derzeitigen Präventionsmassnahmen, ohne dabei ein unkontrolliertes Wiederaufflammen der Pandemie zu riskieren. Für derlei Weichenstellungen will der Bund sich künftig intensiver mit Vertretern der Wissenschaft in der neuen «Swiss National Covid-19 Task Force» beraten, die am Dienstag eingesetzt wurde.
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