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Gezielte Aktion aus Moskau
Die Pariser Bettwanzen-Plage war russische Propaganda

This photograph taken on February 23, 2024, shows the Eiffel Tower on a cloudy day in Paris. (Photo by Martin BUREAU / AFP)
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Was war die Psychose gross, in manchen Fällen kippte sie in Paranoia. Bettwanzen, so hiess es im vergangenen Herbst plötzlich, fielen über Paris her wie eine biblische Plage. Besonders perfid dann noch: Die Insekten zeigten sich nur im Dunkeln, wenn wir schlafen also. Sonst, so erfuhr man von Experten, versteckten sie sich in Matratzenfalten und in den Holzfugen der Betten, in Kleidern – und, wer weiss, auch auf den Sitzen von Kinos, in den Schnellzügen, den TGV, und in der Pariser Metro.

In den sozialen Medien tauchten unscharfe Fotos aus dem Transportalltag auf mit kleinen, schwarzen Pünktchen drauf. Punaises de lit! In den Zeitungen wurde den Franzosen erklärt, wie sie die Wanzen wieder loswürden, das koste allerdings eine Kleinigkeit: 1000 Euro etwa. Die Firmen, die den Dienst anboten, hatten nun volle Auftragsbücher. Wer, fragte man sich, wolle da noch nach Paris kommen. Die Olympischen Sommerspiele? Ein garantierter Flop!

«Russisch inspiriert oder russisch»

Nun, wie es den Anschein macht, war auch diese Aufregung gezielt aufgeblasen worden von russischen Quellen. «Die Polemik um die Bettwanzen», sagte Frankreichs Europaminister Jean-Noël Barrot in einem Fernsehinterview, «ist künstlich verstärkt worden von Konten in den sozialen Medien, von denen wir wissen, dass sie russisch inspiriert oder russisch sind.»

Sie hätten dafür auch Presseartikel gefälscht. «In einem wurde die falsche Korrelation verhandelt, dass die Ausbreitung der Bettwanzen zeitlich mit der Ankunft ukrainischer Flüchtlinge zusammenfalle.»

France's Deputy Minister for Europe Jean-Noel Barrot leaves the Elysee palace in Paris after the weekly Cabinet meeting on February 14, 2024. (Photo by ALAIN JOCARD / AFP)

Seit zwei Jahren, seit Kriegsbeginn in der Ukraine, beobachtet die französische Regierung eine markante Zunahme solcher Fake-News-Kampagnen mit nachverfolgbar prorussischem Ursprung – auf Dutzenden von Kanälen auf Telegram, auf propagandistischen Newssites und Blogs.

Sie sollen dazu beitragen, Frankreich schlechtzumachen und gleichzeitig die Unterstützungsmoral für die Ukraine zu knicken. Präsident Emmanuel Macron liess eine Behörde namens Viginum einrichten, die russische Operationen der Desinformation aufdecken soll.

Die blauen Davidsterne

Eine solche Kampagne war auch der Vorfall mit den blauen Davidsternen, die bald nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel an Hausmauern von Paris auftauchten. Über Nacht. Alle sahen gleich aus, sie waren mit derselben Schablone gemalt worden. Fotos davon gingen um die Welt. Die Botschaft dazu: Der Konflikt in Nahost kommt in Frankreich an.

Die Ermittler fanden dann als Urheber ein junges moldawisches Paar, das gegen Geld aus Russland die Davidsterne an die Wände gemalt und dann für die Posts in den sozialen Medien fotografiert hatte.

Alles begann mit einer Studie – in aller Vernunft

Bed bugs are bloodsucking insects of Cimex genus.Live and lay eggs in cracks and crevices of walls and furniture.Emerge at night to suck blood.Not known vectors of disease but their bites leave route for bacterial infection.Scanning Electron Micrograph.

Die Geschichte mit den Bettwanzen begann ziemlich lautlos, im Sommer 2023. In Frankreich wurde eine Studie veröffentlicht, in der es hiess, dass 11 Prozent der französischen Haushalte ein Problem mit Bettwanzen hätten. Es hiess damals auch, dass das nicht besorgniserregend sei, das Phänomen folge Wellen. Wenn Menschen viel reisen würden, sei die Wahrscheinlichkeit grösser, dass die Welle wieder ansteige – und das tat sie nach der Pandemie.

Recht logisch alles. Die Studie war schnell wieder vergessen. Im vergangenen Herbst kehrte das Thema dann plötzlich zurück, mit neuer Wucht und sehr fragwürdiger, sehr künstlicher Dramatik.