Ausflug ins Albishaus ob LangnauWo einst die Naturfreunde wirteten
Wer hier einkehrt, erwartet spontan kein Feinschmeckerlokal. Doch diese Ausflugsbeiz am Albispass hat kulinarische Ambitionen.
«Berg frei!», lautet seit 1900 der Gruss der Naturfreunde. Und tatsächlich: Als wir den Weg zum Albishaus hinaufsteigen, das 1930 vom Touristenverein der Naturfreunde gebaut wurde, ziehen sich die Regenwolken zurück und geben den Blick auf die Berge frei: Rigi, Pilatus, weiter in der Ferne auch Eiger, Mönch und Jungfrau. Und unter uns der Zugersee.
Doch auch die Aussicht auf das Bergrestaurant selbst ist erfreulich. Vor dem Restaurant grüne Matten, dahinter der bewaldete Albishang, auf der Terrasse ausladende Platanen.
Die Gäste kommen zu Fuss, auf dem Velo, aber auch im Luxusauto mit Zuger Nummernschild. Hier scheinen sie alle gleich. Denn wer im Albishaus einkehrt, sucht für einige Zeit das kameradschaftliche Lebensgefühl der Naturfreunde, deren Anfänge auf die Arbeiterbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts zurückgehen. In der Schweiz entstand die erste Sektion 1905 in Zürich.
Allerdings gehört das Restaurant gar nicht mehr dem Verband der Naturfreunde. Seit 2011 empfängt hier das Team um Curdin Weber und Mick Schneider die Ankommenden.
Man duzt sich wie unter Naturfreunden. Denn die Geschichte des Hauses setzt sich im offenen und unkomplizierten Geist, der hier weht, fort.
Zu Fuss, mit dem Velo, im Auto
Bei unserem ersten Besuch im Winter überraschten uns in der rustikalen Holztisch-Herrlichkeit des Innenraums die Auswahl und die Zubereitung der Speisen, die sich an dem Angebot von Feinschmeckerlokalen orientieren.
Selbst der Burger (34.50 Fr.), der den Hunger jedes ambitionierten Wanderers stillt, ist sehr viel besser als die meisten seiner Art.
Er überzeugt durch das saftige Rindshackplätzchen und den ausgezeichneten Coleslaw, bei dem die Mischung zwischen Kabis und Karotten stimmt. Es gibt den Burger auch als vegetarische Variante (32.50 Fr.).
Doch jetzt ist Sommer, leichtere Küche ist angesagt: Meine Freundin bestellt als Vorspeise die vegane Basilikum-Rucola-Panna-cotta (19.50 Fr.) mit Wassermelonensalat. Die Panna cotta ist würzig und leicht pfeffrig, könnte aber etwas luftiger sein. Meine Peperoni-Gurken-Kaltschale mit Fetawürfeln (13.50 Fr.) ist erfrischend.
Als Hauptspeise wählt die Freundin aus dem Tagesangebot den Zander vom Grill (40 Fr.). Wenn das nur gut geht, denn der fettarme Fisch verlangt viel Fingerspitzengefühl, damit er auf dem Grill nicht zu trocken wird. Der Koch verfügt über solches Fingerspitzengefühl.
Ich entscheide mich für den lauwarmen Dallenwiler Geisskäs auf Linsen (28.50 Fr.). Das grosszügig bemessene runde Käsemödeli aus dem Engelbergertal ist leicht caramelisiert, unaufdringlich und trotzdem exquisit im Geschmack. Die Linsen sehen höchst gewöhnlich aus und schmecken ungewöhnlich gut, da sie mit Balsamico überzogen wurden.
Auf der Dessertkarte stehen ein Popcorn-Dattel-Parfait (14.50 Fr.) oder eine Chriesi-Cremeschnitte (14.50 Fr.). Gute Gründe, um bald an einem Sonntagnachmittag im Albishaus vorbeizuschauen.
Gewitterwolken ziehen auf. Der Abschiedsgruss vom Naturfreundehaus müsste daher statt «Berg frei» eher «Berge nicht mehr frei» heissen. Das scheint uns zu nörgelig. Als Alternative schlagen wir vor: «Bauch voll und Stimmung glänzend».
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