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Vegane Alternativen
Auf Kriegsfuss mit der Kuhmilch

Der schwedische Unternehmer Toni Petersson will mit Oatly die Lebensmittelindustrie so revolutionieren, wie es Ingvar Kamprad mit Ikea gemacht hat. 
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Der Mann traut sich was: mit Pflanzendrinks gegen eine übermächtige Milchindustrie antreten und dann auch noch den Weltverbesserer geben. «Ich verstehe, dass es naiv klingen mag, zu glauben, dass Oatly die Welt verändern kann», meint Toni Petersson, der Chef des Pflanzenmilch-Herstellers. Ähnlich wie Ikea-Gründer Ingvar Kamprad die Möbelindustrie aufgemischt hat, will der Schwede die Lebensmittelbranche umkrempeln.

Dabei macht er sich zunutze, dass seine Produkte im Trend liegen, weil sie den wachsenden Konsum von Veganern und Vegetariern bedienen. Hinzu kommt, dass Milchersatz aus Hafer, Soja, Mandeln und anderen Pflanzen eine deutlich bessere Klimabilanz aufweist als das Original von der Kuh.

Petersson lässt keine Gelegenheit aus, um darauf hinzuweisen, wie unnatürlich es sei, dass der Mensch Kuhmilch trinkt. «Wie Milch, nur für Menschen gemacht», liess er vor einigen Jahren auf Werbeplakate für Pflanzendrinks drucken.

Oprah investiert

Bei Investoren kommt diese forsche Gangart offenbar gut an. Gerade erst hat der Hafermilch-Pionier eine Beteiligung von 200 Millionen Dollar an eine Investorengruppe verkauft, zu der das amerikanische Private-Equity-Unternehmen Blackstone und US-amerikanische Prominente zählen, darunter Moderatorin Oprah Winfrey, Schauspielerin Natalie Portman, Rapper Jay-Z und Ex-Starbucks-Chef Howard Schultz. Damit steigt der Wert von Oatly auf gut zwei Milliarden Dollar. «Wir haben uns für eine Partnerschaft mit der Blackstone Group entschieden, weil sie über enorme Ressourcen und eine einzigartige Reichweite verfügt», begründet Petersson die Entscheidung. Das Engagement der neuen Partner sei ein klarer Hinweis darauf, wohin sich die Welt bewege, «nämlich in eine neue, nachhaltigere Richtung», glaubt er.

Dass er Dinge gern gegen den Strich bürstet, daraus macht der Sohn einer Japanerin und eines Schweden keinen Hehl. Er sei mit dem Anderssein praktisch aufgewachsen, erzählte er vor einem halben Jahr in einem Interview. Petersson – schlacksig, dunkelhaarig, gut aussehend – wuchs in einer Kleinstadt bei Göteborg auf und fiel dort schon allein aufgrund seines exotischen Aussehens auf.

Wer auffällt, bewegt etwas

Er nutzte das zu seinem Vorteil, nach dem Motto: wer auffällt, bewegt auch was. Als ihn die Firmengründer 2012 baten, die Geschäfte bei Oatly zu übernehmen, zögerte er zunächst. Hafermilch habe er zunächst für langweilig gehalten, sagt er. Bis er das Marktpotenzial erkannte. Im Gegensatz zum stagnierenden Milchsektor verzeichnen pflanzliche Ersatzprodukte seit gut einem Jahrzehnt traumhafte Zuwachsraten.

Weltweit gehört Oatly zu den führenden Herstellern von Pflanzendrinks. Inzwischen ist Oatly in mehr als 20 Ländern präsent. Auch in der Schweiz sind Oatly-Produkte erhältlich. Das Unternehmen will den jüngsten Kapitalzufluss laut Petersson nutzen, um neue Produktionsanlagen zu bauen und weiter zu expandieren.

2018 errichtete Oatly seine erste Fabrik in den USA, eine weitere ist in Planung. Laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen ist der Absatz von Milchalternativen allein 2019 um 25 Prozent gestiegen. Ein Wachstum, das vor allem zulasten von Kuhmilch geht. Deren Verbrauch sinkt auch hierzulande stetig.