Neue Studie aus den USABlutdrucksenker können vor Gedächtnisverlust schützen
Einige Medikamente, die gegen Bluthochdruck eingesetzt werden, scheinen sich positiv auf die Gehirnfunktion auszuwirken.
In der Schweiz haben gemäss Herzstiftung rund 1,5 Millionen Menschen einen zu hohen Blutdruck. Weil das keine oder kaum Beschwerden macht, scheuen sich viele Betroffene davor, regelmässig Medikamente zu schlucken.
Eine grosse Untersuchung aus den USA könnte jetzt zu einem Umdenken führen. Derzufolge scheinen nämlich bestimmte Blutdruckmittel die Hirnleistung zu verbessern.
Optimal behandelte Patienten schnitten besser ab
Das berichten die US-Forschenden in der Fachzeitschrift «Hypertension»: Sie werteten in einer Metaanalyse 14 Studien aus mit insgesamt fast 13’000 Erwachsenen ab 50 Jahren.
Dabei zeigte sich, dass ältere Menschen mit Bluthochdruck, deren Medikamente die Blut-Hirn-Schranke überwanden, sich innerhalb der Beobachtungszeit von drei Jahren Dinge und Zahlen besser merken konnten als die Vergleichspersonen, deren Mittel nicht ins Gehirn gelangten. Zu den hirngängigen Blutdruckmitteln gehören zum Beispiel sogenannte ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker.
Laut Studienleiter Jean K. Ito von der Universität Kalifornien in Irvine stellen die Ergebnisse «die bisher stärksten Beweise dar, dass diese Blutdrucksenker mit einem besseren Gedächtnis in Verbindung stehen». Dies spreche dafür, dass Menschen mit Bluthochdruck vor einem geistigen Verfall geschützt werden können.
Bluthochdruck – ein Demenzrisiko
Tatsächlich gehört ein chronisch erhöhter Blutdruck zu den grössten Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung. Das betont auch der Schweizer Altersmediziner Andreas Schoenenberger (53).
Der Chefarzt Innere Medizin am Kantonsspital Münsterlingen TG hat die neue Studie gelesen. Sie sei durchaus plausibel, sagt Schoenenberger, relativiert aber deren Aussagekraft: Die getesteten Hirnfunktionen hätten sich teilweise nur minim verbessert, wenn überhaupt.
Auch ein gesunder Lebensstil hilft
Dennoch sei es eine wichtige Untersuchung: «Sie beweist einmal mehr, dass es in der Demenzprophylaxe ganz entscheidend ist, den Blutdruck im Normbereich zu halten.» Das müsse nicht zwingend mit Medikamenten geschehen – auch mit Bewegung, gesunder, salzarmer Ernährung und einer Gewichtsreduktion würden sich gute Resultate erzielen lassen.
Aber oft reiche das eben nicht aus, so Schoenenberger. «Und dann ist es sicher besser, zusätzlich noch ein Medikament zu nehmen, als die Gefässe durch den ständigen Überdruck verkalken zu lassen.»
Quelle: ahajournals.org
Fehler gefunden?Jetzt melden.