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Wahlkampf der Demokraten – einer tanzt aus der Reihe

Tänzelt auf der Bühne nach vorne: Der demokratische Präsidentschaftskandidat und Milliardär Tom Steyer bei einer TV-Debatte. Foto: Getty Images
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Wer US-Präsident werden will, muss über das nötige Kleingeld verfügen oder finanzkräftige Spender in seinem Rücken haben. Im Vorfeld der letzten Wahlen gab Donald Trump allein für TV-Werbung 68 Millionen Dollar aus, Hillary Clinton sogar 237 Millionen. Insgesamt investierten alle Kandidatinnen und Kandidaten zusammen unglaubliche 761 Millionen für mehr als 920'000 TV-Spots.

Werden diese Zahlen im aktuellen Wahlkampf noch übertroffen? Ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen am 3. November 2020 sind schon doppelt so viele TV-Spots geschaltet worden wie zum selben Zeitpunkt vor vier Jahren. Das zeigt eine Auswertung der Datenspezialisten von «Five Thirty Eight». Von Januar bis Oktober zählten sie über 76'000 Werbungen im Vergleich zu den gut 32'000 bei den letzten Wahlen.

Das Verhältnis zwischen den beiden Parteien hat sich zudem grundlegend verändert. Im letzten Wahlkampf hatten die Republikaner zu diesem Zeitpunkt fast dreimal so viele Spots produziert wie die Demokraten. Jetzt gehen 96 Prozent der Wahlwerbung auf das Konto Letzterer.

Für den drastischen Anstieg ist ein Mann verantwortlich: Tom Steyer. Der Milliardär ist ein langjähriger Unterstützer der Demokraten und tritt bei dieser Vorwahl (Primary) gleich selbst für die Partei an. Über 23 Millionen Dollar hat Steyer für 59'000 Spots ausgegeben und ist damit für 78 Prozent der ganzen TV-Werbung verantwortlich. «Er hat sich seine Kandidatur sprichwörtlich erkauft», schreibt der Sender NBC kritisch.

Insgesamt hat Steyer schon über 47 Millionen für seinen Wahlkampf aufgewendet – mehr als alle anderen demokratischen Kandidaten. Nur Amtsinhaber Trump liegt mit fast 90 Millionen noch deutlich vor Steyer.

Während Bernie Sanders knapp hinter Steyer liegt, haben die beiden anderen demokratischen Topkandidaten Elizabeth Warren und vor allem Joe Biden deutlich weniger investiert. Auch beim Sammeln von Wahlkampfgeld halten sie sich zurück: Alle drei lehnen Spenden von reichen Gönnern sowie von Unternehmen ab, die mit fossilen Brennstoffen zu tun haben. Zudem verzichten sie auf die Hilfe von einflussreichen Lobbygruppen (Political Action Committees), die normalerweise Kandidaten unterstützen.

Sanders hat trotzdem schon 74 Millionen gesammelt, Warren kommt auf 60 Millionen, bei Biden sind es erst 38 Millionen. Zum Vergleich: Hillary Clinton hatte Ende September 2015, also gut einen Monat früher, schon fast 100 Millionen für ihre Kampagne zur Verfügung.

Gelten als Favoriten in den Reihen der Demokraten: Bernie Sanders, Joe Biden und Elizabeth Warren (von links). Foto: Getty Images

Bisher ging diese Taktik auf, vor allem bei Joe Biden. Der ehemalige US-Vizepräsident kommt derzeit auf 28 Prozent der Stimmen und hat die besten Aussichten, die Vorwahl der Demokraten zu gewinnen. Warren liegt mit 22 Prozent auf Platz zwei, dahinter folgt Sanders mit 16 Prozent.

Quereinsteiger Steyer, der schon so viele Millionen reingebuttert hat, kommt auf gerade einmal 1 Prozent der Stimmen und darf sich keine grosse Hoffnungen machen.

Auch in nationalen Umfragen sieht es für die demokratischen Herausforderer von Amtsinhaber Trump gut aus. Laut «Real Clear Politics» hat Biden momentan einen Vorsprung von 10,2 Prozent auf Trump. Und auch Sanders (+7,9 Prozent) und Warren (+7,3 Prozent) kommen bei den Wählern anscheinend besser an.

Doch die Wahl vor vier Jahren hat gezeigt, dass man solche Erhebungen mit Vorsicht betrachten muss. Zudem hat eine Analyse der «New York Times» ergeben, dass sich Trump in umkämpften und entscheidenden US-Bundesstaaten (Swing States) trotz seiner schlechten Umfragewerte gegen die Herausforderer durchsetzen könnte.

Gegen Biden würde sich Trump Stand jetzt zwar nur in North Carolina durchsetzen. Sein Rückstand in den anderen Swing States Michigan, Pennsylvania, Wisconsin, Florida und Arizona wäre allerdings nur marginal. Gegen Sanders wäre es in Wisconsin spannend. Vier der fünf anderen Staaten würde sich aber Trump holen.

Noch deutlicher wäre es bei Warren, die Trump nur in Arizona die Stirn bieten könnte. Alle anderen Staaten gingen deutlich an den Republikaner. Politbeobachter nehmen an, dass die Demokraten mindestens drei der sechs Swing States gewinnen müssen, wenn sie eine Chance auf den Einzug ins Weisse Haus haben wollen.

In den zwölf Monaten bis zur Präsidentschaftswahl kann noch viel passieren. Laut der «New York Times» liegen Direktvergleiche von Kandidaten ein Jahr vor der Wahl aber oft sehr nahe an den finalen Resultaten. Spätestens Ende April 2020 müssen die Demokraten wissen, wen sie gegen Trump ins Rennen schicken.

Milliardär Tom Steyer wird es wohl kaum sein – trotz seinen finanziellen Möglichkeiten. Der ehemalige Fondsmanager und jetzige Philanthrop und Umweltschützer fiel bisher vor allem mit seiner Bewegung «Need to Impeach» auf, die ein Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten anstrebt. Als ernst zu nehmenden Herausforderer von Trump sehen ihn aber die wenigsten.