Abhöraffäre um Crypto AGBerset-Vertrauter in U-Haft genommen
Der Spionageskandal um eine Zuger Chiffrier-Firma zog Ermittlungen wegen Amtsgeheimnisverletzung nach sich. Alain Bersets früherer Medienchef und enger Vertrauter ist offenbar mehrere Tage in Untersuchungshaft gesessen.
Der ehemalige Medienchef von Bundesrat Alain Berset, Peter Lauener, soll wegen des Verdachts auf Amtsgeheimnisverletzung verhaftet worden sei. Wie der «Sonntagsblick» berichtet, sass Lauener im Zusammenhang mit der Abhöraffäre um die Crypto AG mehrere Tage in Untersuchungshaft.
Hintergrund der Verhaftung bildet eine der grössten internationalen Spionageoperationen: Kurz vor der Pandemie wurde bekannt, dass amerikanische und deutsche Geheimdienste über das Zuger Chiffriertechnik-Unternehmen Crypto AG jahrzehntelang die halbe Welt ausspioniert hatten. Unklar blieb, welche Rolle der Schweizer Staat dabei gespielt hatte.
Aufgrund der Enthüllungen und der Unklarheiten schickte sich die Geschäftsprüfungsdelegation von National- und Ständerat an, den Crypto-Fall zu untersuchen. Doch bevor sie ihren Inspektionsbericht veröffentlichen konnte, tauchten brisante Erkenntnisse daraus in der NZZ und auch in dieser Zeitung auf: Schweizer Geheimdienstler hatten nicht nur seit langem von der gigantischen CIA-Abhöroperation über die Crypto AG gewusst. Sondern waren auch daran beteiligt.
Die parlamentarischen Kontrolleurinnen und Kontrolleure erstatteten daraufhin eine Strafanzeige «wegen wiederholter Verletzung des Amtsgeheimnisses während der Inspektion». Als ausserordentlicher Staatsanwalt des Bundes wurde Peter Marti eingesetzt.
Wie diese Zeitung Ende Juni berichtete, hat Marti die Ermittlungen massiv ausgedehnt – auf «mittlerweile drei Verfahren betreffend Amtsgeheimnisverletzung, die letztlich miteinander zusammenhängen», wie er auf Anfrage mitteilte.
Medienberichten zufolge hat Marti in diesem Zusammenhang auch ein Strafverfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung gegen Peter Lauener eröffnet. Der Vorwurf ist insofern überraschend, als Bersets Innendepartement mit der Crypto-Affäre nicht direkt befasst war.
Lauener war bis vor kurzem Bersets Schatten. Als Kommunikationschef wich er kaum je von der Seite des SP-Bundesrats – bis zum abrupten Abgang Anfang Juni. Zur Begründung hiess es in einem Communiqué, «der ehemalige Journalist und Kommunikationsspezialist» wolle sich «beruflich neu orientieren». Und: «Bundesrat Alain Berset dankt Peter Lauener für seinen grossen Einsatz und die enge Zusammenarbeit; und er wünscht ihm viel Erfolg für seine weitere Karriere.»
Indizien für Verfehlungen Laueners sind in der Öffentlichkeit bislang nicht aufgetaucht, geschweige denn Beweise. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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