Bürohr – Wirtschaftsnews der Woche«Just walk out»: Amazon beerdigt teures Prestigeprojekt
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.
Der Slogan für den neusten Supermarkt des Onlinehändlers Amazon sagte schon alles: «Just walk out» – einfach rausgehen, ohne an der Kasse Schlange zu stehen. Kameras und Sensoren erfassen die Einkäufe beim Beladen des Einkaufswagens, Amazon belastet die Kreditkarte. Schnell, bequem, vollautomatisch erledigt Jeff Bezos auf Computer-Vision beruhende Technik alles für uns. Doch nun enthüllt das US-Fachportal «The Information»: So ganz vollautomatisch funktioniert es nicht. Etwa tausend Mitarbeitende in Indien müssen die Einkäufe mit Kameras überwachen, weil die Technik nicht zuverlässig arbeitet. Nun hat Amazon angekündigt, das Projekt zu beenden.
Präsident der US-Einlagensicherung hält CS-Rettung für falsch
Dass die USA gut darin sind, moralische Ratschläge zu erteilen, wissen wir spätestens seit der Diskussion um die nachrichtenlosen und die unversteuerten Vermögen. Dass sie sich selber nicht an die eigenen Massstäbe halten, auch. Was nun aber Martin Gruenberg, Präsident der US-Einlagensicherung FDIC, in der «Financial Times» zum Besten gibt, kann wohl nur mit dem englischen Wort «hypocrite» beschrieben werden. Es sei eine «verpasste Gelegenheit» gewesen, dass die Credit Suisse nicht abgewickelt, sondern durch die UBS mit staatlicher Hilfe gerettet wurde, behauptet Gruenberg. Denn Aktionäre, Gläubiger und Manager müssten daran erinnert werden, dass sie sich nicht auf den Staat verlassen könnten. Wohl wahr – aber dass die USA zur gleichen Zeit mehrere Regionalbanken mit Milliardengarantien stützten und der CS-Untergang durch die US-Bankenkrise vom Frühling 2023 befeuert wurde, erwähnt er mit keinem Wort.
Norwegischer Verkehrsminister tauscht sich mit Rösti über Schweizer Eisenbahnsystem aus
Verkehrsminister Albert Rösti hat am Montag sein norwegisches Pendant Jon-Ivar Nygård in Bern empfangen. Erklärtes Ziel: diesem zu erklären, wie die Schweizer Politik das im internationalen Vergleich hervorragende Eisenbahnsystem hegt und pflegt. Rösti holte sich allerdings im Gegenzug offensichtlich keine Informationen von seinem norwegischen Kollegen – zumindest wurde nichts dergleichen mitgeteilt. Dabei ist Norwegen das Land mit dem höchsten Anteil an Elektroautos. Die Schweiz könnte viel über eine erfolgreiche Elektrifizierung des Strassenverkehrs lernen. Ob Röstis Desinteresse damit zu tun hat, dass er vor seiner Wahl in den Bundesrat Öl-Lobbyist war?
Swiss-Kabinenchefin wird im Thurgau per Los in Grossen Rat gewählt
Die SP gewann bei den Grossratswahlen vom vergangenen Sonntag im Thurgau auf Kosten von Grünen und Grünliberalen vier Sitze dazu. Einen davon wird Sandrine Nikolic-Fuss besetzen. Sie holte im Bezirk Münchwilen gleich viele Stimmen wie ihre Genossin Monika Böhi, nämlich 1370. Das Los entschied danach zugunsten von Nikolic-Fuss. Über deren Wahl hat sich womöglich auch das Management der Fluggesellschaft Swiss gefreut, angeführt bis Mitte Jahr von Dieter Vranckx. Nikolic-Fuss arbeitet dort nicht nur als Kabinenchefin, sondern sie präsidiert auch die Gewerkschaft der Flugbegleiterinnen Kapers. In dieser Funktion hält sie die Chefs der Fluglinie mit ihrer regelmässigen Kritik an den Arbeitsumständen auf Trab. Mit dem neuen politischen Amt besteht die Möglichkeit, dass ihr für die Gewerkschaftsarbeit jetzt zumindest manchmal weniger Zeit bleibt.
red
Fehler gefunden?Jetzt melden.