Frappé fédéralBuddel-Rieder, Beisser-Bodenmann, Splatter-Caroni
Wer hat ein Gespenst wiederbelebt? Und wer war so richtig, richtig böse? Der etwas andere Rückblick auf die zu Ende gegangene Frühjahrssession des Parlaments.
Erinnern Sie sich an die Porta Alpina? So hiess das Projekt eines Touristenbahnhofs im Gotthard-Basistunnel, das vor Jahren einen Teil des Parlaments euphorisierte. Ein Hauch des alten Porta-Geists wehte in dieser Frühjahrssession nun erneut durch das Bundeshaus: als nämlich der Ständerat einer Motion des Walliser Mitte-Vertreters Beat Rieder für einen «multifunktionalen Grimseltunnel» zustimmte. Der ohnehin geplante Bau einer Stromleitung durch das Grimselmassiv soll demnach dazu genutzt werden, eine Eisenbahnspur durch den Berg zu ziehen. Das Ja zu Rieders Motion ist ein erster Schritt – doch benötigen die Grimselvisionäre viel Ausdauer und Glück, wollen sie ihr Projekt nicht ebenso enden sehen wie die Porta Alpina. Diese, irgendwann sang- und klanglos beerdigt, nennt man heute «Morta Alpina».
Der bislang böseste Kommentar zum Grimseltunnel stammt ausgerechnet von Peter Bodenmann. Der Hotelier aus Brig VS und ehemalige Präsident SP Schweiz rechnet in seiner «Weltwoche»-Kolumne mit Rieder («touristischer Nichtschwimmer») und dessen «Fantasieprojekt» ab. Bodenmann bezweifelt, dass Touristen Gefallen daran finden würden, «im stockfinsteren Tunnel von Innertkirchen nach Oberwald zu rattern». Die Schmalspurbahn, sollte sie je gebaut werden, sei zum «Mega-Flop» designiert. Für Rieder muss Bodenmanns Angriff eine herbe Enttäuschung sein – und für uns «Üsserschwiizer» ist er zumindest eine Überraschung. Für noch härter und undurchdringlicher als das Grimselmassiv hielten wir bislang nur die Walliser Interessen-Connection.
Noch sind die Bohrmaschinen am Grimsel nicht angeworfen – doch manche Angehörige der Bundesversammlung sind bereits einen Berg weiter: In einer neuen Motion fordern der Tessiner FDP-Nationalrat Rocco Cattaneo und andere Ratsmitglieder aus dem Südkanton, die Grimselbahn mit einer Verbindung ins Val Bedretto bis nach Airolo zu ergänzen. Die Anzeichen mehren sich, dass man im Bundeshaus buchstäblich dem Tunnelblick verfällt.
Und womit hat sich das Parlament in den drei Sessionswochen sonst noch so beschäftigt? Mit gewissen Feinheiten des Strafrechts zum Beispiel: Die Mindeststrafe, «wenn Sie einen Mann vergewaltigen», dürfe nicht zu hoch angesetzt werden, mahnte FDP-Ständerat Andrea Caroni. Denn, so seine Begründung: «Wenn Sie den gleichen Mann nicht vergewaltigen, sondern mit einer Kettensäge kastrieren, dann begehen Sie eine schwere Körperverletzung, und dort ist die Mindeststrafe viel tiefer.» Neben so viel Splatter im Ständerat nahmen sich die Beratungen im Nationalrat ziemlich harmlos aus. Dort ging es lediglich um «Ascheverstreuungstourismus»: um Deutsche, die, wie SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler in einem Vorstoss besorgt konstatierte, extra in die Schweiz reisen, um hier die Asche von Verstorbenen in der Natur zu verstreuen.
Nicht mit Tod und Gewalt wollen wir hier aber schliessen, sondern mit Herzen, Küssen und etwas Glamour. Diese Woche besuchte Schlagerstar Paola Felix das Bundeshaus – zum ersten Mal in ihrem Leben, wie die 72-Jährige verriet. Sie kam als Begleiterin der früheren Parlaments-Weibelin Catherine Leutenegger und wurde von SVP-Nationalrat Rino Büchel durchs Bundeshaus begleitet. Bei ihrer Tour konnte sie so manchen Fan begrüssen: Bundesrat Albert Rösti zum Beispiel und SVP-Nationalrat Mauro Tuena, aber auch die Sozialdemokratin Jacqueline Badran. Die legendäre Paola schafft es mit ihrer Musik offensichtlich, lagerübergreifend Leute anzusprechen, die sonst nicht für Schmuse-Sound bekannt sind.
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