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News-Stopp bei «Baba News»
Geldgeber gehen auf Distanz: «Baba News» vor dem Aus?

Medien mit "Migrationshintergrund": (Junge) Leute mit Migrationsgeschichte verschaffen sich ueber eigene Kanaelen eine Stimme, weil sie zu wenig in den grossen Medien vorkommen. Merita Shabani und Albina Muhtari von Baba News, am 6. Maerz 2023 in Bern. Foto: Nicole Philipp/Tamedia AG
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Während Jahren galt das Onlinemedium von und für Menschen mit Migrationshintergrund als Vorzeigeprojekt. Doch nun stellt «Baba News» seine journalistische Tätigkeit per 1. Juli ein. Dies vermeldete das Onlinemedium auf dem eigenen Portal. Der «Content-Stop» gelte, «bis wir wissen, wie es mit unseren Finanzen weitergeht», schreibt die Redaktion.

Als Grund nennt das Team unter anderem die allgemeine Medienkrise. Leserinnen und Leser seien tendenziell nicht bereit, für Medieninhalte zu bezahlen. Die 1500 Mitglieder würden nicht ausreichen, um die Kosten zu decken – dies trotz Lohnkosten, «die deutlich unter jenen in der Medienbranche liegen».

Anfragen dieser Redaktion liess das Onlinemedium unbeantwortet.

«Aus Sicht der Geldgeber eine rote Linie überschritten»

Das grösste Loch im Budget dürften jene Geldgeber hinterlassen haben, die sich in den letzten Monaten von «Baba News» distanzierten. So hat gemäss Instagram-Beitrag vom Montag jüngst eine Institution aus politischen Gründen ein Finanzierungsgesuch abgelehnt, mit der das Medium eigenen Angaben zufolge seit Jahren eine gute Zusammenarbeit gepflegt hatte.

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Das Onlinemagazin will nun neue Lösungswege für die Finanzierung des Betriebs suchen. Dies soll primär über neue Mitglieder geschehen. Dabei stehe «Baba News» jedoch vor besonderen Herausforderungen: Ein Grund für die tiefen Abozahlen ist, dass «‹Baba News›-Leserinnen und -Leser tendenziell unterprivilegiert» – da jung und migrantisch – sind, wie das Medium auf Instagram schreibt.

Für Medienexperte Nick Lüthi liegt die Ursache für die finanziellen Probleme nicht allein beim Marktumfeld. Dem Onlineportal sei zum Verhängnis geworden, dass es eine Position bezogen habe, die als antisemitisch verstanden werden könne. «‹Baba News› hat aus Sicht der Geldgeber eine rote Linie überschritten.»

Beim Fall «Baba News» stellt sich die Frage, wo der Journalismus aufhört und wo der Aktivismus beginnt. Dazu sagt Nick Lüthi: «Es ist ein schmaler Grat, doch grundsätzlich gilt die Meinungs- und Medienfreiheit. Bei der NZZ würde man wohl auch nicht von Aktivismus, sondern von Haltung oder Meinung sprechen mit Blick auf ihre pointierten Positionen zum Ukraine-Krieg oder zur Identitätspolitik.»

Für die Community, die «Baba News» aufgebaut hat, wäre das Verschwinden des Mediums sicher ein Verlust. Doch letztlich sind alle Medien – auch unabhängige wie «Baba News» – auf Geld angewiesen. «Es kann allen passieren, dass infolge einer Berichterstattung Werbekunden oder Abonnenten weglaufen», sagt der Medienexperte.

«‹Baba News› hat seine Haltung konsequent vertreten und ist nicht von seiner Position abgerückt. Jetzt müssen sie die Konsequenzen tragen.» Ob die Geldgeber souverän gehandelt hätten, stehe jedoch auf einem anderen Blatt. «Es ist gut möglich, dass einige überreagiert haben. Es ist schwierig, in diesem Konflikt gelassen zu bleiben», sagt Lüthi.

Stiftungen und Institutionen gehen auf Distanz

Schon Anfang Jahr sistierte der Kanton Bern eine bereits zugesicherte Zahlung von 4500 Franken – welche die bernischen Behörden Ende März dann aber doch noch überwiesen. Auch das Staatssekretariat für Migration ging auf Distanz und wollte nicht mehr als Partner auf der «Baba News»-Website aufgeführt werden.

Was ist geschehen? In einem Podcast wenige Tage nach dem Überfall der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 hatten die Redaktionsleiterinnen die Solidarisierung der Stadt Bern mit Israel als «Hohn» und «Schlag ins Gesicht» der Menschen in Palästina und der oppositionellen Israelis bezeichnet.

In den Monaten danach sah sich die «Baba News» wiederholt mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert. Die Redaktion wies diese zwar stets zurück, dennoch wandten sich immer mehr ehemalige Unterstützer vom Onlinemedium ab. Waren vor einem Jahr noch 30 Partner auf der «Baba News»-Website, werden nun keine mehr namentlich aufgeführt.

Eine vollständige Übersicht über die Stiftungen und Institutionen, die «Baba News» weiterhin unterstützen wollen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Auf Anfrage bestätigt der Kanton Bern, dass bisher kein neues Unterstützungsgesuch eingereicht wurde. Auch beim Staatssekretariat für Migration (SEM) ist derzeit kein Gesuch hängig – das SEM hatte «Baba News» bis 2023 mit 90’000 Franken für 50 Videos zu den Themen Chancengleichheit, Diversität und Identität von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz unterstützt.

Die Berner Burgergemeinde hat bisher drei Projekte in den Jahren 2019, 2020 und 2022 mitfinanziert. Aktuell ist ein Gesuch hängig, dieses wird laut Mediensprecherin Stefanie Gerber bis September von der zuständigen Kommission geprüft.