Ausflugstipp Schweiz TourismusDen Geheimnissen der Surselva auf der Spur
Die Talschaft in Graubünden kennt keinen Massentourismus. Dafür unterhält sie grosse und kleine Gäste sogar beim Wandern.
Ob man mit Kinderwagen oder in Trekkingschuhen unterwegs ist, zum Spass oder mit kulturhistorischem Interesse: Die Ferienregion Surselva im Bündnerland bietet fast vierzig Themenwege für alle Bedürfnisse. Wir stellen drei sehr unterschiedliche Routen vor.
Brigels: Am Schluss warten die Sterne
Der Bär heisst Brummli, und ein Stern auf dem Bauch macht ihn zur kinderfreundlichen Leitfigur. Er animiert Familien, den Sternenweg in Breil-Brigels unter die Füsse zu nehmen. «Wir wollen den Kindern das Wandern schmackhaft machen», sagt Silvan Gabriel, Leiter der Tourismus-Geschäftsstelle in Brigels.
2022 hatte man den Sternenweg lanciert, auf dieses Jahr hin wurde die Route geändert und optimiert. Brummli-Fans fassen vor dem Tourismusbüro im Dorf eine Gratisbroschüre mit Sternenkarte und suchen auf dem Weg die 13 bemalten Holzsterne, die von Infotafeln flankiert werden. Hier warten Rätsel und Wissenswertes zu Natur und Tierwelt, zu Brigels und Graubünden. Am Schluss ergeben sich Lösungsworte und -satz.
Und das Schönste: Der barrierefreie Weg endet auf Plaun da Steilas. Heisst aus dem Romanischen übersetzt ganz poetisch: Feld der Sterne. «Uns war wichtig, eine analoge Attraktion zu schaffen, bei der es nur Schreibzeug und die gratis abgegebene Broschüre mit der Karte braucht», sagt Silvan Gabriel.
Brigels positioniert sich seit langem als Familiendestination im Sommer und Winter. Die Eröffnung des Pradas Resort vor acht Jahren hatte für noch mehr kinderfreundliche Unterkünfte gesorgt.
Rueun: Kupfer, Silber und seltene Fledermäuse
Deutlich mehr Trittsicherheit als die Tour zum Sternenfeld verlangt ein ebenfalls im letzten Jahr eröffneter Themenweg: Das Erlebnis «Minas da Gulatsch» ist ein Halbtagesausflug ab Rueun, einer zu Ilanz gehörenden Fraktion mit 450 Einwohnenden. Man taucht ein ins wilde Val Schmuér und landet auf 950 Meter über Meer bei zwei alten Bergwerksstollen.
«Wertvolle kulturhistorische Zeugen», sagt Ursula Brändli. Sie ist Kulturführerin, Präsidentin des Vereins Rueun Viva und mitverantwortlich, dass die Erinnerung an den Bergbau in der Region wieder lebt. Bis 1820 wurden oberhalb von Rueun Blei, Kupfer und Silber abgebaut, die gebrochenen Erze in mühseliger Arbeit über Holzrutschen und auf Maultieren zum Schmelzofen am Rhein transportiert. Die Bevölkerung in der damals bitterarmen Surselva war froh über den Verdienst. Wirklich lukrativ, vermutet Brändli, seien die Minas da Gulatsch aber nicht gewesen; die Gemeinde Rueun und die französischen Betreiber stritten oft.
Tempi passati. Heute beschäftigen sich die interaktiven Stationen am Themenweg nicht nur mit dem historischen Bergbau, sondern auch mit Flora, Fauna und Biodiversität. Der Pfad, ein Bergwanderweg, ist jederzeit zugänglich; Schatzkisten an den Stationen machen Kinder neugierig. Für Gruppen können Führungen gebucht werden.
Als Lohn des Aufstiegs winkt nicht nur die Musse auf dem Rastplatz oberhalb der Minen, sondern für geübte Augen auch der Blick auf eine besondere Spezies, die sich in den Stollen häuslich eingerichtet hat: die kleine Hufeisennase, eine seltene Fledermausart.
In einem der Stollen versperrt ein Gitter nach 6 Metern, beim andern nach 35 Metern den Zugang. «So bleiben auch die von der Decke hängenden Stalaktiten geschützt», präzisiert Ursula Brändli. Sie bilanziert: «Mit dem Themenweg haben wir auch das touristische Angebot in der Surselva bereichert.»
Obersaxen: Tierisches Trio mit eigenem Hörspiel
Um Specht Hilarius, Braunbär Bruno und den seiltanzenden Hasen Silvio zu erschaffen, hatte sich Benedikt Alig eigens eine Motorsäge gekauft. Der vielbegabte Kreative bemalte und lackierte die wundersamen Figuren aus einheimischer Lärche und platzierte sie am Rundweg oberhalb von Surcuolm. Die Tiere sind die Protagonisten des Hörspielwegs Hilarius, der seit zwei Jahren in Obersaxen Mundaun Gross und Klein in den Bann zieht.
«Wir wünschten uns eine Attraktion für die Sommergäste», berichtet Antonia Tschuor, die langjährige Leiterin der Tourismus-Geschäftsstelle Obersaxen. Alig, der in Meierhof ein Grafikbüro betreibt, konzipierte die Route, kreierte den hölzernen Zoo und nahm die Geschichten und Lieder auf. Sie werden via QR-Codes aufs Handy geladen und bereichern die Tour auf dem 3,3 Kilometer langen, kinderwagentauglichen Rundweg, der auf 1450 Meter über Meer startet.
Specht Hilarius ist der Star der Menagerie. «Aber meine Enkel schwärmen auch von Braunbär Bruno», sagt Antonia Tschuor. «Die 15 Stationen bieten so viel unterhaltsamen Stoff zu Tierwelt und Natur, dass man den Themenweg mehrmals begehen kann.»
Eine Zusammenarbeit der SonntagsZeitung mit Schweiz Tourismus und der Surselva Tourismus AG.
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