AboInterview mit Forensiker zu Brians Freilassung«Bei manchen galt er ja fast schon als die personifizierte Gesellschaftskritik»
Brian Keller ist frei – von einem Tag auf den anderen. Warum das heikel ist, was die grösste Herausforderung für ihn sein wird und weshalb seine Unterstützer wohl nicht alle nur hehre Motive hatten, erklärt Psychiater Frank Urbaniok.
Herr Urbaniok, als Brian Keller am Freitag entlassen wurde, interviewten ihn die Medien wie einen Star. Ist so viel Aufmerksamkeit gesund?
Nein, überhaupt nicht. Gerade für jemanden mit seiner Geschichte ist diese extreme mediale Aufmerksamkeit vielmehr Teil des Problems. Denn jetzt muss angegangen werden, was in der Vergangenheit nicht gelungen ist: dass er mit den Widrigkeiten des Alltags zurechtkommt. Also damit, dass es nicht immer so läuft, wie er gerne hätte, dass Dinge nicht klappen, dass man mal warten muss, frustriert ist, seine Ziele nicht erreicht. All das eben, was im normalen Leben so auf einen zukommt. Wie er mit dieser Realität umgehen kann, wird die grosse Knacknuss sein. Es macht diesen Prozess ganz sicher nicht leichter, wenn diese mediale Inszenierung hinzukommt und ihm vermittelt wird, er sei eine Art Star.