Nach Revision von Nord Stream 1Russischer Gasfluss nach Europa am Morgen wieder angelaufen
Es fliesse wieder Gas, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG am frühen Donnerstagmorgen. Die Menge soll jedoch um einiges geringer als möglich ausgefallen sein.
Nach der Wartung von Nord Stream 1 ist am Donnerstagmorgen die Gaslieferung durch die deutsch-russische Gaspipeline wieder angelaufen. Es fliesse wieder Gas, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG der Deutschen Presse-Agentur.
Bis die volle Transportleistung erreicht sei, werde es einige Zeit dauern. Der Sprecher sagte, dass zuletzt in etwa so viel Gas wie vor der Wartung angekündigt war, also rund 67 Millionen Kubikmeter pro Tag. Das entspreche etwa einer 40-prozentigen Auslastung der maximalen Kapazität. Die angemeldeten Mengen können sich mit einem gewissen Vorlauf aber auch noch im Laufe eines Tages ändern.
Gazprom pumpt weniger als möglich
Russlands Energieriese Gazprom pumpt nach der Wiederinbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 1 auch weiter Gas durch die Ukraine nach Europa – trotz des Krieges dort. Die für Donnerstag vereinbarte Liefermenge liege bei 42,2 Millionen Kubikmeter.
Das teilte der Staatskonzern der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Das waren 2,1 Millionen Kubikmeter mehr als am Vortag, aber kaum die Hälfte des möglichen Umfangs. Allerdings gab es zunächst weiter keine Angaben von Gazprom zu den wieder aufgenommenen Lieferungen durch Nord Stream 1.
Durch die Ukraine nach Europa sind laut Vertrag tägliche Gasmengen von 109,6 Millionen Kubikmetern möglich. Gazprom bemängelte erneut, dass die Ukraine die Lieferungen nur noch durch eine Leitung erlaube. Durchgelassen werde das Gas an der Messstation Sudscha. Gazproms Pläne für die Durchleitung am Punkt Sochranowka seien abgelehnt worden. Die Station liegt in der Region Luhansk, die nicht mehr unter der Kontrolle der Ukraine steht. Nach Darstellung von Gazprom ist die Funktion der Anlage aber nicht beeinträchtigt.
Gazprom hatte zuletzt die Durchleitung durch Nord Stream 1 stark gedrosselt. Als Grund wurde eine fehlende Turbine genannt, die zur Reparatur nach Kanada geschickt worden war. Die Lieferungen lagen am Donnerstag wieder bei 40 Prozent der maximalen Menge – wie vor der Wartung. Russland erwartet die rasche Rückkehr der Turbine.
Putin will Verpflichtungen erfüllen
Die Liefermenge in den kommenden Monaten dürfte grosse Auswirkungen etwa auf die deutsche Wirtschaft, aber auch Privatkunden haben, da sie sich wahrscheinlich auf Gaspreise niederschlägt. Sie dürfte auch ausschlaggebend dafür sein, wie weit Deutschland seine Gasspeicher noch vor der kalten Jahreszeit auffüllen kann und ob es zu einer Mangellage kommt.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Dienstag gesagt, dass Gazprom seine Verpflichtungen «in vollem Umfang» erfüllen werde. Zugleich drohte er aber mit einer weiteren Drosselung der Lieferungen: Sollte eine fehlende, in Kanada reparierte Turbine nicht in Russland eintreffen, könnten nur noch 30 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag geliefert werden. Kanada hatte auf Drängen der Bundesregierung dem Siemens-Konzern am 10. Juli erlaubt, trotz der Russland-Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs die Turbine zunächst nach Deutschland zu bringen.
Greenpeace warnt
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte nach der Wiederaufnahme der Gaslieferungen, die Lage könne sich schnell wieder ändern. «Niemand darf sich von dieser Nachricht beruhigen lassen», erklärte Energieexpertin Reenie Vietheer. «Sicherheit vor Putins Machtspielen mit fossilen Energien gibt es nur durch einen möglichst schnellen Gasausstieg.» Auf dem Weg zur Unabhängigkeit müsse die Bundesregierung nun unter anderem «massive Energieeinsparungen beschliessen – beispielsweise durch effiziente Wärmepumpennutzung und drastische Reduktion der Plastikherstellung» sowie «den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben».
SDA/sep
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