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Autofahren soll unangenehmer werden

Auch die Mentalität und sonstige Präferenzen der Nutzer spielen eine Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittel. (Archiv)
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Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen soll nach Jahren der Stagnation wieder wachsen. Verbände des öffentlichen Verkehrs sehen aufgrund einer Studie Handlungsbedarf – und fordern unter anderem neue Hürden fürs Autofahren.

Der Verband öffentlicher Verkehr und der ÖV-Informationsdienst Litra, die die Studie zusammen mit dem Bundesamt für Raumentwicklung in Auftrag gegeben hatten, wollen unter dem Strich, dass der ÖV-Anteil die Ziele der Verkehrsperspektiven des Bundes bis 2040 übertrifft. Dieses Grundszenario geht von einem Wachstum des ÖV-Anteils auf 23 Prozent aus. Um dieses Ziel zu übertreffen, sollten laut Studie auch eine «Verschlechterung der Bedingungen des konkurrenzierenden Verkehrsmittels», also des Privatautos, in Betracht gezogen werden.

Laut der Studie könnte dies etwa durch höhere Parkkosten, ein geringeres Parkplatzangebot, tiefere Tempolimits und höhere Benzinpreise erreicht werden. Auch weniger Raum für Strassen und Informationskampagnen erachten die Autoren als geeignete Mittel, die Wahl des Verkehrsmittels zu beeinflussen.

Bund soll sich ein konkretes Ziel setzen

Für solche Massnahmen spricht sich etwa der Grünen-Nationalrat und Verkehrspolitiker Michael Töngi aus. «Mit einer Aufhebung von Parkplätzen und Autospuren schaffen wir Platz für den öffentlichen Verkehr», sagt er zu «20 Minuten». Die Kostenwahrheit sei beim motorisierten Individualverkehr nicht gegeben. In der Politik sei diese Botschaft jedoch noch nicht angekommen: «Die Klimafrage wird auf der Seite gelassen. Das Parlament hat gerade die Erweiterung von Kapazitäten für die Nationalstrassen beschlossen», sagt Töngi weiter. Das sei jedoch der falsche Weg. Autofahren dürfe nicht attraktiver werden. Der Bund müsse sich ein konkretes Ziel setzen, um den ÖV-Anteil zu erhöhen.

Auch der Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, Ueli Stückelberger, und der CVP-Nationalrat und Litra-Präsident Martin Candinas haben Massnahmen skizziert, wie der ÖV-Anteil nach Jahren der Stagnation wieder auf Wachstumskurs gebracht werden kann.

«Der Bundesrat müsste in seinen Legislaturzielen die Steigerung des ÖV-Anteils gemessen am Gesamtverkehr wieder aufnehmen», sagt Candinas zu «20 Minuten». Als positives Beispiel nennt er den Kanton Waadt, der sich zum Ziel gesetzt habe, den Anteil des Autoverkehrs von heute 73 auf 65 Prozent zu reduzieren.

«Autofahrer zahlen schon heute am meisten»

«Wir wollen nicht ein Verkehrsmittel gegen das andere ausspielen», sagt Candinas weiter. Auch teurere Parkplätze sieht er als eine letzte Massnahme, wenn die Ziele nicht erreicht werden könnten.

Als «absurd» bezeichnet der SVP-Politiker Walter Wobmann die Idee, das Autofahren zu verteuern. «Die Autofahrer zahlen schon heute am meisten», sagt er zu «20 Minuten». Sowohl die Bahn als auch der Autoverkehr müssten ihm zufolge ausgebaut werden, was auch geschehe. Der Bund brauche keine Ziele, um den ÖV-Anteil zu erhöhen, sondern einen Ausbau aller Infrastrukturen. Die «massive Steigerung der Bevölkerung» wirke sich auf alle Verkehrsmittel aus, so Wobmann.

Auto vor allem in der Freizeit beliebt

Litra und VöV leiten aus der Studie auch weitere Forderungen für die Erhöhung des ÖV-Anteils ab. Namentlich postulieren sie eine «gute Koordination von Raum- und Verkehrsplanung». Gefordert werden insbesondere Ausbaumassnahmen ausserhalb der grossen Agglomerationen, auf die sich die Verkehrspolitik heute fokussiere.

Wichtig sei des weitern, die Stellung des öffentlichen Verkehrs in der Freizeitmobilität zu stärken. Dies, weil laut der Studie viele ÖV-Pendlerinnen und -Pendler aufs Auto umsteigen, wenn sie sich, vornehmlich an den Wochenenden, in ihrer Freizeit fortbewegen.

Nach einer Wachstumsphase bis 2005 stagnierte der Anteil des öffentlichen Verkehrs am gesamten Personenverkehrsaufkommen seit zehn Jahren, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen. 13 Prozent der Verkehrswege würden (Stand 2015) im ÖV zurückgelegt, beim motorisierten Individualverkehr (MIV) betrage der Anteil 50 Prozent. Auf zurückgelegte Kilometer übertragen beträgt der ÖV-Anteil laut der Studie 28 Prozent, gegenüber 65 Prozent beim MIV.

SDA/oli