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Betrügerisches Rentnerpaar
Wie der Kanton die 200 Luxustaschen versilbern kann

Impressionen von Luxusuhren und Taschen. 21.05.24

Kunst, Pferde und Sportwagen: Welche beschlagnahmten Luxusgüter die Zürcher Strafverfolger zu Geld machen
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In Kürze:
  • Der Kanton Bern zog wegen eines Steuerbetrugs eines Rentnerpaars Luxusartikel ein.
  • Die Gegenstände könnten über die Auktionsplattform E-Gant versilbert werden.
  • Aktuell sind 5579 Personen auf der Plattform registriert.
  • 2024 fand dort bloss eine Auktion aus einem Wirtschaftsstraffall statt.

Es ist ein aufsehenerregender Fall: Die Berner Justiz hat bei einem Berner Rentnerpaar 200 Luxustaschen, zwei Porsches und eine grosse Weinsammlung beschlagnahmt. Am Donnerstag hat das Wirtschaftsstrafgericht den Mann und die Frau, die mittlerweile geschieden sind, wegen Betrugs zu Freiheitsstrafen verurteilt. Denn das Paar lebte trotz Steuerschulden in Millionenhöhe in Saus und Braus. Und seit 1999 bezahlte es keine Steuerrechnung mehr.

Was geschieht mit den Taschen?

Laut dem noch nicht rechtskräftigen Urteil sollen die eingezogenen Gegenstände vernichtet oder verwertet werden. Im Falle der Handtaschensammlung ist davon auszugehen, dass sie höchstwahrscheinlich nicht im Entsorgungshof landen. Vielmehr dürfte die Justiz – sobald das Verdikt definitiv feststeht – die Luxustaschen entweder verkaufen oder versteigern.

Die Strafverfolgungsbehörden beauftragen in solchen Fällen das Betreibungs- und Konkursamt mit der Verwertung. Neben einer öffentlichen Versteigerung ist die Auktionswebsite E-Gant, die im Jahr 2021 eingeführt wurde, eine weitere Option. Sie gleicht anderen virtuellen Auktionsplattformen wie Ricardo, wird allerdings von den Betreibungs- und Konkursämtern der Kantone Bern und Thurgau betrieben.

Eine goldene Kette, ein Ford und GmbH-Stammanteile

Der Grossteil des Angebots auf der Plattform stammt aus Konkursen und nicht aus den Asservatenkammern aus Strafprozessen. Aktuell werden dort beispielsweise eine goldene Kette mit einem Kruzifix, ein Ford Tourneo Courier, der 61’000 Kilometer zurückgelegt hat, und Stammanteile einer GmbH versteigert. Die Bieterinnen und Bieter müssen sich einmalig registrieren und können dann loslegen.

Auktionswebseite der Konkurs- und Betreibungsämter Bern, am 25.10.2024.  Foto: Christian Pfander / Tamedia AG

Doch das Interesse hält sich bislang in Grenzen: «Auf der Plattform sind derzeit 5579 Personen registriert», sagt Philip Schütz, stellvertretender Chef der Betreibungs- und Konkursämter des Kantons Bern.

Ziel ist ein möglichst hoher Erlös

Gepfändete beziehungsweise zu verwertende Vermögenswerte würden jeweils geschätzt. «In der Regel bildet dieser Schätzungswert das Startgebot bei der Verwertung via E-Gant», sagt Schütz. Bei einem Straffall entscheidet die entsprechende Behörde über einen allfälligen Mindestpreis.

Im Jahr 2024 fanden auf der Plattform bisher 839 Auktionen statt, darunter war nur eine aus einem Wirtschaftskriminalfall. Die Zahl der Auktionen steigt jedoch: Im Jahr 2023 waren es noch 560 Auktionen.

Die öffentliche Versteigerung

Doch wie wird entschieden, ob ein Objekt anlässlich einer Versteigerung verkauft oder auf der Plattform E-Gant aufgeschaltet wird? «Ziel der Verwertung ist es, einen möglichst hohen Erlös zu erzielen», sagt Schütz. In Bern würden immer noch jährlich rund 30 bis 40 Auktionen in einem öffentlichen Lokal durchgeführt, dazu gehörten auch die Versteigerungen von Grundstücken, so Schütz. Die öffentlichen Versteigerungen kündet das Amt in «geeigneten Medien» wie Amtsanzeigern, Tageszeitungen oder Fachzeitschriften an.

Am Samstag, 24. Oktober 2020, wird die Oldtimer-Sammlung von ERZ im Rahmen einer Auktion versteigert.
24.10.2020
(URS JAUDAS/TAMEDIA AG)

Gestartet wird bei einer öffentlichen Versteigerung jeweils bei null Franken. Ausser es bestehen Pfandrechte oder es handelt sich um Schmuck oder andere Gegenstände aus Edelmetall. Diese dürfen nicht unter dem Wert des Edelmetalls verhökert werden.

Falls die Luxustaschen des Rentnerpaars auf E-Gant ausgeschrieben werden, ist ein erhöhtes Interesse zu erwarten: Der Secondhandmarkt boomt. Mit dem richtigen Modell der richtigen Marke lässt sich gutes Geld machen.