Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Geplante Steuersenkung geplatzt
Nach der Kehrtwende von Truss hagelt es erneut Kritik

Rückzieher nach heftiger Kritik: Premierministerin Liz Truss und Finanzminister Kwasi Kwarteng.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Angesichts heftiger parteiinterner Kritik hat die neue britische Premierministerin Liz Truss gleich zu Beginn ihrer Amtszeit eine krachende Kehrtwende hingelegt. Nachdem mehrere Abgeordnete ihrer Konservativen Partei gedroht hatten, gegen die geplante Senkung des Spitzensteuersatzes für Topverdiener zu stimmen, nahm Finanzminister Kwasi Kwarteng das Vorhaben zurück. «Wir haben es verstanden, wir haben zugehört», teilte er am Montag vom Tory-Parteitag in Birmingham aus mit.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Märkte reagierten positiv, das zuletzt stark unter Druck geratene Pfund schoss in die Höhe. Doch die Auswirkungen für Truss, die noch am Vorabend ihre Pläne verteidigt hatte, könnten verheerend sein. «Ihre Kritiker, von denen es viele gibt, erhalten die Botschaft, dass andere unpopuläre Massnahmen – etwa Kürzungen der öffentlichen Ausgaben – ebenfalls über den Haufen geworfen werden können», kommentierte der Sender Sky News. Der Ruf der 47-Jährigen, die angekündigt hatte, auch umstrittene Entscheidungen unerschütterlich durchzusetzen, hat enorm gelitten.

«Reputation ist irreparabel zerstört»

Der Politologe Mark Garnett nannte die Kehrtwende «die demütigendste Entscheidung» einer britischen Regierung seit Jahrzehnten. «Grossbritannien steht nun einer verlängerten Phase wirtschaftlicher Stagnation gegenüber und das mit einer Regierung, deren Reputation bereits irreparabel zerstört wurde», sagte Garnett. Ein Parteitagsbesucher mit guten Verbindungen in die Tory-Fraktion sagte, die Abgeordneten seien zutiefst verunsichert. «Sie trauen sich nicht, die Regierungslinie öffentlich zu verteidigen, weil sie fürchten müssen, dass die Linie sich über Nacht ändert», sagte der Mann.

Finanzminister Kwarteng hatte vor gut einer Woche unter anderem angekündigt, den Spitzensteuersatz für Jahreseinkommen von mindestens 150 000 Pfund (166’500 Franken) von 45 auf 40 Prozent zu senken. Die Regierung will damit das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Nach der Ankündigung der über Schulden finanzierten Pläne rauschte der Pfund-Kurs in den Keller.

Die britische Notenbank sah sich gezwungen, einzuschreiten und Staatspapiere mit langer Laufzeit zu erwerben – ohne Obergrenze. Mehrere prominente Mitglieder der Tory-Partei wie die Ex-Minister Michael Gove und Grant Shapps kritisierten die Steuererleichterungen für Wohlhabende in Zeiten von steigenden Lebenskosten scharf und deuteten an, im Parlament dagegen zu stimmen. An anderen, ebenfalls umstrittenen Teilen des Wirtschaftsplans will Kwarteng aber festhalten.

Kwarteng bleibt wohl im Amt

Der Finanzminister steht nun enorm im Feuer. Truss hatte am Sonntag nicht nur eingeräumt, sie und Kwarteng hätten die Entscheidung im Alleingang getroffen. Die Premierministerin betonte auch, die Steuersenkung für die Reichsten sei Kwartengs Idee gewesen. Dass der ehemalige Hedgefonds-Mitarbeiter am Abend nach der Ankündigung seiner Pläne an einem Empfang mit Hedgefonds-Managern teilnahm, sorgte ebenfalls für Empörung.

Dennoch dürfte Kwarteng erst einmal im Amt bleiben. Denn ein Wechsel auf diesem wichtigen Posten würde die Märkte wohl noch stärker verunsichern. Experte Garnett sieht noch einen weiteren Grund, warum die umfassende Rebellion ausbleiben dürfte. «Die Tory-Abgeordneten sind unwillig, schon wieder ihre Parteichefin auszutauschen», sagte er. Denn dann sei eine Neuwahl kaum vermeidbar – Umfragen zufolge würden in diesem Fall aber zahlreiche Tories ihre Mandate verlieren.

AFP/fal