Neuer US-SonderbotschafterBidens Mann fürs Klima
Der ehemalige Aussenminister John Kerry hat ein neues Amt. Das verdankt er nicht zuletzt seiner Freundschaft mit dem Präsidenten.
Man tut John Kerry nicht unrecht, wenn man feststellt, dass er sein derzeitiges Amt zwar nicht nur, aber doch ganz wesentlich dem verdankt, was man gemeinhin «Vitamin B» nennt: gute Beziehungen zu höhergestellten, einflussreichen Persönlichkeiten. In Kerrys Fall handelt es sich dabei um Joe Biden, den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Höher und einflussreicher geht es kaum. Kerry und Biden sind seit Langem und gut befreundet.
Und beide würden wohl nicht bestreiten, dass diese Freundschaft – und das Vertrauen, das sie mit sich gebracht hat – eine Rolle bei Bidens Entscheidung gespielt hat, Kerry zum Sonderbotschafter für Klimapolitik zu ernennen, zum U.S. Special Presidential Envoy for Climate.
Als Leutnant der Navy kommandierte er auf dem Mekong in Vietnam ein Schnellboot.
Man braucht viel Platz, um die Biografie von John Kerry angemessen auszubreiten. In aller Kürze: John Forbes Kerry wurde 1943 in eine prominente, reiche Ostküstenfamilie geboren, er hat eine erstklassige Schulausbildung genossen und in Yale studiert. 1968/69 zog er in den Krieg, als Leutnant der Navy kommandierte er auf dem Mekong in Vietnam ein Schnellboot. Er wurde verwundet und mit Tapferkeitsorden ausgezeichnet.
Nach der Rückkehr ging Kerry in die Politik. 1985 wurde er Senator, den Sitz behielt er fast drei Jahrzehnte lang. Joe Biden war zur gleichen Zeit Senator, beide gehörten dem Auswärtigen Ausschuss an. 2004 kandidierte Kerry erfolglos für die Demokraten gegen den republikanischen Präsidenten George W. Bush. 2013 wurde er Aussenminister von Barack Obama.
In diesem Amt war Kerry für die Verhandlungen über zwei der wichtigsten internationalen Abkommen zuständig, an denen die USA beteiligt waren: das Atomabkommen mit Iran und den Pariser Klimaschutzvertrag. Beide wurden von Donald Trump nach dessen Wahlsieg umgehend gekündigt. Dass Biden dem Pariser Abkommen dann gleich am ersten Tag seiner Präsidentschaft wieder beigetreten ist und dazu noch Kerry zum sogenannten «Klimazar» befördert hat, darf man schon als eine Art politischen Racheakt sehen.
Reden ist etwas, das Kerry gerne und ausführlich tut.
Kerry ist er einer der erfahrensten Aussenpolitiker in Washington, er geniesst weltweit Ansehen und kann glaubhaft von sich sagen, er spreche für Biden. Allerdings geraten Sonderbeauftragte nicht selten Ministern ins Gehege, und Klimaschutz ist ein Thema, das viele Ressorts betrifft. Fest steht: John Kerry hat als Klimazar einen Sitz im Nationalen Sicherheitsrat, bei allen wesentlichen aussenpolitischen Entscheidungen der Biden-Regierung wird er daher mitreden können.
Reden ist etwas, das Kerry gerne und ausführlich tut. Das muss für einen Diplomaten kein Manko sein. Es gibt in Washington aber auch Menschen, die glauben, Kerrys Redelust entspringe nicht zuletzt der Freude daran, sich selbst zuzuhören. Der Ostküstenaristokrat Kerry verfügt durchaus über eine gewisse joviale Arroganz. Es gibt im Internet ein Video von ihm, aufgenommen in Island, wo er vor einigen Jahren an einer Klimaschutzveranstaltung teilnahm. Kerry flog mit dem Privatjet seiner Familie ein – er ist in zweiter Ehe mit der sehr reichen Erbin des Saucenimperiums Heinz verheiratet –, und erklärte erstaunten Journalisten dort voller Überzeugung, dass dieses Fortbewegungsmittel für Weltenretter wie ihn die einzige Möglichkeit sei, um die vielen Klimaschutztermine in aller Welt abarbeiten zu können.
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