Bankenfusion: Tausende könnten in der Schweiz einen Job suchen
Die Deutsche Bank und die Commerzbank verhandeln über einen Zusammenschluss. Wo dieser den Schweizer Finanzplatz am härtesten träfe.
In Deutschland steuern die Deutsche Bank und die Commerzbank auf eine Fusion zu, wie am Wochenende bekannt geworden ist. Noch sind nicht alle Konsequenzen für die Schweiz ersichtlich. Doch bereits heute steht fest, dass eine Fusion Auswirkungen auf den Stellenmarkt haben dürfte.
Derzeit beschäftigen die beiden Grossbanken weltweit gegen 133'000 Mitarbeiter. Die deutsche Gewerkschaft Verdi befürchtet bei einem Zusammenschluss den Verlust von 30'000 Stellen, vereinzelt machen sogar Schreckensszenarien von 50'000 entlassenen Bankmitarbeitenden die Runde – davon dürfte ein beträchtlicher Teil in Deutschland selbst anfallen, dem Kernmarkt, wo die beiden Banken 78'000 Angestellte haben.
In der Schweiz beschäftigen beide Geldhäuser mit 700 Mitarbeitern bei der Deutschen Bank und über 100 Angestellten bei der Commerzbank eine vergleichsweise überschaubare Anzahl Arbeitskräfte, doch eine mögliche Entlassungswelle könnte auch Stellen in der Schweiz kosten.
Konkurrenz aus Deutschland
Deutlich mehr Einfluss könnte eine mögliche Entlassungswelle in Deutschland auf den Arbeitsmarkt im Schweizer Finanzsektor haben: Hier wäre mit neuer Konkurrenz zu rechnen, wenn sich Tausende Bankmitarbeiter auf die Suche nach einer neuen Stelle machen müssen. Vor allem im Bereich Backoffice und in den Filialen dürften in Deutschland Stellen gestrichen werden.
Beim Schweizerischen Bankenpersonalverband verfolgt man die mögliche Konsolidierung in Deutschland mit Sorge: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass es eine Welle auf den deutschsprachigen Arbeitsmarkt in der Schweiz gibt, wenn in Deutschland Tausende Bankmitarbeiter entlassen werden», sagt Geschäftsführerin Denise Chervet. Sie hat die Befürchtung, dass der eh schon vorhandene Druck auf die Löhne für die unteren und mittleren Kader noch zunehmen könnte.
«In der Schweiz sind wir noch nicht genug gerüstet, um für unsere Arbeitsplätze zu kämpfen, wenn es zu einer solchen Konkurrenzsituation kommen sollte», sagt Chervet. Ob eine allfällige Fusion der deutschen Banken auch einen grossen Stellenabbau bei den beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse provozieren würde, wie in Branchenkreisen bereits vermutet wird, ist jedoch offen.
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Die Gerüchteküche um eine mögliche Fusion zwischen Deutsche Bank und Commerzbank brodelte bereits seit Monaten. Am Sonntag räumten die Institute ein, dass sie Gespräche führen – allerdings ohne Gewähr: «Commerzbank und Deutsche Bank haben sich heute darauf verständigt, ergebnisoffene Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss aufzunehmen», erklärte die Commerzbank am Sonntag. Die fusionierte Bank hätte rund 2400 Filialen und in Deutschland einen Marktanteil von 20 Prozent.
Fusion in der Schweiz kein Thema
Allerdings dürfte auch eine Fusion vorerst nicht darüber hinweghelfen, dass die beiden Grossbanken im Vergleich zu ihrer Konkurrenz deutlich weniger profitabel sind. Die anhaltend tiefen Zinsen und die zunehmende Bankenregulierung setzen den Banken zu, wie es in einer Studie der Deutschen Bank über die Schwäche des europäischen Finanzplatzes heisst, die Mitte März veröffentlicht worden ist. Die Ökonomen fordern in der Studie, dass die Banken in Europa fusionieren – und das nicht nur innerhalb eines Landes.
In den vergangenen Jahren ist der Deutschen Bank auch immer wieder eine allfällige Annäherung an die UBS nachgesagt worden – dies allerdings inklusive Dementi vom Zürcher Paradeplatz. Weder die UBS noch die Credit Suisse dürften von einer Fusion unmittelbar profitieren. Es dürften sich wenig Chancen auf neue Geschäfte eröffnen, heisst es in Analystenkreisen.
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