Erster Sieg im SlalomWendy Holdener vollendet ihre Karriere
Im 106. Anlauf hat es tatsächlich geklappt: Die Schwyzerin steht ganz oben auf dem Slalom-Podest. Sie schafft, was ihr viele nicht mehr zugetraut hatten.
Und wenn es einen Skigott gibt, dann hatte er an diesem Sonntag ein Einsehen.
30-mal ist Wendy Holdener auf einem Slalom-Podest gestanden, 30-mal in ein und derselben Disziplin. Mit dem Sieg ist es nichts geworden in all den Jahren, und so drohte Holdeners Laufbahn unvollendet zu bleiben, trotz zwei Weltmeistertiteln in der Kombination und neun Medaillen an Grossanlässen.
Doch nun hat die Schwyzerin ihre Meisterprüfung tatsächlich bestanden. Im 106. Anlauf siegte sie, ausgerechnet in Killington, beim Heimrennen von Mikaela Shiffrin, die im US-Bundesstaat Vermont schon als Mädchen den Hang runtergewedelt war und die ersten fünf Slaloms für sich entschied. Shiffrin führte auch nach dem ersten Lauf, aber anders als Holdener kam sie mit der stark ramponierten Piste nicht zurecht und wurde nur Fünfte.
Sowieso, Shiffrin: Untrennbar ist sie verbunden mit Holdeners Karriere, immer wieder gab diese die Richterin über ihre Gefühlswelt. Bei 11 von 15 zweiten Plätzen im Slalom stand einzig die Amerikanerin der 29-Jährigen vor der Sonne, mal fehlten sieben, mal neun Hundertstel, aber eben, es reichte halt nie. Einmal meinte Holdener an einer Pressekonferenz, sie werde dann halt einfach länger fahren als Shiffrin. Und fügte nach kurzem Überlegen mit verdrehten Augen an: «Mist, ich bin ja zwei Jahre älter als sie.»
Weg mit dem ungeliebten Rekord
Im März 2017 war Holdener in Squaw Valley nahe dran, doch dann folgte der Ausfall im zweiten Lauf, wenige Tore vor dem Ziel. Immer wieder wurde sie danach angesprochen auf diesen fehlenden Sieg und den haushohen, aber wenig schmeichelhaften Rekord mit den meisten Podestplätzen ohne Erfolg in einer Disziplin. Sie lächelte die nervigen Fragen mal besser, mal weniger überzeugend weg, schien sich zuweilen aber selbst zu zermürben mit den Gedanken daran. Vieles drehte sich bei ihr nur noch darum, was zu Verkrampfungen führte und der Leistung nicht eben förderlich war.
In den letzten Wintern wurde Holdener zudem ein- und überholt von anderen Stangenkünstlerinnen, von Petra Vlhova natürlich, aber auch von Katharina Liensberger. Und als ausgerechnet Michelle Gisin nach Weihnachten 2020 die 19-jährige Schweizer Durststrecke ohne Slalom-Sieg beendete, dürfte das für die Teamkollegin ziemlich schwer zu verkraften gewesen sein.
Im vergangenen Winter sagte Holdener, sie habe nach Slaloms oft weinen müssen, aus Freude, aber eben nicht nur deswegen. Sie meinte auch, dass ihr wohl viele Menschen den ganz grossen Coup gar nicht mehr zutrauen würden, und vielleicht müsse sie akzeptieren, nie zuoberst zu stehen auf dem Podest.
Womöglich war genau diese neue Denkweise entscheidend: Holdener, die wegen ihres Trainingsfleisses auch schon als Büezerin unter den Skifahrerinnen bezeichnet worden ist, wirkt lockerer und ausgeglichener denn je. Erstmals seit drei Jahren verlief die Saisonvorbereitung verletzungsfrei, sie hat ihre Technik (höhere Position, schmalere Skiführung) ein wenig angepasst und schwärmt von der individuellen Betreuung durch Trainer Christian Brill, der Kurssetzer des zweiten Laufs in Killington.
Dass Holdener den Erfolg mit der zeitgleichen Schwedin Anna Swenn-Larsson teilte und bei der Siegerehrung doch nicht in der Mitte stand, mag zu ihrer Geschichte passen – und ist dennoch unerheblich. Holdener sagte, sie realisiere den Erfolg noch gar nicht. Gefeiert wird dieser übrigens am Montag in New York, mit einer Kollegin, die am Big Apple studiert.
Gisin bleibt ein Rätsel
Holdeners Teamkolleginnen vermochten derweil nicht mit der Spitze mitzuhalten. Durften Mélanie Meillard und Elena Stoffel mit den Rängen 17 und 20 durchaus zufrieden sein, gaben Camille Rast (23.) und vor allem Michelle Gisin (26.) ein weiteres Mal Rätsel auf. Beide stehen seit dieser Saison beim Skifabrikanten Salomon unter Vertrag, so richtig wohl scheinen sie sich auf den neuen kurzen Latten aber noch nicht zu fühlen.
Gisin steht nach vier Rennen noch ohne Top-15-Ergebnis zu Buche. In Killington wirkte die 28-Jährige verärgert, für gewöhnlich so redselig, mied sie nach dem ersten Lauf das Mikrofon des Schweizer Fernsehens. Bereits am Samstag hatte Gisin als 25. enttäuscht, die Schweizer Bilanz polierte Lara Gut-Behrami auf, die erstmals seit 2016 einen Weltcup-Riesenslalom für sich entschied.
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