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Geldblog: Riskante Börsengeschäfte
Auf Pump wetten? Besser nicht!

Gefährliches Spiel: Wertschriftenkäufe auf Kredit sind riskant.
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Ich versuche immer wieder mal mein Glück an der Börse, meist investiere ich nur ein paar Tausend Franken. Swissquote bietet an, dass man einen Kredit zu null Zins aufnehmen kann und so mehr investieren kann. Lohnt sich dies? Leserfrage von S.O.

Ich bin skeptisch. Nicht nur Swissquote, auch andere Banken offerieren ihren Kundinnen und Kunden Börsengeschäfte auf Kredit. Konkret nimmt man bei der Bank einen Lombardkredit auf und kann dieses Geld dann zusätzlich neben seinem Ersparten für den Kauf von Wertschriften nutzen. «Sie können Investitionen tätigen oder Marktchancen nutzen, ohne dafür Kapitalanlagen zu verkaufen», preist beispielsweise auch die Grossbank UBS solche Kredite an. Für die Banken sind diese Geschäfte attraktiv, da sie nur geringe Risiken eingehen und zusätzliche Zinseinnahmen generieren. Denn Ihre Wertschriften, die Sie bei der
Bank bereits im Depot haben, dienen der Bank als Sicherheit für die Finanzierung.

Ein Lombardkredit ist ein Kredit gegen Verpfändung von Vermögenswerten und hat den Pluspunkt, dass man damit schnell Kapital verfügbar machen kann. Man beschafft sich somit liquide Mittel, die man wiederum an den Finanzmärkten investieren kann, ohne dass man diese Mittel wirklich besitzt. Wenn Sie wieder mal Ihr «Glück an der Börse versuchen», wie Sie es in Ihrer Frage umschreiben, und dafür einen Lombardkredit einsetzen, kaufen Sie faktisch Wertschriften auf Pump. Das ist attraktiv, solange man mit seinen Wertschriftenkäufen richtig liegt und Gewinne einfährt. Man kann mit fremdem Kapital das schnelle Geld machen – aber eben: Nur, wenn alles gut läuft.

Wenn die Wertschriftenwette nicht aufgeht und man mit seiner Einschätzung falsch liegt, sitzt man plötzlich auf Buchverlusten und zusätzlich auch noch auf einem Kredit. Normalerweise zahlt man für einen Lombardkredit Zins. Im Falle von Swissquote wird der Lombardkredit derzeit tatsächlich bis Ende Januar zu null Prozent angeboten, vorausgesetzt man hat den Kredit bis Ende November beantragt. Man kann dann drei Monate zinslos ins Casino. Für Swissquote geht die Rechnung trotzdem auf, da erstens Geld wegen der rekordtiefen Kapitalmarktzinsen ohnehin nichts kostet und zweitens die angepriesene Aktion mehr Handelsumsatz auf der eigenen Onlinehandelsplattform generiert, wodurch Swissquote Kasse macht.

Wenn Nebel aufzieht, der die Sicht erschwert, sollte man seine Risiken nicht noch erhöhen.

Problematisch finde ich, dass Swissquote den Nullzins-Lombardkredit in der hauseigenen Kundenzeitschrift anpreist, ohne auch nur ansatzweise auf die damit verbundenen Risiken hinzuweisen. Die UBS macht in ihrer Werbung immerhin klar, dass der Hebeleffekt eines Lombardkredits neben höheren Gewinnchancen auch höhere Verlustrisiken zur Folge hat und unvorhersehbare Marktänderungen zu einem negativen Hebeleffekt führen können: «Fällt der Wert der Sicherheiten unter eine bestimmte Grenze, kann UBS zur Stellung zusätzlicher Sicherheiten oder Rückzahlung einer Teilsumme oder des gesamten Kredits auffordern.» Wenn dann die Mittel für die fälligen Zinsraten oder die Rückzahlung des Kredits fehlen, kann dies zum Verkauf der verpfändeten Anlagen zu einem ungünstigen Zeitpunkt führen. Auch Währungs- und Zinsschwankungen können den erwarteten Ertrag und den Wert der Anlage stark beeinflussen.

Aus meiner Sicht soll jeder machen, was er will, aber er soll verstehen, welche Risiken er mit seinem Geld eingeht. Meines Erachtens sollte man Aktien und auch andere Wertschriften nie auf Pump kaufen und nur mit seinem eigenen Geld spekulieren. Wenn Sie dann verlieren, ist dies auch schmerzvoll, aber unproblematisch, weil Sie nur Ihr eigenes Geld verloren haben. Wenn Sie fremdes Geld verlieren, müssen Sie dieses zurückzahlen. Sie müssen neues Geld einschiessen und je nach Konstellation Ihre bestehenden Wertschriften verkaufen – möglicherweise ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Kurse eingebrochen sind.

Die Börse ist immer schwer berechenbar. Die aktuelle Coronakrise und die zahlreichen Unsicherheiten aufgrund der hartnäckigen zweiten Welle, die Europa und die USA im Griff hat, machen Markteinschätzungen noch schwieriger. Marktchancen für Anleger gibt es immer. Doch wenn Nebel aufzieht, der die Sicht erschwert, wie dies Corona derzeit an den Börsen tut, sollte man seine Risiken nicht noch erhöhen, sondern besser etwas vom Gas gehen.

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