Scheidender US-PräsidentJoe Biden: «Ich hätte Donald Trump besiegt»
Nach der für Joe Biden desaströsen TV-Debatte gegen Donald Trump zog er sich als Präsidentschaftsbewerber zurück. Ein Fehler?
Der scheidende US-Präsident Joe Biden geht davon aus, dass er als Spitzenkandidat der Demokraten die US-Präsidentschaftswahl gegen den Republikaner Donald Trump gewonnen hätte. «Es ist anmassend, das zu sagen, aber ich denke ja», sagte Biden auf die entsprechende Frage in einem Interview von «USA Today». Er stütze diese Ansicht auf Umfragen, die er überprüft habe. Öffentliche Meinungsumfragen sahen Biden damals allerdings mehrheitlich hinter Trump.
Auf die Frage, ob er die Kraft gehabt hätte, weitere vier Jahre im Amt zu bleiben, zeigte Biden sich allerdings nicht so zuversichtlich. «Ich weiss es nicht», antwortete er. «Wer zum Teufel weiss das schon?»
Biden hatte sich nach einer für ihn desaströsen Fernsehdebatte mit Trump im Wahlkampf auf Druck seiner Partei hin aus dem Präsidentschaftsrennen zurückgezogen und unterstützte dann seine Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin. Viele Experten allerdings bezweifeln, dass Biden die Wahl hätte gewinnen können.
«Ich kenne jeden wichtigen Anführer der Welt seit langer Zeit»
Biden sagte weiter: «Ich denke, der einzige Vorteil eines alten Mannes ist, dass ich jeden wichtigen Anführer der Welt seit langer Zeit kenne. So hatte ich auf jeden von ihnen und ihre Interessen eine Perspektive.»
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Er hoffe, die Geschichte werde sagen, dass er angetreten sei und einen Plan gehabt habe, wie man die Wirtschaft und Amerikas Führung in der Welt wiederherstellen könne. «Und ich hoffe, dass sie dokumentiert, dass ich es mit Ehrlichkeit und Integrität getan habe, dass ich gesagt habe, was mir durch den Kopf ging.» Als seine grösste Enttäuschung bezeichnete Biden sein Versagen, wirksam gegen Fehlinformationen vorzugehen, auch gegen die von Trump.
Nur Reagan gab weniger Interviews als Biden
Angesprochen auf Dinge, die er in seiner Amtszeit eventuell bereue, erwähnte Biden das TV-Duell nicht und auch nicht sein gebrochenes Versprechen, nur eine Amtszeit zu dienen und eine «Brücke» zur nächsten Generation zu bilden. Stattdessen beklagte er den nur langsamen Fortschritt bei grösseren Infrastrukturprojekten sowie die Falschinformationen, welche die politische Auseinandersetzung manipulierten.
Biden gab in seiner Amtszeit weniger Interviews und Pressekonferenzen als jeder andere Präsident seit Ronald Reagan (1981-1989). «USA Today» war die einzige Zeitung, die mit ihm ein persönliches Gespräch führen konnte, bevor er sein Amt am 20. Januar an Trump übergibt.
«Ich habe es mit Ehrlichkeit und Integrität getan»
Bei seinem Treffen mit Trump nach dessen Wahlsieg im Weissen Haus habe er den Republikaner aufgefordert, nicht wie angekündigt Rache an politischen Gegnern zu üben, sagte Biden in dem Interview. Trump habe darauf nicht geantwortet.
Er wolle seinen Landsleuten als ein Präsident in Erinnerung bleiben, der einen klaren Plan zur Erholung der US-Wirtschaft nach der Corona-Pandemie und zur Wiederherstellung der Führungsrolle der Vereinigten Staaten in der Welt gehabt habe, sagte der scheidende Amtsinhaber. «Das war meine Hoffnung, und wer weiss? Ich hoffe, dass daran erinnert wird, dass ich es mit Ehrlichkeit und Integrität getan habe. Und dass ich gesagt habe, was mir durch den Kopf ging.»
AFP/DPA/chk
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