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Unruhe bei Brack.ch
IT-Angestellte müssen sich auf eigenen Job neu bewerben

Mitarbeiterin im Logistikzentrum von Brack in Willisau kommissioniert am AutoStore-System am 25. Januar 2018.
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In Kürze:
  • Der Onlinehändler Brack.ch schreibt bestehende IT-Stellen neu aus.
  • Eine Reorganisation in agile Teams soll die Unternehmensstrukturen effizienter gestalten.
  • Auf dem Portal Kununu finden sich Bewertungen, die dem Unternehmen einen Wandel zur unpersönlichen Konzernmentalität unterstellen.

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen von Linkedin ein Jobinserat vorgeschlagen, das zu Ihrem Profil passen könnte. Die Stelle ist von Ihrem derzeitigen Arbeitgeber ausgeschrieben worden – und es geht um Ihren Job.

So erging es Anfang des Monats wohl einigen IT-Mitarbeitern des Onlinehändlers Brack.ch. Wie diese Redaktion erfuhr, wurden die Mitarbeiter aufgefordert, sich auf ihre eigenen Stellen zu bewerben. Wer diese Aufforderung verpasste, soll durch Linkedin auf das Vorgehen aufmerksam geworden sein.

Roland Brack wirbt für die Stellen

Auf Anfrage bestätigt Brack.Alltron, wie das Unternehmen seit vergangenem Sommer heisst, dass man einige Stellen in der IT neu ausgeschrieben habe. Auf der Plattform Jobs.ch konnte man Mitte des Monats über 60 ausgeschriebene Stellen finden, grösstenteils im IT-Bereich.

Grund dafür ist gemäss einem Sprecher eine Reorganisation «in agile Teams», die neue Erwartungshaltungen mit sich bringe. «Um manövrierfähig zu bleiben», habe man einige Stellen extern ausgeschrieben. Darüber seien die Mitarbeitenden frühzeitig informiert worden.

Gründer und Inhaber Roland Brack warb auf Linkedin für die ausgeschriebenen Stellen – obwohl diese teilweise von internen Mitarbeitenden besetzt waren.

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Das Unternehmen betont, dass man 20 Führungspositionen bereits mit internen Kandidaten besetzen konnte. Man wolle, wenn möglich, die Mitarbeitenden «auf unserer Reise mitnehmen». 

Arbeitsrechtler Michael Meier, Oberassistent an den Universitäten Zürich und Luzern, bezweifelt das. «Wer Stellen intern besetzen möchte, macht sich nicht die Mühe, ein Bewerbungsverfahren mit den bisherigen Mitarbeitern anzustossen. Die Bereichsleiter wissen schliesslich am besten, wer aus ihren Teams was kann.»

Der «heimliche Star jeder Reorganisation»

Interne Stellenbesetzungsverfahren, so nennt man ein solches Vorgehen im Fachjargon, sind laut Experte Meier in der Schweiz selten. In Deutschland kommen sie wegen des stärkeren Kündigungsschutzes häufiger zum Einsatz, die Berliner Anwaltskanzlei Prey von Köckritz bezeichnet sie als «heimlichen Star jeder Reorganisation».

Auch in der Schweiz, wo der Kündigungsschutz weniger streng ist, hat ein solches Vorgehen Vorteile für die Personalabteilung, meint Meier: «Man kann den Eindruck erwecken, dem Mitarbeiter eine faire Chance gegeben zu haben – nur hat sich leider jemand besseres beworben.»

Brack wehrt sich gegen den Eindruck, man plane einen grossflächigen Stellenabbau. Fluktuationen im niedrigen einstelligen Bereich könne man aber nicht ausschliessen, so das Unternehmen. 

So oder so: So ein Vorgehen sorgt bei der Belegschaft für Verunsicherung. «Es ist, als würde eines Tages Ihr Chef reinkommen und Sie fragen, ob Sie eigentlich noch beim Unternehmen arbeiten möchten», weiss Arbeitsrechtler Meier. Gerade hoch qualifizierte Mitarbeiter würden sich das gut überlegen. «Sie bewerben sich dann vielleicht nicht bei ihrem eigenen Unternehmen, sondern andernorts.»

Mitarbeitende geben schlechte Bewertungen ab

Die Reorganisation bei «Brack» wurde erstmals vergangenen Sommer kommuniziert, als der neue CEO Stefan Fraude – vorher Media-Markt – seine Stelle antrat. Aufgrund von Akquisitionen und Wachstum sei es zu komplexen Strukturen gekommen, hiess es damals. Man müsse sich effizienter aufstellen, ein Stellenabbau sei aber nicht geplant.

Auf Kununu.com, einer anonymen Bewertungsplattform für Unternehmen, tun zahlreiche Mitarbeitende ihren Unmut kund. Die Rede ist von mangelhafter Kommunikation und fehlender Transparenz, gerade der Umgang mit älteren Kollegen wird bemängelt.

Die kollegiale und familiäre Atmosphäre, die das Unternehmen über Jahre hinweg ausgezeichnet habe, sei einer Konzernmentalität gewichen. Da auf solchen Plattformen jeder kommentieren kann, ist es allerdings schwer, die Echtheit der Vorwürfe zu überprüfen.

Bei der Brack-Medienstelle heisst es, die negativen Bewertungen seien intern ein Thema. Man lade alle Beschwerdeschreiber ein, sich an die Personalabteilung zu wenden. In manchen Fällen kommt dieser Rat zu spät: Eine laut eigenen Angaben ehemalige Führungskraft wirft Brack auf der Plattform vor, seine eigenen Kulturwerte verraten zu haben. Und gibt der Teppichetage einen Rat mit auf den Weg: «Macht euch nicht zum grösseren Konzern, als ihr seid. Hochmut kommt vor dem Fall.»