AboLesende fragen Peter SchneiderBrauchen wir eidgenössisch diplomierte Sterbefachleute?
Ärztinnen und Ärzte verschreiben Medikamente, die ein Leben beenden können. Dabei sollten sie Leben erhalten. Ist das nicht widersprüchlich? Die Antwort von unserem Kolumnisten Peter Schneider.
Ärzt:innen sind Fachpersonen, die spezialisiert sind auf den Erhalt der Gesundheit und damit auf die Verlängerung menschlichen Lebens. Daher steht ihnen das Privileg zu, Medikamente zu verschreiben, die diesem Ziel dienen. Ist es da nicht paradox, dass es ausgerechnet die Ärzt:innen sind, denen das exklusive Recht zusteht, ein Mittel zu verschreiben, mit dem einem Leben ein Ende gesetzt wird? Das ist doch genau das Gegenteil dessen, worauf die Ärzte spezialisiert sind und hinarbeiten. Würde es nicht mehr Sinn machen, dieses Verschreibungsrecht speziell ausgebildeten Sterbehelfer:innen zuzugestehen? Verbunden mit einem neuen Ausbildungsgang, der zum Beispiel ausgebildeten Philosoph:innen, Ethiker:innen, Psycholog:innen usw. offen stehen würde? Und die Ärzt:innen würden – wie die Schuhmacher:innen – bei ihren Leisten bleiben? R.G.