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Vom Everest ins Bundeshaus
Bergführerin Evelyne Binsack will in den Nationalrat

Evelyne Binsack am Flughafen Zürich, als sie am 10. Januar 2008 vom Südpol zurückkehrte.
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Hoch, höher, am höchsten: Sie war die erste Schweizerin auf dem Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt. Nun ist ihr nächstes Ziel das Bundeshaus. Evelyne Binsack, die im Berner Oberland wohnt, möchte für die SVP in den Nationalrat. Das teilte die SVP Interlaken-Oberhasli diese Woche mit. Die 55-Jährige habe einen eindrücklichen Leistungsausweis und bekenne sich klar zur Neutralität und zur Selbstbestimmung der Schweiz, schreibt die Partei. 

Binsack selbst sagt allerdings: «Ich bin weder links noch rechts, und auch nicht in der Mitte.» Sie telefoniert, während sie ihr tägliches Training absolviert. Ihre Haltung, erzählt sie, sei von bestimmten Werten geleitet. Autonomie, Freiheit. Sie interessiere sich vor allem für Lösungen. Warum also die SVP? «Ich kann mich mit dem Bewahrenden der SVP gut identifizieren, auch wenn das für manche rückwärtsgewandt erscheint.» 

«Vielleicht der grösste Fehler meines Lebens»

Der Lockdown während Corona habe sie politisiert. Sie habe mitangesehen, wie selbstständig Erwerbende plötzlich auf Staatshilfe angewiesen waren. «Ich wollte nicht nur die Faust im Sack machen», so Binsack. Also habe sie sich mit dem früheren SVP-Nationalrat Adrian Amstutz ausgetauscht. «Er hat mich darin bestärkt, in die Politik einzusteigen», sagt sie. Und fügt an: «Vielleicht ist das der grösste Fehler meines Lebens, aber das muss ich noch erforschen.»

Was müsste passieren, damit sie diese Entscheidung als Fehler ansehen würde? «Wenn mir die neue Aufgabe auf die Gesundheit schlägt. Oder wenn ich Drohungen erhielte, oder unfaire und polemische Kritik.» Einen Wahlkampf werde sie nicht führen. «Ich stelle mich zur Verfügung und schaue, wohin der Weg führt.» Politische Pläne hat sie trotzdem schon parat: «Ich würde die Steuerprogression für selbstständig Erwerbende abschaffen sowie den Eigenmietwert für Haus- oder Wohnungsbesitzer.»

Aufgewachsen ist Binsack in Nidwalden. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Sportartikelverkäuferin und verfolgte die sportliche Laufbahn als Mittelstreckenläuferin. Sie absolvierte 1991 als eine der ersten Frauen Europas die Ausbildung zur diplomierten Bergführerin. Später liess sie sich noch zur Helikopterpilotin ausbilden. Mit 22 Jahren durchstieg sie die Eigernordwand im Winter. Berühmt wurde Binsack im Jahr 2001, als sie den höchsten Berg der Welt erklomm: 8850 Meter über Meer. Sie war damals 34 Jahre alt und sagte: «Ein Berg ist wahnsinnig ehrlich. Statt reiner Euphorie weisst du: Jetzt folgt der Abstieg.»

Was die Berge mit der Politik gemeinsam haben

Im Jahr 2007 legte sie 25’000 Kilometer zu Fuss, mit dem Velo und auf Ski zurück und erreichte von der Schweiz aus den Südpol. Sie überquerte dabei 16 Länder in 484 Tagen. Aber damit nicht genug: 2017 erreichte sie auch den nördlichsten Punkt der Erde. Nach elf Monaten Planungsphase und 105 Tagen Expedition erreichte sie in diesem Jahr den Nordpol. Über ihre Reisen zu den drei Polen des Planeten schrieb sie einen Bestseller. Die Berge, die Antarktis und die Arktis hätten sie geprägt, so Binsack. «Sie haben mir gezeigt, welches Potenzial in mir steckt.»

Ob sie Parallelen sieht zwischen dem Extremsport und der Politik? Freilich, sagt sie: «Beides ist eine Geisteshaltung.»