Brian Keller im «TalkTäglich»«Dass ich heute so mit Ihnen reden kann, ist ein Wunder»
Über sieben Jahre lang war der 28-Jährige hinter Gittern. Vor gut zehn Tagen wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Nun erzählt er, wie er den Alltag erlebt.
Brian Keller wird oft als der bekannteste Gefangene der Schweiz bezeichnet. Viel wurde über den heute 28-Jährigen, die Verhältnisse seiner Haft und sein Verhalten in der Haft geschrieben. Am 10. November wurde er entlassen und hat nun am Montagabend im Gespräch mit Hugo Bigi in der Sendung «TalkTäglich» erstmals über sein Leben in Freiheit gesprochen.
Er sei sehr glücklich, aber «noch nicht so richtig angekommen», sagt er zu Bigi. «Es wird aber immer besser. Ich bin einfach froh, dass ich draussen bin.»
Keller wird bei seinem Wiedereinstieg in den Alltag professionell begleitet und betreut und hat diese Hilfe in den ersten Tagen auch schon in Anspruch genommen.
Keller will Boxer werden
Er wolle möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen, eine Ausbildung abschliessen, sich selbst finanzieren. Konkret will er Boxer werden. «Das ist mein Job. Beim Boxen kann ich meinen Schmerz rauslassen. Das befreit mich sehr», sagt Keller. Er ist auch davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit so weit sein wird. «Ich habe schon erste Termine. Dann sollte bald Geld reinkommen.»
«Beim Boxen kann ich meinen Schmerz rauslassen. Das befreit mich sehr.»
Seit er in Freiheit ist, habe er vor allem positive Erfahrungen gemacht. Die Leute seien auf ihn zu gekommen und hätten ihm Mut zugesprochen, sich für ihn gefreut. «Die Reaktionen haben mich überrascht. Ich dachte immer, ich sei der am meisten gehasste Mann der Schweiz», sagt Keller.
«Krasse» Erlebnisse im Bunker
Angesprochen auf seine Vergangenheit, sagt Keller, dass er bereue, was er als Jugendlicher gemacht habe. «Bei den Dingen, die ich im Gefängnis gemacht habe, war ich im Recht. Ich würde es wieder so machen. Es war wirklich krass, was sie da mit mir durchgezogen haben.»
Vor allem die Ereignisse in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies machten ihm zu schaffen. «Ich wurde in den Bunker gesteckt. Das ist eine andere Liga als Einzelhaft. Das ist noch eine Schippe drauf», sagt er.
Er sei während 20 Tagen in eine pinke Zelle ohne Fenster gesteckt worden, sei 23 Stunden des Tages allein gewesen und nur eine Stunde draussen. «Da wird man wirklich wahnsinnig. Dass ich heute so mit Ihnen reden kann, ist ein Wunder», sagt er zu Bigi.
Dank an seine Eltern
Unterstützung habe er in dieser Zeit vor allem von seiner Familie erhalten. «Ich kann meinen Eltern gar nicht genug danken für ihre Hilfe. Ich liebe sie, sie waren immer für mich da», sagt Keller. Für seine Eltern sei die Situation manchmal viel schlimmer gewesen als für ihn selbst. «Meine Mutter hatte psychische und physische Probleme deswegen.»
«Der Staat hat sich auch nicht an die Regeln gehalten.»
Keller sieht den Grund für seine lange Haft eher in der Politik als in seinem eigenen Verhalten. «Ich habe als Junge viel Blödsinn gemacht, das gebe ich zu. Aber als Erwachsener im Sondersetting habe ich immer versucht, mich aus den Problemen rauszuhalten.»
Man könne nicht alles ihm vorwerfen. «Der Staat hat sich auch nicht an die Regeln gehalten», sagt er.
Entschuldigung an sein Opfer
Seine früheren Fehler bereut Keller jedoch. «Ich war immer rebellisch, habe Drogen genommen, wollte mich beweisen und bei älteren Leuten Anerkennung erhalten», erklärt er sein Verhalten.
Vor allem die Messerattacke, die er als 15-Jähriger in Schwamendingen verübt hat, tut ihm «sehr leid». Er entschuldigt sich in der Sendung «nochmals von Herzen» bei seinem damaligen Opfer und dessen Familie.
Abschliessend will Bigi wissen, ob Keller bei all der Aufmerksamkeit für seine Person keinen Druck verspüre, im Alltag Fuss zu fassen. «Nein, da gibt es keinen Druck. Ich bin davon überzeugt, dass es gut geht», sagt Brian Keller. «Es gibt auch keinen Plan B, sondern nur einen Plan A. Und der klappt zu 100 Prozent.»
tif
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