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Künstliche Intelligenz
Biden lässt KI-Bosse im Weissen Haus antanzen

Mächtige Männer in der neuen Welt: Alphabet-Chef Sundar Pichai (links) und Sam Altman von Open AI auf dem Weg ins Weisse Haus.
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Gerüchte, dass Maschinen die mächtigsten Positionen der Welt bald übernehmen werden, sind stark übertrieben. Um zu zeigen, dass die Macht immer noch von Washington und den dort regierenden Menschen ausgeht, redete Joe Biden den Herren der künstlichen Intelligenz ins Gewissen: «Was Sie tun, birgt enormes Potenzial und enorme Gefahr», sagte der US-Präsident am Mittwoch im Weissen Haus.

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Vor ihm, so zeigt es ein Video, sass Vizepräsidentin Kamala Harris mit mächtigen Unternehmern der KI-Welt: Sundar Pichai, Chef der Google-Mutter Alphabet, Microsoft-Boss Satya Nadella, und Sam Altman von Open AI, dem Unternehmen hinter dem Chatbot Chat-GPT. Auch Dario Amodei vom Start-up Anthropic war gekommen. Harris hatte die Manager zu dem Treffen zitiert. Führende KI-Entwickler von Open AI und Nvidia bis Stability AI haben dem Weissen Haus zufolge zugesagt, ihre KI-Systeme öffentlich prüfen zu lassen.

Es geht um die neue Welle künstlicher Intelligenzen, sogenannte grosse Sprachmodelle, die mit Menschen verblüffend gut kommunizieren können. Sie lernen anhand grosser Datensätze, welchen statistischen Wahrscheinlichkeiten menschliche Sprache oder Kunststile folgen, und können deshalb auf ihre eigene Art kreativ werden, Bilder und Texte erschaffen. Momentan setzen vor allem die Marketing- und die Internet-Branche auf die neue Spracherzeugungssoftware. Auch Biden, so streute es das Weisse Haus, habe schon mal an Chat-GPT herumprobiert.

Auch Microsoft-CEO Satya Nadella musste sich von Joe Biden ins Gewissen reden lassen: Seine Suchmaschine Bing hat in Sachen KI derzeit gegenüber Google die Nase vorne.

Weil aber unklar ist, was genau die Programme aus ihren Lern-Datensätzen aus Bildern und Texten ableiten, löst die Technologie auch Ängste aus. Unternehmer wie Elon Musk, KI-Pioniere wie Geoffrey Hinton und progressive Forscherinnen wie die ehemalige Google-Mitarbeiterin Timnit Gebru warnen. Den einen geht es um Szenarien, in denen KI ausser Kontrolle gerät und die Menschheit unterwirft, anderen darum, dass bestimmte Gruppen im Alltag vermehrt benachteiligt werden könnten.

Grosser Test auf der Hacker-Konferenz Defcon

Die US-Regierung versucht nun, frühzeitig Regeln für KI zu entwerfen. Dieses Mal soll die Politik die Kontrolle behalten, nicht erst nach schlagzeilenträchtigen Vorfällen aufwachen, so wie in der Debatte um politische Manipulation auf Facebook nach der Wahl 2016 oder den Datenschutzvorfällen bei der Facebook-Mutter Meta – deren Chef Mark Zuckerberg froh sein dürfte, dass er dieses Mal nicht zum Kreis der Geladenen gehörte.

Um die Systeme zu prüfen, will das Weisse Haus die Hacker-Szene einspannen. Auf der grossen Hacker-Konferenz Defcon, die im August wie jedes Jahr in Las Vegas stattfindet, sollen die KI-Unternehmen ihre Software quasi zum Abschuss freigeben: Fachleute sollen sie dort harten Tests unterziehen und Schwachstellen finden.

Sie sollen die Modelle mit Texteingaben quasi provozieren: Reagieren sie mit Rassismus, Mordaufrufen, Bombenbau- oder gar Weltherrschaftsplänen, müsste nachgebessert werden. Tausende KI-Experten sollen die Modelle so untersuchen und feststellen, ob sie die Vorgaben der Regierung für vertrauenswürdige KI erfüllen. Zudem sollen mit 140 Millionen Dollar Steuergeld sieben neue nationale KI-Forschungszentren geschaffen werden, die sicherstellen sollen, dass KI dem Gemeinwohl dient.

Google und Microsoft sitzen immer mit am Tisch

Christoph Schuhmann und sein Verein Laion bauen an einer Alternative zu den kommerziellen Programmen der US-Konzerne. Bidens Plan sieht der Deutsche skeptisch: «Am Ende bekommen diese Experten wahrscheinlich wieder nur beschränkten Zugang, sie können also die Outputs der Systeme evaluieren. Dann bliebe das Modell dahinter aber eine komplette Blackbox. Wirklich transparente Evaluation kann nur stattfinden, wenn sowohl die Gewichte des Modells als auch die Trainingsdaten komplett transparent allen dieser Tausenden Experten offen zur Verfügung stehen würden.» Die sogenannten Gewichte sind die Einstellungen in den Programmen, die bestimmen, wie genau sie lernen.

Nach dem Treffen sagte Sam Altman von Open AI, er und die anderen KI-Bosse teilten beim Thema Regeln die Sicht der US-Regierung – und zwar «überraschenderweise». Allerdings zeigt sich an dem Treffen auch, dass sich bei den mächtigsten KI-Anwendungen Strukturen herausbilden, die in den Ruch eines Kartells kommen könnten.

Open AI gilt als fortschrittlichstes Unternehmen – aber auch Microsoft war da, der Hauptinvestor von Open AI. Alphabet war ebenfalls doppelt vertreten: Es kam nicht nur Konzernchef Pichai, Alphabet hat auch Hunderte Millionen Dollar in Anthropic gesteckt, dessen Chef Amodei ebenfalls ins Weisse Haus geladen war. Wie auch immer es mit KI weitergeht, Google und Microsoft sitzen immer mit am Tisch.