Josip Drmic unerwünschtEin Schweizer Nationalspieler auf dem Abstellgleis
Der Nationalstürmer ist von Norwich abserviert worden. Dabei will der 28-Jährige einfach «nur wieder kicken», wie er selber sagt. Zum Beispiel beim FC Zürich.
Josip Drmic hat die Bilder vom Trainingsauftakt des FCZ gesehen. Die Zürcher starteten am Dreikönigstag mit ihrem prominenten Neuzugang Blerim Dzemaili in die Vorbereitung für die Rückrunde. «Ich freue mich sehr für Blerim», sagt Drmic zur Rückkehr seines ehemaligen Nationalmannschaftskollegen. Wie es für ihn persönlich weitergeht, steht in den Sternen.
Aufgeben – das passt nicht zu Josip Drmic.
Im Sommer wurde der 28-jährige Stürmer bei Premier-League-Absteiger Norwich City zur U-23 abgeschoben. «Unerwünscht» sei er gewesen. Er durfte nicht aufs Mannschaftsfoto, der Kontakt zu den Kollegen in der Profi-Mannschaft wie auch das Betreten der Kabine waren ihm untersagt. Im September wurde Drmic trotz laufenden Vertrags bis 2022 aussortiert. «Man hat mir auf einen Schlag alles weggenommen», sagt der 35-fache Schweizer Internationale (10 Tore).
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Eine Erklärung habe er nicht erhalten. «Das muss man den Club fragen.» Klar habe auch er sich Gedanken gemacht, ob er etwas falsch gemacht habe. «Aber ich war immer pünktlich, habe mich korrekt verhalten und habe Zusatztrainings gemacht.» Nein, er habe sich nichts vorzuwerfen. Wahrscheinlich wollte man ihn schlicht nur von der Lohnliste haben.
Dennoch schaut er nicht mit Groll zurück. «Die Premier League war eine tolle Erfahrung. Dafür bin ich dankbar. Ich habe die Entscheidung akzeptiert, auch wenn die Situation schwierig und kompliziert ist. Überhaupt: Die Adjektive «schwierig» und «kompliziert» passen irgendwie zu mir und beschreiben meine Karriere gut. Ich musste immer kämpfen. Mir wurde nichts geschenkt.» Schon nach einem Knorpelschaden 2016 und Knieproblemen 2017 kämpfte er sich wieder zurück.
Viel in den Körper investiert
Diesmal ist er nur im Stolz verletzt. Aber wieder hält sich Drmic allein fit und steht vor einer unsicheren Zukunft.
Hat er die Einzeltrainings nicht satt? «Natürlich reizt mich das Training mit einer Mannschaft mehr, und ich will auch unbedingt wieder auf den Platz zurück. Es ist hart, als müsstest du einen Felsblock bewegen. Aber ich habe in diesen schwierigen Zeiten gemerkt, dass ich den Stein bewegen und Berge erklimmen kann. Egal, wenn ich falle, die Hauptsache ist, ich falle nach vorn. Ich habe gelernt, Situationen anzunehmen, wie sie sind, und stets das Beste daraus zu machen.»
An ein Karriereende hat er nie gedacht. «Dazu bin ich zu jung. Ich habe noch einige gute Jahre vor mir. Wieso soll ich an mir zweifeln? Ich habe in der Bundesliga und in der Premier League gespielt und bewiesen, dass ich es kann. Mit Norwich sind wir als Team gescheitert. Ich habe extrem viel in meinen Körper investiert, fühle mich mental bereit und bin topfit.»
Drmic will bereit sein, wenn ein Club anklopft. Dafür trainiert er zweimal am Tag, im Fitnessraum, im Wald und auf der Tartanbahn. Ein Personalcoach, ein Physio, zwei Ärzte und zwei Trainer gehören zu einem Team, das ihn unterstützt und dem Profi bei den Trainingsplänen hilft.
Finanzieren muss er es aus seinem eigenen Sack. Zudem versucht er, eine Bewilligung von Norwich zu erhalten, damit er vielleicht in der Schweiz bei einem Club trainieren darf. Dazu müssen im Vorfeld aber versicherungstechnische Fragen geklärt sein.
Die Malerei hilft Drmic, herunterzufahren
Das Ziel von Drmic ist klar: «Schnell einen neuen Club zu finden», sagt der 28-Jährige. Egal, ob in Deutschland, England, Italien. Oder wie sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Dzemaili zurück zum FCZ, wo er zwischen 2005 und 2013 unter Vertrag stand? «Ich sage nicht, ich will da oder da hin. Ehrlich, ich will nur kicken. Ich möchte einfach wieder auf dem Platz stehen und machen, was ich am liebsten tue», sagt Drmic.
Natürlich soll es passen und auch nicht gänzlich ausser Acht gelassen werden, dass er aus der Premiere League kommt und dem Kader des Nationalteams angehört. Mit dessen Staff und einigen Nationalmannschaftskollegen wie zum Beispiel mit Xherdan Shaqiri, Michael Lang, Denis Zakaria und Yann Sommer («allerdings hat Yann keine enge Beziehung zu seinem Natel») stehe er in Kontakt. «Auch Vladimir Petkovic meldet sich hin und wieder, um sich zu erkundigen und mir gut zuzureden.» Das schätze er am Nationaltrainer auch sehr.
Seit Anfang Januar steht das Transferfenster offen, und Drmic kann wieder hoffen, einen neuen Club zu finden. Bis der 28-Jährige aber seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Toreschiessen nachgehen kann, vertreibt er sich die freie Zeit mit Malerei und Musik.
Mit «No Tomorrow» brachte der Schweizer 2019 einen ersten eigenen Song heraus. 2020 folgte mit «Cinderella« eine zweite Single, in der er gemeinsam mit seinem Jugendfreund Lumi rappt. «Musik war schon immer ein Teil meines Lebens, und ich lerne von meinen Producer-Kollegen immer dazu.» Vor zwei Jahren kaufte er sich zudem eine Staffelei und begann mit der Malerei. «Das Malen hilft mir, um runterzukommen, aber auch, um meine Fantasie und Kreativität auszuleben.»
Müsste er seine aktuelle Situation malen, würde er Neonfarben verwenden. «Hell, positiv, leuchtend und voller Energie.» Und das Motiv? Drmic: «Titel und Medaillen und Bilder, wie ich einen Pokal hochhebe. Oder ich würde versuchen, die tolle Zeit an einer EM oder WM auf die Leinwand zu bringen.»
Nur ein Motiv kann er sich auch in Gedanken nicht ausmalen: alles hinzuschmeissen. Selbst die Frage, wie viel Zeit er sich gibt, schiebt er von sich. «Können wir diese Frage nicht streichen …?», sagt er lachend. Doch nach kurzem Überlegen beantwortet er sie doch: «Ich weiss es nicht, ich fühle aber, dass ich weiter auf den Platz gehöre und in mir noch viele Tore stecken.
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