GP Türkei –

Hamilton wettert am Funk: «Lass mich in Ruhe, Mann!»

Der Brite wird im Nieselregen nur Fünfter und stellt Mercedes’ Rennstrategie infrage. In der WM-Wertung hat Max Verstappen wieder die Führung übernommen.

Anna Baumgartner

Publiziert: 10.10.2021, 15:37Aktualisiert: 10.10.2021, 16:53

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Was denn das Schwierigste an diesem Rennen gewesen sei, wird Max Verstappen nach diesem GP der Türkei gefragt. Der Niederländer lacht: «Wach zu bleiben!» Verstappen hat das Rennen auf Platz 2 beendet und damit die Führung in der WM-Wertung wieder übernommen. Sechs Punkte liegt er nun vor seinem Konkurrenten Lewis Hamilton, den er für einmal auf der Strecke kaum antraf.

Das begann damit, dass Hamilton wegen eines Motorwechsels zehn Startplätze zurückversetzt wurde. Der siebenfache Weltmeister fuhr also von Platz 11 los – und eigentlich war die Frage nur, in welcher Runde er vorne ankommen würde. Doch an diesem Nachmittag gab es nicht nur die Gegner, die es zu überholen galt. Es gab auch den Nieselregen.

Dieser verhinderte, dass die Strecke abtrocknete. Und je länger das Rennen dauerte, desto mehr wurde an den Kommandoständen gerechnet: Wie lange halten die Intermediates? Wie viel verlieren wir, wenn es doch noch abtrocknet? Wäre es sogar möglich, das Rennen ohne Reifenwechsel zu beenden?

Wie ein Kind, das nicht vom Spielplatz wegwill

Auf Platz 5 lag Hamilton, als sich die Mercedes-Crew zum Boxenstopp bereit machte. Doch der Brite wollte davon nichts wissen. «Es fühlt sich an, als könnte ich draussen bleiben», funkte er an die Box. Sein Renningenieur Peter Bonnington reagierte wie ein Vater, dessen Kind nicht vom Spielplatz nach Hause kommen will: «Also gut, noch eine Runde.»

Aus der einen Runde wurden zwei, drei, vier, und irgendwann festigte sich bei Hamilton die Überzeugung, dass er das Rennen auf diesem einen Satz Intermediates zu Ende fahren kann. Dritter war er zu diesem Zeitpunkt, nachdem Ferraris Charles Leclerc, der die gleiche Idee gehabt hatte, irgendwann hatte einsehen müssen, dass die nicht so gut war. Acht Runden vor Schluss war Mercedes gleich weit, Hamilton musste die Reifen wechseln.

Als Fünfter kam er wieder auf die Strecke und begann zu wettern. «Verdammt», funkte er, «wir hätten den Platz nicht aufgeben dürfen!» Als ihn Bonnington dann noch darauf hinwies, dass der sechstplatzierte Pierre Gasly langsam etwas gar nahe rankomme, rief Hamilton nur noch: «Lass mich in Ruhe, Mann!»

Vor einem Jahr hatte der Brite in der Türkei seinen siebten Weltmeistertitel gefeiert. Nun liegt er in der WM-Wertung wieder zurück. Sechs Rennen sind es noch bis Saisonende. Das nächste steht in zwei Wochen in Texas an.

Es wird bei Mercedes wohl einige Diskussionen geben bis dahin. Feiern konnte das Team nach diesem Wochenende trotzdem. Denn fast gleich einschläfernd wie Verstappen fuhr Valtteri Bottas zu einem Start-Ziel-Sieg. Es ist der erste in dieser Saison für den Finnen, der nächstes Jahr für den Hinwiler Rennstall Alfa Romeo fahren wird. Für diesen gab es auch in der Türkei keine Punkte. Antonio Giovinazzi klassierte sich auf dem 11. Rang und Kimi Räikkönen auf Rang 12.

Es waren keine einfachen Bedingungen für die Renn-Strateginnen und -Strategen. Der Preis der grössten Schnapsidee ging aber an diesem Sonntag an Sebastian Vettel. Er liess sich in der 38. Runde Trockenreifen aufziehen und schlitterte eine Runde lang nur über die Strecke. Als er zerknirscht wieder in die Boxengasse abbog, landete er fast in der Mauer. Das Rennen beendete er auf Rang 18.

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