Belinda Bencic vor Comeback«Millionen andere Mamas kriegen das auch hin – selbst mit mehreren Kindern»
Als Mutter von Bella kehrt die 27-Jährige in Hamburg auf die Tour zurück. Mit grossen Ambitionen und einer Portion Lockerheit mehr.
- Belinda Bencic kehrt nach 414 Tagen Pause auf die Tennis-Tour zurück.
- Ihre Tochter Bella begleitet sie bei Turnieren ohne Nanny, nur mit den Grossmüttern.
- Bencic fühlt sich körperlich besser, startet langsam und beobachtet ihren Fortschritt.
- Sie hat ihre sportlichen Ziele als Mutter nicht verändert und bleibt ehrgeizig.
Es ist viel passiert im Leben von Belinda Bencic, seit sie am 12. September 2023 in San Diego ihre letzte Partie auf der WTA-Tour bestritt. Als Mutter und voller Tatendrang kehrt die 27-Jährige am kleineren Turnier in Hamburg (75’000 Dollar) zurück. Da trifft sie am Mittwoch nach einer 414-tägigen Wettkampfpause auf die russische Vorjahressiegerin Julia Awdejewa (WTA 238). Es ist der erste Schritt im Comeback von Bencic, Mitte November führt sie am Billie-Jean-King-Cup in Biel das Schweizer Team in der Begegnung gegen Serbien an, am Australian Open 2025 kehrt sie auf die Grand-Slam-Bühne zurück.
In einem Round-Table-Gespräch in Hamburg gab die Schweizerin vor ihrer ersten Partie Einblicke in ihr neues Leben und ihre Erwartungen. Tochter Bella, die am 23. April 2024 zur Welt kam, ist inzwischen sechs Monate alt. Bencic sagt: «Die letzten Monate waren die schönsten meines Lebens. Wir haben jede Sekunde mit Bella genossen. Sie ist ein sehr fröhliches Baby. Sie lässt mich nachts schlafen, und sie kommt mit uns auf den Court oder ins Gym. So konnte ich mich wirklich aufs Training konzentrieren.» Wobei natürlich ihr Verlobter Martin und die beiden Grossmütter tüchtig angepackt haben.
Die Grossmütter reisen mit, keine Nanny
In Hamburg tastet sich Bencic nun an ihre neue Routine als Mutter auf der Tour heran. «Zu Hause haben wir das hinbekommen mit dem Trainingsrhythmus. Jetzt geht es darum, zu sehen, wie es an den Turnieren mit Bella ist. Sie ist nun das erste Mal geflogen.» Bei der Betreuung setzt Bencic nicht auf eine Nanny, sondern auf die Grossmütter. «Sie sind wirklich hoch motiviert, mitzukommen an die Turniere. Und sie helfen auch zu Hause viel. Wir sind familiär unterwegs.»
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Der Wiedereinstieg auf kleinerer Bühne sei ein guter Test, um zu sehen, wo sie stehe – sowohl körperlich wie auch punkto Matchhärte: «Es wird sicher noch nicht perfekt sein, aber ich brauche diesen Test, um zu sehen, woran ich arbeiten muss.» Bei ihrem Wiederaufbau kam ihr entgegen, dass ihr Verlobter auch ihr Fitnesstrainer ist, und zwar ein diplomierter. Allerdings habe er auch einiges Neue lernen müssen, etwa über das Beckenbodentraining nach der Schwangerschaft. «Ich musste auf meinen Körper hören und es langsam angehen», so Bencic. Aber inzwischen fühle sie sich körperlich schon sehr gut, und es werde von Tag zu Tag besser.
Mütter auf der Tennistour sind immer noch selten. Aber es gibt mittlerweile einige Beispiele von Spielerinnen, die erfolgreich zurückgekehrt sind. In den Top 30 sind mit der Weissrussin Viktorija Asarenka (35-jährig) und der Ukrainerin Elina Switolina (30) zwei Mütter zu finden. Sie habe sich mit anderen Müttern wie der Deutschen Tatjana Maria und der inzwischen zurückgetretenen Angelique Kerber über die Herausforderungen unterhalten, sagte Bencic. «Es hat mich inspiriert, dass es andere Mamas auch geschafft haben, beides unter einen Hut zu bringen. Es schadet nicht, ein paar Tipps zu bekommen.»
Allerdings sehe sie sich nicht als Spezialfall, so Bencic. «Es gibt Millionen andere Mamas, die das auch hinkriegen müssen mit der Arbeit und mit mehreren Kindern. Aber es ist doch eine Herausforderung.» Die vierfache Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka, die in diesem Jahr als Mutter auf die Tour zurückkehrte, ist aber beispielsweise immer noch weit von ihrem früheren Rendement entfernt. Die Japanerin ist noch sieben Monate jünger als Bencic. Als diese ihre letzte Partie bestritt, war sie die Nummer 15 der Welt. Dieses geschützte Ranking kann sie nun an zwölf Turnieren einsetzen.
«Tennis ist mein Beruf, es gibt noch anderes im Leben»
Ihre sportlichen Ziele hätten sich als Mutter nicht verändert, betonte Bencic in Hamburg: «Ich möchte immer noch zur Weltspitze gehören. Ich denke, dass das heute möglich ist, auch mit einem Baby.» Zudem hoffe sie, dass es ihr helfe, einen anderen Blick aufs Leben zu haben: «Ich sehe das jetzt ein bisschen lockerer. Für mich war das Tennis wirklich mein Ein und Alles. Jetzt habe ich ein bisschen mehr Abstand. Tennis ist mein Beruf, den ich immer noch liebe und in dem ich mein Bestes geben will. Aber es gibt noch anderes im Leben.»
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