Mann bei Paris getötetAngriff auf Lehrer war «eindeutig islamistisches Terrorattentat»
Frankreichs Staatspräsident verurteilt den tödlichen Anschlag in der Nähe von Paris. Die Polizei hat laut Medienberichten mehrere Personen festgenommen, darunter auch einen Minderjährigen.
In einem Vorort von Paris ist bei einem mutmasslich terroristischen Attentat am Freitagabend ein Mann mit einem Messer getötet worden. Der Angreifer wurde kurz danach von einem Einsatzkommando der Polizei getötet. Das Opfer soll ein Geschichtslehrer sein, seine Leiche wurde in der Nähe des Gymnasiums der Stadt Conflans-Sainte-Honorine aufgefunden. Ihm wurde offenbar die Kehle durchgeschnitten.
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Der mutmassliche Täter sei mit einem Küchenmesser bewaffnet gewesen, berichten französische Medien unter Berufung auf Polizeiquellen. Als er von der Polizei gestellt wurde, habe er sich geweigert, das Messer niederzulegen und habe die Beamten bedroht. Daraufhin habe das Kommando das Feuer eröffnet. Der mutmassliche Täter sei seinen Verletzungen erlegen. Bei dem Mann soll es sich Berichten zufolge um einen 18-jährigen Tschetschenen handeln, der in Moskau geboren wurde.
Noch in der Nacht nahm die Polizei zunächst vier Personen fest. Einer von ihnen sei minderjährig, teilte der für Anti-Terror-Ermittlungen zuständige Staatsanwalt Jean-François Ricard am Freitagabend mit. Später wurden fünf weitere Personen festgenommen. Das bestätigte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft am Samstag. Sie nannte keine weiteren Details. Damit sind derzeit neun Menschen in Polizeigewahrsam. Berichten nach soll es sich bei den Festgenommenen um Mitglieder der Familie des mutmasslichen Täters sowie andere Personen handeln.
«Sie werden uns nicht spalten»
Präsident Emmanuel Macron begab sich am Freitagabend an den Tatort und zeigte sich tief bewegt. An den Motiven des Angreifers gebe es keinen Zweifel, sagte der Staatschef in einer kurzen Ansprache. Der Lehrer sei «eindeutig einem islamistischen Terrorattentat» zum Opfer gefallen, weil er seinen Schülern ein Grundprinzip der französischen Demokratie habe beibringen wollen: «die Freiheit, zu glauben oder nicht zu glauben», sagte Macron. Islamisten wollten die Republik zu Fall bringen. «Sie werden das nicht schaffen. Sie werden uns nicht spalten», sagte er. Frankreichs Lehrern sicherte der Staatschef die Solidarität des ganzes Landes zu.
«Die Ermordung eines Geschichtslehrers ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und die Werte der Republik. Einen Lehrer anzugreifen bedeutet, alle französischen Bürger und die Freiheit anzugreifen», schrieb der Präsident der Nationalversammlung, Richard Ferrand, auf Twitter.
Karikaturen als Motiv?
Die Pariser Antiterror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen sofort an sich gezogen. Zeugen berichten, dass der mutmassliche Attentäter «Allah Akbar» gerufen habe. Das Opfer soll, so berichten mehrere Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise, kürzlich in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit die berühmten Mohammed-Karikaturen aus der Satirezeitschrift Charlie Hebdo gezeigt haben.
Die Redaktion der Zeitschrift war im Januar 2015 Opfer eines islamistischen Angriffs geworden, bei dem zwölf Menschen starben. Zurzeit läuft in Paris der Prozess gegen mögliche Unterstützer der damaligen Attentäter. Zum Prozessauftakt im vergangenen Monat hatte Charlie Hebdo die Mohammed-Karikaturen erneut veröffentlicht. Am Ort des Attentats von 2015 hat erst vor genau drei Wochen ein aus Pakistan stammender Mann zwei Personen angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt. Sein Motiv soll gewesen sein, dass ihn die Wiederveröffentlichung der Karikaturen gestört habe.
Viele Anschläge auf Frankreich
Erst vor wenigen Wochen hatte es vor dem ehemaligen Redaktionsgebäudes des Satiremagazins «Charlie Hebdo» in Paris eine Messerattacke gegeben. Dabei wurden zwei Menschen verletzt – auch hier gehen die Ermittler von einem Terror-Hintergrund aus. Auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» hatte es im Januar 2015 einen tödlichen Anschlag gegeben. Zu Prozessbeginn hatte das Magazin erneut Mohammed-Karikaturen veröffentlich und wurde massiv bedroht. Der Täter der Messerattacke gab an, dass er dies nicht ertragen habe.
Gleichzeitig läuft in Paris seit Anfang September der Prozess gegen mutmassliche Helfer der Terrorserie im Januar 2015, bei der insgesamt 17 Menschen getötet wurden. Nur unter hohen Sicherheitsbedingungen kann man den Justizpalast überhaupt betreten. Ein Urteil wird im November erwartet. Die Redaktion von «Charlie Hebdo» sprach den Angehörigen des getöteten Lehrers ihr Mitgefühl aus.
Mehr als 250 Menschen sind gestorben
Bereits 2015 war ein Mann bei einem islamistisch motiviertem Angriff enthauptet worden. Ein 35-Jähriger war damals bei dem Versuch überwältigt worden, in einem Industriegas-Werk in Saint-Quentin-Fallavier bei Lyon Explosionen herbeizuführen. Er hatte zuvor seinen Arbeitgeber enthauptet und den Kopf mit zwei Islamistenflaggen auf den Fabrikzaun gesteckt.
Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert – dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Frankreichs Regierung hat den Kampf gegen den Terror zu einer Top-Priorität gemacht und warnt immer wieder, dass die Gefahr von Terrorangriffen sehr hoch sei.
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