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Assad in Bedrängnis
Was der Fall der syrischen Grossstadt Homs bedeutet

An aerial view shows the Rastan Dam in Syria's west-central province of Homs on December 7, 2024, after the area was captured by anti-government forces. (Photo by Aref TAMMAWI / AFP)
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Mit der Einnahme von Homs haben die Rebellen in Syrien womöglich eine entscheidende Weiche in dem jahrelangen Bürgerkrieg gestellt. Die von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Rebellenallianz teilte in der Nacht mit, die strategisch bedeutsame Stadt komplett eingenommen zu haben. Damit steht ihnen der Weg in die Hauptstadt Damaskus offen.

Nachdem sich die Fronten im Bürgerkrieg jahrelang kaum bewegt hatten, nahm eine gegen Ende November gestartete Rebellenoffensive plötzlich deutlich an Fahrt auf. In kürzester Zeit nahmen die Aufständischen viel Gebiet teils kampflos ein. Ein Überblick, was nach Homs Einnahme passieren könnte.

Warum die Grossstadt Homs strategisch so wichtig ist

Homs liegt im zentralen Westen Syriens, es ist ein Knotenpunkt zwischen der Hauptstadt Damaskus, den Küstenregionen und dem Norden des Landes. Sie verbindet die Hauptstadt Damaskus mit den syrischen Mittelmeerhäfen. An der Küste hat auch Russland, einer von Präsident Baschar al-Assads wichtigster Verbündeter, Kampfbomber und Hubschrauber auf dem Flughafen Hmeimim stationiert sowie ein Truppenkontingent in unbekannter Stärke in der Hafenstadt Tartus.

A giant banner of Syrian President Bashar Assad hangs on the facade of a building, as pedestrian walk through an the empty streets of  Damascus, Syria, Saturday, Dec. 7, 2024. (AP Photo/Omar Sanadiki)

Zudem war die Grossstadt mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern lange ein symbolischer Schauplatz des Widerstands gegen Assads Herrschaft, wodurch ihr Fall eine bedeutende politische und militärische Signalwirkung hat. 

Die Kontrolle über Homs ermöglicht es den Rebellen nun, ihre Offensive auf Damaskus zu planen. «Wer die Schlacht mit Homs gewinnt, wird Syrien regieren», sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. 

Mögliche Gründe für schnellen Vorstoss der Rebellen

Die Islamisten machten enorme Gebietsgewinne in den vergangenen Tagen. Nach Einschätzung der Denkfabrik Crisis Group offenbarten diese auch die Schwächen der syrischen Verteidigung, «die entlang der gesamten Front zusammenbrach, wobei Soldaten und andere regierungsnahe Kräfte eher flüchteten, als dass sie sich zur Wehr setzten.» Als Beispiel nannte die Denkfabrik auch den Fall von Aleppo am vergangenen Sonntag, wo strategisch wichtige Stellungen wie die Zitadelle fast kampflos aufgegeben wurden.

Ein Machtwechsel in Syrien oder gar der Fall Assads hätte für die iranische Führung und Russland gravierende Folgen. Russland hat seine Luftangriffe deutlich verstärkt und meldete zuletzt erfolgreiche Schläge gegen Stellungen und Munitionsdepots der Rebellen. Hunderte Terroristen und Dutzende Einheiten Militärtechnik seien zerstört worden, teilten die russischen Luftstreitkräfte mit. 

Kann Assad auf seine Verbündeten zählen?

Russland will das seit 2015 mit Beginn der Hilfe für Assad Erreichte, darunter eine Luftwaffenbasis und die Marinebasis in Tartus, unter keinen Umständen gefährden. Weil das Land aber wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine kaum noch Ressourcen hat, weisen Experten in Moskau darauf hin, dass Assad auch andere Verbündete um Hilfe bitten muss, um sich zu retten.

Für Teheran gilt das Bündnis mit Syrien als «Korridor» zum Mittelmeer, um dort die mit Iran verbündete Hisbollah-Miliz zu unterstützen. Syriens Regierung hilft Iran – wie militante Gruppen – als Teil der sogenannten Widerstandsachse im Kampf gegen Israel. Irans Aussenminister Abbas Araghtschi hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, mögliche Truppenentsendungen zu prüfen, falls die syrische Regierung dies fordert. 

Viele haben Damaskus bereits verlassen

Syriens Langzeitpräsident Baschar al-Assad könnte nun von seinen Hochburgen an der Küste abgeschnitten werden. Nach Angaben der Regierung hielt er sich weiterhin in der Hauptstadt auf. Glauben schenken dem aber viele bereits nicht mehr. Zentral für den weiteren Verlauf des Bürgerkriegs dürften auch Entscheidungen in Moskau und Teheran sein, wie dem Verbündeten geholfen wird. «Wie bereits 2015, als sich das Blatt im Syrienkrieg zugunsten der Regierung wendete, könnte die Unterstützung Russlands ein entscheidender Faktor sein», heisst es auch in der Analyse der Crisis Group.

A portrait of Syrian President Bashar al-Assad is pictured with its frame broken, in a Syrian regime's Political Security Branch facility on the outskirts of the central city of Hama, following the capture of the area by anti-government forces, on December 7, 2024. Syria's embattled government said on December 7 it was setting up a ring of steel around Damascus, state media reported, as rebels on a lightning advance said they were bearing down on the city. The leader of Hayat Tahrir al-Sham (HTS), the Islamist group which has headed the assault, told fighters to prepare to take Damascus, just over a week into a renewed offensive in the long dormant conflict. (Photo by OMAR HAJ KADOUR / AFP)

Assad hatte zwar schon kurz nach Beginn des Rebellen-Vormarschs eine Gegenoffensive angekündigt, doch bislang gelang es der Armee nicht, eine Grossstadt erfolgreich zu verteidigen. In Damaskus ist Unruhe zu spüren. Viele Familien aus dem Umfeld des syrischen Präsidenten hätten bereits ihre Häuser verlassen und seien in den Libanon gereist, hiess es aus gut informierte Kreisen in der syrischen Hauptstadt.

DPA/wy