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Buschauffeure werden überwacht
Big Brother in der VZO-Fahrerkabine

Das kleine, links vom Steuerrad angebrachte Gerät tadelt die VZO-Chauffeure bei falscher Fahrweise.
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Ganz stolz berichten die Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland (VZO) in einer Medienmitteilung von ihrer neusten Errungenschaft. In jeden ihrer 100 Busse hat das Unternehmen vergangenes Jahr einen «Mini-Computer» eingebaut. Wie es in der Mitteilung heisst, wissen die Geräte jederzeit auf den Meter genau, wo sich der jeweilige Bus befindet, ob die Strasse auf- oder abwärts führt und in welchem Tempo gefahren werden darf.

Auf Öko getrimmt

Das Ziel dieser lückenlosen Überwachung ist gemäss den VZO, den Dieselverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Ein Anzeigegerät neben dem Lenkrad gebe dem Chauffeur oder der Chauffeuse mit unterschiedlich leuchtenden Symbolen Informationen über den aktuellen Fahrstil und warne beispielsweise bei einer zu starken Beschleunigung mit übermässigem Dieselverbrauch. Bevor die neue Massnahme eingeführt wurde, hat der Busbetrieb das 460 Kilometer lange Streckennetz erfasst und vorgeschrieben, wie die Chauffeure die jeweiligen Streckenabschnitte zu befahren haben. «Die Geschwindigkeiten auf Geraden, in Kurven und Kreiseln, das Abbremsen und Beschleunigen an Haltestellen und Lichtsignalen wurde für jede Fahrstrecke akribisch festgelegt», schreibt das Unternehmen.

«Das Ziel dieser Vorgabe war, dass die Fahrerinnen und Fahrer ihr Gaspedal und ihre Bremse stets korrekt einsetzen und sich an diese Vorgabe halten.» Um den Umgang mit dem Gerät zu üben, schickten die VZO die gesamte Belegschaft in ein Fahrtraining.

Permanente Nachverfolgung

Der Hersteller dieser «Mini-Computer» bietet auch eine Dienstleistung an, die das Fahrverhalten der einzelnen Chauffeure mit Rot, Gelb oder Grün klassifiziert und den Arbeitgeber darüber informiert. Damit weiss der Chef jederzeit über die individuellen «Scores», also die Punktestände, seiner Fahrer Bescheid und kann sie gegebenenfalls zum erneuten Fahrtraining verdonnern.

Je nach Fahrstil leuchten die Symbole auf dem «Mini-Computer» unterschiedlich.

Solche Scoring-Apps nutzten die VZO zwar nicht, sagt Direktor Werner Trachsel auf Anfrage. Man könne die Fahrzeuge aber ohnehin bereits nachverfolgen. «Unsere Busse sind schon alle mit einem GPS-Gerät ausgerüstet und werden von der VZO-Leitstelle in Grüningen permanent getrackt.» Diese Daten würden dann weiter in das Fahrplanprogramm geschickt, damit die ÖV-Nutzer auf der Fahrplan-App allfällige Verspätungen ihres Busses in Echtzeit sehen könnten.

Das neu installierte System erzielt offenbar die gewünschte Wirkung. Seit der Einführung im vergangenen Frühling hätten die VZO insgesamt rund sechs Prozent weniger Dieselöl verbraucht. Das entspreche etwa 210’000 Litern. Der CO₂-Ausstoss reduziere sich damit um 560 Tonnen jährlich.

Weniger Treibstoff nötig

Neben der Umwelt profitiert aber auch das Unternehmen, und zwar finanziell: Der geringere Dieselverbrauch verringere die Kosten um jährlich rund 120’000 Franken.

Die sanftere Fahrweise spart gemäss den VZO jedoch nicht nur Diesel, sondern ist für die Fahrgäste auch angenehmer. Was die betroffenen Chauffeure von der zusätzlichen Überwachung an ihrem Arbeitsplatz halten, geht aus der Mitteilung allerdings nicht hervor.