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Dürre in Norditalien 
Ausgetrocknete Wasserstadt Venedig 

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Sonst verborgener Schlamm: Der Niedrigwasserstand lässt in Venedig den schlammigen Untergrund in den Seitenkanälen sichtbar werden (20. Februar 2023) 
Trockengelegter Touristenmagnet: Gondeln liegen auf dem Grund des Canal Grande (6. Februar 2023). 
Gestrandet: Ein Motorboot liegt in einem Seitenkanal von Venedig auf Grund (17. Februar 2023). 
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Seit fünfzehn Tagen beherrscht ein Hochdruckgebiet das Wetter in Westeuropa: Venedig, ansonsten von Hochwasser heimgesucht, erlebt derzeit ungewöhnlich tiefe Pegelstände. Der Wasserstand bei Ebbe sank zeitweise um 60 Zentimeter unter den Normalpegel. Auf kleineren Kanälen musste der Verkehr eingestellt werden. Gondeln, Wassertaxis und Ambulanzbooten war es unmöglich, einige der berühmten Kanäle zu befahren.

Zeitweise lagen die Gondeln im Schlamm. Experten führen diesen Ausnahmezustand auf eine besondere Wetterlage zurück: ein Hochdruckgebiet über Italien, verbunden mit einer Neumondphase, sowie besondere Windverhältnisse. Das Hoch über Norditalien bildet derzeit eine Barriere gegen neue Wetterstörungen, damit fallen Niederschläge aus.

Bereits länger angekündigte Trockenheit 

Seit Wochen regnet es in Norditalien nun schon nicht mehr, einige Flüsse sind derzeit komplett ausgetrocknet. Der Po, der längste Fluss Italiens, der von den Alpen bis zur Adria fliesst, hat 60 Prozent weniger Wasser als sonst zu dieser Jahreszeit, liess die Umweltschutzorganisation Legambiente am Montag verlauten. Zudem sei in den italienischen Alpen in den vergangenen Monaten 53 Prozent weniger Schnee gefallen als im langjährigen Durchschnitt. Das für viele traumhafte Frühlingswetter wird so immer mehr zum Problem: Der Wind weht meist schwach aus nordwestlicher Richtung, das Meerwasser wird dadurch von Venedig weggedrückt, Touristen im Maskentrubel des Karnevals fotografieren besorgt die ausgetrockneten Kanäle. 

Massimiliano Pasqui vom italienischen Forschungsinstitut CNR sagte gegenüber der italienischen Tageszeitung «Corriere della Sera», dass sich das momentane Wasserdefizit seit dem Winter 2020/2021 aufgebaut habe: «Wir müssen in den nordwestlichen Regionen 500 Millimeter Niederschlag wiederherstellen: Wir brauchen fünfzig Tage Regen.» Eine der Ursachen für die Trockenheit sei die Ausrichtung der atlantischen Störungen, die sich in den letzten Jahren verändert habe. Sie hätten sich weiter in den Norden der Alpen oder nach Süden verlagert, der Norden Italiens werde dabei ausgespart. 

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Verkehrte Welt 

Normalerweise ist Hochwasser, nicht Wassermangel, ein Problem der Lagunenstadt. In der Nacht auf den 13. November 2019 wurde Venedig von einer katastrophalen Flutwelle heimgesucht. Das Wasser stieg damals auf 1,87 Meter über dem Meeresspiegel. Das war der höchste Stand seit einer verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 1,94 Meter erreicht wurden.

Die Umweltschutzorganisation Legambiente richtete am Montag einen Appell an die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und forderte von ihr eine nationale Wasserstrategie: Konkret schlugen die Umweltschützer verschiedene Massnahmen zur Reduzierung des Wasserkonsums und zur besseren Verwertung des Regenwassers vor. 

Wie tief das Wasser zurzeit gesunken ist, lässt sich gut an den Anlegestellen der «Vaporetti», der typischen Wasserboote in Venedig, erkennen. Die Stege aus Holz ragen hoch aus dem Wasser, einige Motorboote verschwinden fast darunter. Die neuesten Wettervorhersagen lassen immerhin etwas aufatmen: In den kommenden Tagen sollen in den Alpen dringend benötigte Niederschläge und Schnee fallen.