Alles zum Transfer-SommerBayerns Kaufrausch, Tuchels Frust und Djourous Abenteuer
Das Transferfenster ist zu. Wir schauen, was bei den Clubs passiert ist, wer derzeit ohne Vertrag da steht und was die Schweizer machen.
Am Montag um Mitternacht hat sich das internationale Transferfenster geschlossen. Wegen der Corona-Pandemie war es die wohl aussergewöhnlichste Wechselperiode mit vielen Unbekannten. Wer fand sich im schwierigen Umfeld zurecht, wer konnte sich nicht behaupten? Die Übersicht.
Die Top-Transfers
Chelsea hat diesmal besonders zugeschlagen und sich gleich zwei Top-Namen neu an Bord geholt. Sie verpflichteten die beiden deutschen Tormaschinen Kai Havertz (Ablöse 80 Millionen Euro) und Timo Werner (53 Millionen). Dass die Londoner so fleissig waren, ist kein Wunder – weil sie gegen Fifa-Regularien verstossen hatten, durften sie vergangenen Sommer und Winter gar keine Wechsel tätigen.
Ebenfalls auf der Insel spielt Gareth Bale, der bei Real Madrid nie richtig glücklich war. Jetzt darf er wieder für seinen Herzensverein Tottenham Hotspur stürmen, wenn auch vorerst nur auf Leihbasis. Der deutsche Rekordmeister Bayern München hat sich dagegen in der Premier League bedient und sich Leroy Sané (49 Millionen) gekrallt. Atlético Madrid und Manchester United haben derweil zwei grosse Namen zum kleinen Preis verpflichtet: Luis Suárez kam für gerade mal sechs Millionen zu den Madrilenen, Edinson Cavani durfte gratis zu Manchester United.
Die Gewinner des Transfersommers
Unter anderem wegen diesem Cavani gehört ManUnited zu den Gewinner-Clubs dieses Wechselsommers. Nach dem schlechten Saisonstart (drei Punkte aus drei Spielen) können sie ihre anderen Last-Minute-Verpflichtungen Verteidiger Alex Telles vom FC Porto sowie den 18-jährigen ivorischen Jungstar Amad Diallo von Atalanta Bergamo wohl gut gebrauchen.
Auch Bayern hat kurz vor Transferschluss zugeschlagen. Bei den Deutschen stehen neu Flügelstürmer Douglas Costa, Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting, Mittelfeldspieler Marc Roca und Rechtsverteidiger Bouna Sarr auf der Lohnliste. Ebenfalls zu den Transfer-Gewinnern gehört Chelsea – nicht umsonst kamen die zwei aufsehenerregendsten Transfers der Londoner bereits im ersten Kapitel dieses Artikels unter. Daneben verstärkten sie sich auch noch mit Thiago Silva, Ben Chilwell und Hakim Ziyech. Generell haben die Engländer in der Corona-Krise am meisten Geld für Transfers im Vergleich zu den anderen Top-Ligen ausgegeben.
Die Verlierer des Transfersommers
Wo es Gewinner gibt, gibt es natürlich auch Verlierer. Und da gibt es einige zu nennen. Werder Bremen zum Beispiel. Die Norddeutschen, die in der letzten Saison fast abgestiegen sind, verloren den Strategen Davy Klaasen an Ajax Amsterdam. Einen Ersatz holten die Bremer nicht, das Geld fehlte. Kurios: Selbst den ehemaligen österreichischen Nationalspieler Martin Harnik konnte Werder nicht halten, wechselte dieser doch in die 5. Liga – zum Hamburger Oberligisten TUS Dassendorf.
Paris Saint-Germain ist ein weiterer Verlierer. Der Champions-League-Finalist holte zwar in letzter Minute vom FC Barcelona Rafinha, Thiagos Bruder, sowie das italienische Supertalent Moise Kean – doch ob diese Transfers genügen? Trainer Thomas Tuchel würde diese Frage wohl mit einem Nein beantworten. Er sagte kürzlich: «Mit dieser Mannnschaft können wir nicht mehr über die gleichen Ziele sprechen.» PSG-Sportdirektor Leonardo rüffelte ihn für diese Worte. Das dürfte Tuchel jedoch egal gewesen sein, will der Deutsche gemäss der «L'Equipe» seinen 2021 auslaufenden Vertrag ja sowieso nicht verlängern.
Aus Schweizer Sicht wären hier wohl Xherdan Shaqiri und der FC Basel zu nennen. Der 28-Jährige Liverpool-Söldner ist nicht nur positiv auf das Coronavirus getestet worden, er fehlte in den letzten drei Liverpool-Spielen auch im Aufgebot. Dennoch bleibt er bei den Reds. Gemäss eigener Aussage freiwillig. Bernhard Burgener, der FCB-Präsident, kündigte derweil am Sonntag Investitionen in «neue, starke Spieler» an. Doch was passierte? Die Basler verkauften am Montag drei Spieler (Riveros, Aldarete, Ademi), weitere könnten folgen (Oberlin, Widmer, Campo, Kalulu). Neue Spieler: Fehlanzeige. Etwas Zeit hat Burgener aber noch, denn das Transferfenster in der Schweiz ist noch bis am Montag offen. Zeit also, um von der Liste der Verlierer des wegzukommen.
Und ach ja, dann wäre da noch der FC Barcelona. Nach der unsäglichen Transfer-Posse um Lionel Messi ist unsicher, ob die Katalanen zu den Gewinnern oder Verlieren zählen.
Die Schweizer
Dass Xherdan Shaqiri beim FC Liverpool bleibt, ist mittlerweile wohl jedem bekannt. Doch was ist mit den anderen Schweizern? Johan Djourou etwa zog es nach Dänemark. Der 33-Jährige, der zuletzt bei Sion und Xamax unter Vertrag stand, unterzeichnete für zwei Jahre beim FC Nordsjaelland. Michael Frey wechselte von Fenerbahce Istanbul nach Belgien. Der ehemalige FCZ- und YB-Stürmer unterschrieb bei Waasland-Beveren einen Leihvertrag über ein Jahr. Simon Sohm verliess derweil den FC Zürich und wechselte zu Parma Calcio in die Serie A. Der italienische Verein soll für den 19-jährigen Schweizer sechs Millionen Franken überwiesen haben. Cedric Itten zog es nach Schottland, er spielt neu für die Glasgow Rangers. Beim Stadtrivalen der Rangers, bei Celtic Glasgow, kickt dagegen neuerdings Albian Ajeti.
Michael Lang wollte derweil wechseln, fand jedoch keinen neuen Club. Der 29-Jährige bleibt somit bei Gladbach, wo er keine Chancen auf Spielminuten hat. Josip Drmic hat das gleiche Problem. Der Stürmer in Diensten von Norwich ist vom Trainer aussortiert worden und darf nur noch mit der U-23 trainieren. Das Gute: Sie verdienen immerhin noch Geld. Pajtim Kasami hat es bedeutend schlechter, fand er doch nach seinem Sion-Aus noch keinen neuen Club. Kevin Bua, der seinen Vertrag beim FC Basel nicht verlängern wollte, hat sich CD Leganés angeschlossen.
Die Vertragslosen
Es gibt sie jedes Jahr und nach jedem Transferfenster: Eine Liste von prominenten, vertragslosen Spielern. Und sie ist ja auch immer wieder interessant, diese Auflistung. Doch in diesem Jahr – so scheint es – sind besonders exklusive Namen darauf vertreten.
Nathaniel Clyne, Daniel Sturridge, Alexander Pato, Jack Wilshere, Mario Mandzukic und Shinji Kagawa sind nach wie vor zu haben. Mario Götze, der bei Borussia Dortmund aussortiert worden war, fand auch lange keinen neuen Verein. Ein Tag nach dem Ende des Transferfensters endete seine Suche aber doch noch: Der PSV Eindhoven verpflichtet den Weltmeister von 2014 für zwei Jahre.
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