Vekselberg verklagt HaefnerBeim Stahlriesen eskaliert der Machtkampf der Milliardäre
Oligarch Viktor Vekselberg greift im Ringen um den Stahlkonzern Swiss Steel zu Rechtsmitteln gegen Grossaktionär Martin Haefner und hofft auf die Übernahmekommission.
Im Streit um Macht und Einfluss bei Swiss Steel fährt der Investor Viktor Vekselberg schweres Geschütz auf. Die Holding Liwet, deren wichtigster Aktionär Vekselberg ist, hat Anzeige erstattet. Diese richtet sich gegen den grössten Aktionär der Stahlfirma – die Gesellschaft Big Point des Amag-Eigentümers Martin Haefner. Haefner hält mittlerweile rund 49,6 Prozent an Swiss Steel, nachdem er viel Geld in die Rettung des angeschlagenen Luzerner Traditionsunternehmens gesteckt hat. Der Anteil von Liwet ist im Gegenzug auf knapp 25 Prozent geschrumpft.
Das gefällt dem Oligarchen nicht. Kern des Anstosses ist eine Ausnahmegenehmigung, durch die Haefner zum grössten Aktionär aufstieg. Er investierte 325 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung und hielt damit auf einen Schlag mehr als 33,3 Prozent der Stimmrechte. Ab dieser Schwelle muss ein Aktionär normalerweise ein Pflichtübernahmeangebot an die übrigen Aktionäre machen. Das wollte Haefner nicht, und Swiss Steel brauchte dringend Geld. Daher machte die Finanzmarktaufsicht eine Ausnahme – unter einer Auflage: Wenn er Ende 2024 immer noch mehr als 33,3 Prozent hält, muss er ein Übernahmeangebot machen.
Ausnahmeregel sorgt für Ärger
Den übrigen Aktionären der Stahlfirma war das ein Dorn im Auge – zumal Haefner kurze Zeit später der Gründerfamilie ein Aktienpaket abkaufte und seinen Anteil so noch weiter ausbaute. Das alles war vor knapp einem Jahr. Nun steht Swiss Steel vor einer weiteren Kapitalerhöhung über 200 Millionen Euro. Und Haefner dürfte seinen Anteil weiter ausbauen – auf deutlich über 50 Prozent.
Da will Vekselberg nicht tatenlos zusehen. Die Holding Liwet sieht im Vorgehen Haefners einen Verstoss gegen die Ausnahmeregelung der Finanzmarktaufsichtsbehörde (Finma). Ein Sprecher der Holding bestätigte die Anzeige.
Parallel zur Anzeige an die Übernahmekommission beantragt Liwet bei dieser auch ein Pflichtangebot von Haefner an alle Aktionäre. Dem Vernehmen nach war das ursprünglich auch so geplant – doch die Sache hat einen Haken: Vekselberg steht immer noch unter US-Sanktionen. Diese gelten in gewissem Umfang auch für Geschäftspartner, die ihm Geld überweisen. Zwar steht Liwet selbst nicht unter Sanktionen. Doch Vekselberg ist der wichtigste Aktionär der Holding, und Haefner fürchtet, dass eine Transaktion im Zuge eines Übernahmeangebots auch riskant für ihn selbst und letztlich für sein Firmenimperium – die Amag – sein könnte. Wie gross die Angst vor US-Sanktionen ist, zeigen diverse andere Beispiele: Die Privatbank Julius Bär hat Gelder von Vekselberg eingefroren, und die Postfinance verweigert ihm aus Angst vor möglichen Strafmassnahmen ein Konto.
In den vergangenen Monaten war auch ein Bündnis von Kleinaktionären gegen den wachsenden Einfluss von Haefner Sturm gelaufen. Aus seiner Sicht macht es jedoch keinen Unterschied, ob er zur Sanierung der Firma vorübergehend eine höhere Beteiligung eingeht. Denn er hat ohnedies bereits die Kontrolle und beruft sich auf die Ausnahmegenehmigung der Finma, die rechtsgültig ist. «Es besteht keinerlei Anlass (…), sie infrage zu stellen», sagt ein Sprecher von Haefners Holding Big Point.
Wie sich die Übernahmekommission zu der jüngsten Eskalation im Kampf der Milliardäre stellt und ob sie gegebenenfalls ein neues Verfahren eröffnet, liess sie am Dienstag offen.
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