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Ausflug in den Kanton Zug
Abtauchen in eine fantastische Höhlenwelt

Die Tropfsteingebilde und Tuffformationen der Höllgrotten.
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Dezente Rieselgeräusche von Wasser, sonst kein Ton. Ich fühle mich zeitentrückt, versetzt in ein archaisches Ambiente, das vor rund 6000 Jahren entstand. Auf meiner Expedition in den Baarer Höllgrotten nehme ich dauerstaunend fantastische, wie von einem Riesen modellierte Tropfsteingebilde wahr und ­speckig glänzende Tuffformationen, die lange Zeit niemand zu Gesicht bekam.

Entdeckt wurden sie zufällig, als man 1863 in der Nähe Tuff zu Bauzwecken abbaute. «Mein Ururgrossvater war der Erste, der in die Grotten einstieg», sagt der Anwalt Heini Schmid, 62, der über das Na­turphänomen Auskunft geben kann wie kein Zweiter

Seinen Ahnen ist es zu verdanken, dass die Unterwelt heute begehbar ist. Schmids Urgrossvater eröffnete sie 1887, seither tapst Publikum jeder Provenienz durch die schmalen Felsgänge.

Pro Jahr kommen rund 60’000 Besucherinnen und Besucher, und für Heini Schmid persönlich sind die Grotten «ein Kristallisationspunkt meines Clans», bei dem man sich gerne trifft. Den Schmids gehört die ganze Sehenswürdigkeit seit 1903, mittlerweile ist sie im Besitz einer Familienstiftung. «Sie wird mich bis in alle Ewigkeit überdauern», sagt der joviale Jurist.

Wo grüne Bärte wachsen

Neugierig im Höchstmass bin ich auf dem verschlungenen, 270 Meter langen Weg, der mich etwa zum «Zauberschloss» und zur «Korallenschlucht» sowie zu einem kleinen See führt.

Kühl ist es, konstante 10 Grad liegen an, ich bin froh um den Pullover, den ich trotz Sommerglut ausserhalb der Höllgrotten mitgenommen habe. Sinnvoll sind auch die Infotafeln, an denen ich vorbeikomme. Dank ihnen kenne ich jetzt endlich den Unterschied zwischen Stalaktiten und Stalagmiten: Die Ersteren sind Kalksteinspiesse, die von der Gewölbedecke nach unten ragen, die andern wachsen ebenso schlank vom Boden empor.

Kunstlicht in stetem Farbwechsel verzückt mich und lässt den «grünen Bart» wachsen, Moose, die es im Dunkeln nicht gäbe. Dunkel? Was, wenn jetzt der Strom ausfiele? Zappenduster würde es nicht, hat mir Heini Schmid versichert, eine Notstromgruppe würde sofort anspringen.

Das Farbspiel macht die Höllgrotten noch zauberhafter. 

Auch sonst ist alles unbedenklich: Jährlich wird die Grotte von Geologen inspiziert, die sich an Vorgaben der deutschen Bergwerkbehörden halten. Und das «Tüüfeli», von dem Kinder über Kopfhörer ein Märchen zur Entstehung der Grotten hören können, wurde nie gesichtet. Übrigens: Ein Pfarrer wollte den Namen Höllgrotten 1860 geändert haben – seine Forderung wurde abgeschmettert.

Weitab des Alltags

Nach einer Stunde in der Kargwelt, in der das Musikduo Yello einst einen Fototermin hatte, bin ich wieder draussen, im Grellen. Zeit jetzt für eine «Höllbratwurst mit Rösti» im nahen, 1909 gebauten Restaurant. Für eine «Süffelrösti» mit Käse, Speck und Spiegelei fühle ich mich zu nüchtern.

Das Restaurant Höllgrotten tischt Währschaftes auf.

Gekräftigt mache ich mich auf Richtung Ägerisee, immer entlang der Lorze, die dort entspringt und deren Tobel nach der letzten Eiszeit vor 18’000 Jahren entstand.

Im wilden Tobel der Lorze.

Seltene Orchideen blühen da, und auf federndem, von feinen Wurzeln geädertem Waldboden ist jeder Schritt im Schatten alter Bäume das pure Vergnügen. Hätte ich nicht schon eine Wurst intus, würde ich mir bei einer der vielen Grillstellen unterwegs eine bräteln.

Weitab von der Zivilisation scheint der Fluss zu fliessen, von Menschenwerk zeugen nur drei interessante Brücken über sein Bett: Die älteste, holzgedeckt, gibt es seit 1759, eine aus Naturstein seit 1910 und die aus Spannbeton seit 1985. Ich mache einen steilen Abstecher zur trutzigen Wildenburg mit ihren teils dreieinhalb Meter dicken Mauern.

Ein Abstecher zur Wildenburg lohnt sich.

Hier habe ich mit Kumpels mal einen Super-8-Draculafilm gedreht. Weit unten im Wasser soll sich mitunter eine Nixe auf einem Stein sonnen. Leider gab sie mir bis heute nie die Ehre.

Eine Zusammenarbeit der Schweizer Familie mit Schweiz Tourismus