AboInterview mit Startänzer«Beim Sklaven Spartacus denkt man dann an mich»
Ein Gespräch mit dem kubanischen Startänzer Osiel Gouneo über Rassismus im Ballett – und warum er nichts von einer Cancel-Culture in der Kunst hält.
Ein Probentag im grossen Ballettsaal der Bayerischen Staatsoper in München. Eine Gruppe von Solotänzerinnen und -tänzern beim täglichen Training. Die fünf Positionen, Pliés, Sprünge, Automatismen. Repetitor Simon spielt dazu mal langsam, mal schneller erst «Summertime» dann das Motiv aus «A Chorus Line». Mittendrin, mit zwei Silberohrringen und in einen schwarzen Trainingsanzug gekleidet: Osiel Gouneo (30), einer der grössten Stars des internationalen Balletts. Wenn er sich dreht, wirkt alles federleicht, wo andere sich mühen. Immer wieder fragen Tänzerinnen und Tänzer aus dem Corps de Ballet um seinen Rat, auch diesmal.
Für so viel elegante Präsenz interessiert sich auch der Film. In der Amazon-Produktion «Birds of Paradise» spielt sich Osiel Gouneo in einer Nebenrolle selbst – einen überaus charismatischen Star einer berühmten Tanzcompagnie. Im wahren Leben hat der Afrokubaner Gouneo sich gegen viele Widerstände an die Spitze getanzt.